NachrichtenBenediktinerinnen aus Kansas kämpfen für Unternehmensverantwortung

Benediktinerinnen aus Kansas kämpfen für Unternehmensverantwortung

Die Benediktinerinnen aus Kansas in den Vereinigten Staaten kaufen Unternehmensaktien nicht nur, um damit Geld zu verdienen. Was bedeutet Investitionsaktivismus?

Die Benediktinerinnen aus Kansas rauben den Konzernen den Schlaf.
Die Benediktinerinnen aus Kansas rauben den Konzernen den Schlaf.
Bildquelle: © @canva

19.08.2024 17:03

Zu den beharrlichsten Unternehmensaktivisten in den Vereinigten Staaten gehören 80 Nonnen aus einem Kloster bei Kansas City. Die Benediktinerinnen von Mount St. Scholastica haben den Kampf gegen Firmen wie Google, Target und Citigroup aufgenommen. Sie fordern die größten Unternehmen auf, konkrete sozial- und umweltfreundliche Maßnahmen zu ergreifen.

Der Investitionsaktivismus der Benediktinerinnen aus Kansas

Schwester Barbara McCracken, die das Programm für Unternehmensverantwortung der Nonnen leitet, sagte dem Portal euronews.com: "Einige dieser Unternehmen hassen uns wirklich." Im Jahr 2004 schlossen sich die Schwestern von Mount St. Scholastica der Benediktiner-Koalition für verantwortungsbewusste Investitionen an, einer von Schwester Susan Mika, einer Nonne aus einem Kloster in Texas, geführten Fachgruppe, die seit den 1980er-Jahren in diesem Bereich tätig ist.

Bis in die 1990er-Jahre hatten die Benediktinerinnen keine Investitionen getätigt. Das änderte sich, als sie anfingen, Geld für die Pflege älterer Schwestern anzusparen und zu investieren. Schwester Rose Marie Stallbaumer, die jahrelang Kassenwartin der Gemeinschaft war, erklärte: "Es war uns sehr wichtig, dies auf verantwortungsvolle Weise zu tun. Wir wollten sicherstellen, dass wir kein Geld sammeln, nur um uns selbst auf Kosten anderer zu helfen."

Auch mit kleinen Investitionen in Aktien werden die Benediktinerinnen zu Aktionärinnen von Unternehmen, was ihnen das Recht gibt, unter anderem Fragen zu stellen, Anträge zu stellen und auf Hauptversammlungen das Wort zu ergreifen. Die Schwestern forderten das Energieunternehmen Chevron auf, seine Menschenrechtspolitik zu erklären, und Amazon auf, die Ausgaben für Lobbyarbeit offenzulegen. Sie riefen auch Netflix dazu auf, einen detaillierteren Ethikkodex zu implementieren, um Diskriminierung und Vielfalt im Vorstand zu gewährleisten.

Teilen ist "die Fortführung der katholischen Soziallehre"

Die Benediktinerinnen schlugen mehreren Pharmaunternehmen vor, ihre Patentpraktiken zu überdenken, die die Preise für Medikamente in die Höhe treiben könnten. Ihre Resolutionen werden selten angenommen und sind, auch wenn sie angenommen werden, in der Regel nicht bindend. Für die Nonnen sind sie jedoch ein Bildungsinstrument und ein Mittel zur Bewusstseinsbildung innerhalb der Unternehmen. In vielen Unternehmen, in denen sie Anteile halten, wächst die Unterstützung für ihre Initiativen mit der Zeit.

Die Überzeugung, dass Reiche zu viel haben und Arme zu wenig, und dass mehr zum Wohle aller geteilt werden sollte, liegt dem Handeln der Schwestern von Mount St. Scholastica zugrunde. In katholischer Sprache: für das Gemeinwohl. Schwester McCracken begründete die aktiven Investitionen der Nonnen: "Für mich ist es die Fortführung der katholischen Soziallehre". McCracken trat der Benediktinergemeinschaft im Jahr 1961 bei. Die Schwester bezeichnet sich selbst als "seltsame Extrovertierte" im Klosterleben, die "nicht ertragen kann, wenn sie von Ereignissen ausgeschlossen wird".

Andere Nonnen sprachen über ihr Engagement im Anti-Kriegs-, Anti-Rassismus- und Gewerkschaftsaktivismus. Mit fast 85 Jahren kann McCracken nicht mehr so aktiv sein wie früher, aber das Investieren ermöglicht ihr eine "sitzende Arbeit, wenn man nicht auf die Straße gehen kann". Benediktinerinnen gehen nicht in Rente. "Wir verwenden dieses Wort nicht", stellte McCracken fest. Sie fügte hinzu: "Wenn wir noch genug Verstand haben, dann machen wir einfach weiter, verstehst du?"

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