Baltikum setzt auf NATO-Panzer, Lettland testet T‑55 Relikte
Die lettischen Streitkräfte haben die Befestigungen an der Grenze zu Russland getestet. Ein im Internet veröffentlichtes Video, das einen T-55-Panzer zeigt, hat die Aufmerksamkeit einiger Medien erregt. Diese weisen darauf hin, dass trotz der jüngsten Investitionen in die Modernisierung der Armee die kleineren baltischen Staaten in bestimmten Bereichen vollständig von der NATO abhängig sind. Dies betrifft zum Beispiel die Verfügbarkeit von Panzern.
Das ukrainische Portal Defence Express, das sich auf militärische Themen spezialisiert hat, berichtet, dass Litauen und Estland überhaupt keine Panzer besitzen und die lettische Armee lediglich über drei T-55-Exemplare verfügt. Diese wurden im Jahr 2000 kostenlos von Dänemark übernommen. Dies spiegelt den Ansatz der baltischen Staaten wider, die den Kauf von Panzern lange Zeit hinausgezögert haben, da sie davon ausgingen, dass andere NATO-Mitgliedstaaten genug schwere Waffen haben, um Litauen, Lettland und Estland im Falle einer russischen Aggression zu schützen. Der Krieg in der Ukraine hat diesen Ansatz jedoch infrage gestellt.
Tests der lettischen Grenzbefestigungen
Das Video der lettischen Streitkräfte zeigt die sogenannten „Drachenzähne“. Diese charakteristischen Befestigungen wurden in den letzten Monaten an den Grenzen zu Russland errichtet.
Solche Strukturen sollen vor allem als Barrieren gegen Panzer dienen. Der T-55 sollte allerdings eher als Antiquität angesehen werden und nicht als Panzer mit echtem Kampfwert. Es handelt sich um eine sowjetische Konstruktion, die 1958 in Dienst gestellt wurde. Der Panzer verfügt über einen Motor mit 434 Kilowatt, eine 100-mm-Kanone und zwei Maschinengewehre. Aus heutiger Sicht bietet der T-55 weder eine angemessene Situationsbewusstheit (aufgrund fehlender moderner Sensoren und Optiken) auf dem Schlachtfeld noch die notwendige Feuerkraft. Zudem hat er eine so schwache Panzerung, dass die Besatzung nicht einmal vor Drohnen geschützt ist.
Im Fall von Lettland ist es ungewiss, ob die Armee überhaupt Munition für die drei T-55-Panzer hat. Möglicherweise dienen sie nur noch als gepanzerte Fahrzeuge.
NATO-Panzer in den baltischen Staaten
Modernere Panzer sind in den baltischen Staaten hauptsächlich im Rahmen der sogenannten NATO-Enhanced Forward Presence (eFP) stationiert. In Lettland sind derzeit unter anderem polnische PT-91 „Twardy“ stationiert, die demnächst gegen Leopard 2PL ausgetauscht werden sollen. Diese werden unter anderem den kanadischen Leopard 2A4M hinzugefügt.
Anfang Oktober bestätigten die litauischen Behörden die Vorbereitungen zum Kauf deutscher Leopard 2A8. Ähnlich entschieden sich zuvor die Niederlande, die lange Zeit ohne Panzer auskamen, mit denselben Modellen ihre Panzertruppe wiederzubeleben. Mehr dazu erfahren Sie hier.