Deutsche Wirtschaft in der Rezession: Energiepreise belasten weiter
Im Jahr 2024 geriet die deutsche Wirtschaft in eine technische Rezession. Nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes sank der reale Wert des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist das zweite Jahr in Folge, in dem die deutsche Wirtschaft ein BIP-Minus verzeichnet.
Die wichtigsten Faktoren, die das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr hemmten, waren wachsende Konkurrenz auf den Hauptexportmärkten, hohe Energiekosten und anhaltend hohe Zinsen. Eine zusätzliche Belastung stellte die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Perspektiven dar. Infolgedessen lag das BIP Deutschlands im Jahr 2024 nur 0,3 % über dem Niveau vor der Pandemie im Jahr 2019.
Schwäche der Industrie und des Bauwesens
Im industriellen Sektor gab es einen erheblichen Rückgang der Bruttowertschöpfung um 3 %. Besonders betroffen waren Schlüsselbranchen wie der Maschinenbau und die Automobilindustrie. In der Automobilindustrie hatte das Auslaufen des Programms zur Förderung des Kaufs von Elektrofahrzeugen Ende 2023 einen negativen Einfluss. Energieintensive Industriezweige wie die Chemie oder Metallurgie hielten nach bedeutenden Rückgängen im Jahr 2023 aufgrund hoher Energiekosten eine niedrige Produktion aufrecht.
Ein noch stärkerer Rückgang der Bruttowertschöpfung um 3,8 % wurde im Bauwesen verzeichnet. Hohe Preise für Baumaterialien und hohe Zinssätze führten zu einer deutlichen Einschränkung der Wohnungsinvestitionen. Ein positiver Aspekt war jedoch die Modernisierung und der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.
Uneinheitliche Entwicklung des Dienstleistungssektors
Der Dienstleistungssektor als Ganzes verzeichnete ein Wachstum von 0,8 %, jedoch war die Situation in den einzelnen Branchen unterschiedlich. Der Einzelhandel und die Transportdienstleistungen verzeichneten Zuwächse, während der Autohandel, der Großhandel und die Gastronomie Rückgänge erlebten. Besonders dynamisch entwickelte sich die IT- und Telekommunikationsbranche mit einem Wachstum von 2,5 %.
Der öffentliche Sektor, einschließlich Verwaltung, Bildung und Gesundheitswesen, erhöhte die Bruttowertschöpfung um 1,6 %. Im Gegensatz dazu stagnierte der Bereich der Unternehmensdienstleistungen. Durch diese Veränderungen stieg der Anteil des Dienstleistungssektors an der gesamten Bruttowertschöpfung der deutschen Wirtschaft erneut an.
Die Beschäftigung in der deutschen Wirtschaft stieg im Jahr 2024 um 72.000 Personen auf ein Rekordniveau von 46,1 Millionen Erwerbstätigen. Ein beunruhigendes Signal ist jedoch das Abflauen des Beschäftigungswachstums gegen Ende des Jahres. Neue Arbeitsplätze entstanden hauptsächlich im Dienstleistungssektor, während Industrie und Bauwesen Beschäftigung abbauten.
Das Defizit des öffentlichen Sektors im Jahr 2024 betrug 113 Milliarden Euro, was 2,6 % des BIP ausmachte. Dies entspricht dem gleichen Niveau wie im Vorjahr und liegt unterhalb der EU-Grenze von 3 % des BIP. Es ist jedoch zu beachten, dass nur die Bundesregierung ihr Defizit verringerte, hauptsächlich aufgrund des Auslaufens von Schutzprogrammen im Kontext der Energiekrise.