Das vergessene Kriegsflugzeug: Vom russischen Wald zur Flugshow
Was könnte ein Nachkomme eines deutschen Piloten, ein mysteriöser Wald in Russland und ein Mitarbeiter von Bill Gates gemeinsam haben? Auf den ersten Blick lassen sich kaum Verbindungen erkennen, aber zusammen erzählen diese Elemente eine faszinierende Geschichte über eine außergewöhnliche Entdeckung aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
In der Wildnis nahe Sankt Petersburg wurde 1989 etwas Einzigartiges entdeckt: ein verlassenes deutsches Jagdflugzeug vom Typ Focke-Wulf Fw 190. Laut anderen Quellen erfolgte die Entdeckung im Herbst 1990 durch einen örtlichen Jäger. Analysen ergaben, dass die Maschine 1943 in Bremen hergestellt wurde. Die Frage bleibt, warum das Flugzeug an diesem Ort lag und wie es all die Jahre unbemerkt bleiben konnte.
Die Geschichte der deutschen Maschine
Am Steuer des Flugzeugs saß Paul Rätz, ein deutscher Pilot, der mehrere Luftsiege und drei schwerwiegende Zwischenfälle auf seinem Konto hatte. Dieses spezielle Flugzeug manövrierte über feindliche Stellungen und wurde abgeschossen.
Rätz flog am 19. Juli 1943 von der Luftwaffenbasis in Siwerskaja in Richtung des damals belagerten Leningrads. Die Mission der deutschen Piloten war, die Versorgungslieferungen, die die Sowjets durch den sogenannten "Korridor des Todes" erhielten, zu unterbinden.
Rätz' Aufgabe war es, einen gepanzerten Zug abzufangen, aber sein Flugzeug erlitt anstelle eines Angriffs auf das Ziel einen Ausfall durch Überhitzung des Motors. Dies zwang den Piloten zu einer Notlandung zwischen den Bäumen.
Nach dem Verlassen der Maschine machte sich Rätz auf den Weg nach Westen, in der vergeblichen Hoffnung, hinter die eigenen Linien zurückzukehren. Er wurde gefangen genommen und blieb bis 1949 Kriegsgefangener. Sein Tod trat vier Jahrzehnte später ein, ohne dass er den Fund seines Wracks miterlebte.
Das Flugzeug wurde 1991 mithilfe einer Hubschrauberoperation aus dem Wald geborgen. Die Restaurierung übernahmen Briten und Amerikaner, wobei auch der Sohn von Paul Rätz beteiligt war. Während der Restaurierung entdeckte man eine Verstopfung in der Kraftstoffanlage und ein Stück Stoff im Motor – Hinweise auf einen möglichen Sabotageakt.
Der Kauf des gefundenen Flugzeugs
Ein Sammler aus Großbritannien, Doug Arnold, erwarb das Flugzeug zunächst, danach wurde es für Paul Allen, Philanthrop und Mitbegründer von Microsoft, interessant. 1999 erwarb die von Allen gegründete Firma Flying Heritage Collection das Flugzeug.
Obwohl der Wert der Transaktion unbekannt ist, weiß man, dass das Flugzeug im Juli 2008 nach Arizona transportiert wurde, um die Restaurierung abzuschließen. Am 2. Dezember 2010 flog die Maschine erstmals seit Kriegszeiten wieder und nimmt seither als das einzige funktionsfähige Modell des Jagdflugzeugs Focke-Wulf Fw 190 an Flugshows teil.