NachrichtenDeutsche Wahlen: Wegweisende Entscheidungen für Wirtschaftswachstum

Deutsche Wahlen: Wegweisende Entscheidungen für Wirtschaftswachstum

Investoren warten zunehmend ungeduldig auf die Wahlergebnisse in Deutschland. Denn der Ausgang der Wahlen wird darüber entscheiden, ob und in welchem Tempo Impulse für Ausgaben gesetzt werden, die das Schicksal der deutschen und europäischen Wirtschaft beeinflussen könnten.

Die Deutschen warten auf das Wahlergebnis.
Die Deutschen warten auf das Wahlergebnis.
Bildquelle: © Getty Images | Johannes Simon
Robert Kędzierski

Nächste Woche finden in Deutschland Wahlen statt, nachdem der derzeitige Kanzler Olaf Scholz seine Regierungsmehrheit verloren hat. Marktanalysten betonen die Notwendigkeit, die öffentlichen Ausgaben in der größten Volkswirtschaft Europas zu erhöhen. Laut Schätzungen von Goldman Sachs stagniert die deutsche Wirtschaft seit 2019, während die Eurozone ein Wachstum von 5 % und die Vereinigten Staaten von 11 % verzeichnen.

Deutschland ist das einzige Land der G7-Gruppe, dessen öffentliche Verschuldung deutlich unter 100 % des BIP liegt. Im Gegensatz zu den Sorgen über die hohe Verschuldung in den USA, Großbritannien und Frankreich ermutigen Investoren Deutschland, das Verschuldungsniveau zu erhöhen, um das Wachstumspotential der Wirtschaft zu stimulieren.

Finanzmärkte beobachten aufmerksam die Möglichkeit, die deutsche Ausgabenregel zu lockern, die derzeit neue Kredite einschränkt. Diese Frage wird besonders dringlich im Hinblick auf die US-Zölle, die der ohnehin geschwächten deutschen Wirtschaft zusätzlich schaden könnten, und die Notwendigkeit, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen.

Markterwartungen an Reformen

Laut einer Umfrage der Bank of America im Januar erwarten fast zwei Drittel der Investoren nur eine geringe Lockerung der Schuldenbremse. Nicola Mai von PIMCO, einem der größten Anleihefonds, bezeichnet die aktuelle Schuldenbremse als "Sicherheitsweste" und sieht in Deutschland die Möglichkeit, seine Verschuldung zu erhöhen.

Friedrich Merz, der wahrscheinliche zukünftige Kanzler und konservative Führer, zeigt sich offen für eine begrenzte Reform der Schuldenbremse. Derzeit begrenzt diese Regel das strukturelle Defizit auf 0,35 % des BIP. Laut einer Umfrage von Citi im Dezember erwarten die Kunden der Bank, dass diese Grenze auf 1 % angehoben wird – berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Die Rendite der deutschen 10-jährigen Staatsanleihen übertraf im letzten Jahr den Zinsswap teilweise aufgrund der Erwartungen höherer Emissionen nach dem Regierungszusammenbruch im November. Seitdem sind die Renditen jedoch nur leicht angestiegen, was darauf hindeutet, dass die Märkte höhere Ausgaben als handhabbar betrachten.

Saxo Bank: Wahlergebnisse entscheidend

Die Bedeutung der deutschen Wahlergebnisse wird auch im Bericht der Saxo Bank hervorgehoben. John J. Hardy, Chef-Makroökonom, betont, das Wichtigste sei, ob der neue Kanzler in der Lage sein wird, eine Koalition zu bilden, die eine flexiblere Fiskalpolitik ermöglicht und die Befürchtungen im Zusammenhang mit den Schuldenbeschränkungen zerstreut.

- Die größten Chancen hat eine weitere "große Koalition" mit der SPD, obwohl auch eine Zusammenarbeit mit den "Grünen", die sich auf Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung konzentrieren, möglich ist. Beide Optionen könnten dem Euro zugutekommen, vorausgesetzt die Koalition ist stark genug, um Blockaden von anderen Parteien zu vermeiden. Darüber hinaus wird die Rolle der EU bei der Gestaltung der Bedingungen des Abkommens und dessen Folgen von Bedeutung sein – meint Hardy.

Deutschland hat ein großes Problem

Laut den neuesten Prognosen des ifo Instituts wird Deutschland im Jahr 2025 das schwächste Wirtschaftswachstum unter den entwickelten Ländern haben. Niklas Potrafke vom ifo Institut weist auf den dramatischen Rückgang der Attraktivität Deutschlands hin und plädiert dringend für marktwirtschaftliche Reformen.

Die Prognosen für die deutsche Wirtschaft deuten auf ein minimales Wachstum hin – es soll 1 % im Jahr 2026 und 1,3 % im Jahr 2028 betragen. Die globalen Wirtschaftsaussichten für 2025 sind optimistischer, mit einem erwarteten Wachstum von 2,9 % (im Vergleich zu 2,6 % im Jahr 2024).

Die höchsten Wachstumsraten werden in Afrika (3,9 %) und Asien (3,8 %) erwartet, während Europa (2,1 %) und Nordamerika (2,4 %) niedrigere Werte aufweisen sollen. Besonders hohe Wachstumsraten werden in Westafrika (5,6 %) und Zentralasien (5,1 %) vorhergesagt.

Langfristig soll die Weltwirtschaft mit einer Rate von 3,2 % im Jahr 2026 und 3,1 % im Jahr 2028 wachsen. Diese Daten stammen aus einer Umfrage im Dezember 2024, an der 1.398 Wirtschaftsfachleute aus 125 Ländern teilnahmen. Experten betonen außerdem, dass in einigen Ländern, wie China, Argentinien, Spanien und den Niederlanden, das Wachstum stabil bleiben oder sinken könnte.

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