AfD zieht junge Wähler an: TikTok-Nutzung als Schlüssel zum Erfolg
Die extrem rechte Partei AfD gewinnt in Deutschland zunehmend an Unterstützung. Wissenschaftler haben untersucht, warum sie für junge Menschen so attraktiv ist.
08.09.2024 16:47
Die rechtsextremen Tendenzen in der Welt werden stärker. Das Ergebnis der Wahlen in den USA steht auf der Kippe, in Frankreich hat die Linke die Parlamentswahlen gewonnen, obwohl Umfragen einen eindeutigen Triumph der konservativen Partei von Marine Le Pen voraussagten, und in der Slowakei regiert Robert Fico, der sympathisierende Führer der Russland-freundlichen Partei SMER. Auch in Deutschland ist ein verstärktes Zurückgreifen auf sogenannte traditionelle Werte zu erkennen. Die extrem rechte Partei AfD gewinnt immer mehr Unterstützung und die Landtagswahlen in immer mehr Bundesländern. Es ist zu betonen, dass die AfD allgemein als extremistische Organisation mit gefährlichen Neigungen zum Nationalismus betrachtet wird und dass einige ihrer Zweige besondere Vorsicht seitens der Sicherheitsdienste erwecken.
Die Partei agiert jedoch völlig legal und ist derzeit äußerst populär, besonders unter jungen Menschen. Sage und schreibe 27 % der Wähler im Alter von 18 bis 24 Jahren unterstützen die AfD. Die nächstbeliebteste Partei in der Umfrage, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, kommt nur auf 23 % Unterstützung.
Wissenschaftler antworten: Warum wählen junge Menschen die AfD?
Die Popularität der AfD bei der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen könnte laut Wissenschaftlern unter anderem an den Internetaktivitäten der Partei liegen. Die extreme Rechte ist sehr aktiv auf TikTok, generiert immense Reichweiten und erreicht Millionen von Menschen. Andere Parteien in Deutschland haben sich bisher nicht so intensiv darauf eingestellt, in weniger konventionellen Formen mit den Wählern zu kommunizieren. Das ist ein großer Vorteil der AfD, wie eine Studie des Instituts Infratest dimap bestätigt.
„Aus meiner Sicht sind die Ergebnisse alarmierend, weil sie zeigen, wie es die AfD und in Teilen auch das BSW relativ einfach schaffen können, junge Menschen zu erreichen, die kein starkes Interesse an Politik auf TiKTok angeben und sich auch nicht explizit für bestimmte Parteien interessieren,” kommentierte Professor Roland Verwiebe von der Universität Potsdam, einer der Koordinatoren des Projekts.
Die Popularität auf TikTok beeinflusste den Erfolg der AfD
Um den Erfolg der AfD im Detail zu untersuchen, erstellten Forscher aus Potsdam 30 fiktive Benutzerkonten auf TikTok. Die Konten wurden Personen zugewiesen, die 18 Jahre alt waren—geboren im Jahr 2006—und in Thüringen, Sachsen und Brandenburg wohnten, also in Bundesländern, in denen Wahlen in zwei Wochen stattfinden werden.
Die Wissenschaftler analysierten über 75.000 Videos, die auf der Startseite von TikTok angezeigt wurden, und es stellte sich heraus, dass selbst bei einem neutralen Algorithmus die AfD-Inhalte bis zu neunmal pro Woche auftauchten. Die Sichtbarkeit der Inhalte anderer deutscher Parteien war minimal. Ihre Videos erschienen etwa einmal pro Woche im Tab "Für dich".
„Die unter 24-Jährigen informieren sich politisch zur Hälfte ausschließlich oder überwiegend auf TikTok. Das ist eine ziemlich fette Hausnummer", erklärte Prof. Verwiebe. Er hob auch den Einfluss von Influencern, die rechtsextreme Inhalte subtil vermitteln, hervor.