Deutschland im Wohnungsnotstand: 550.000 Sozialwohnungen fehlen
Laut der "Deutsche Welle" fehlt es in Deutschland an rund 550.000 Sozialwohnungen. Experten weisen darauf hin, dass der soziale Wohnungsbau im Land zu teuer sei, und fordern eine Vereinfachung der Bauvorschriften, um die Kosten bis zu ein Drittel zu senken. Gleichzeitig warnen Gewerkschaften, dass sich die Wohnungsproblematik weiter zuspitzen könnte.
Deutschland hat mit einem erheblichen Mangel von 550.000 Sozialwohnungen zu kämpfen. Angesichts dieser Situation plädieren Mieterorganisationen, Baugewerkschaften, Branchenverbände und die Caritas für den Bau von jährlich 100.000 neuen Sozialwohnungen. Wie die "Deutsche Welle" berichtet, wären dafür Investitionen in Höhe von 11 Milliarden Euro seitens der Bundesregierung und der Bundesländer notwendig.
Laut Experten sind überhöhte Baustandards eines der Hauptprobleme, die die Investitionskosten erheblich in die Höhe treiben. Matthias Günther vom Pestel-Institut in Berlin betont, dass das Problem zunehmen wird, da bis 2035 viele Menschen der Babyboomer-Generation in Rente gehen und ihre Einkommen es nicht erlauben, teurere Wohnungen zu mieten.
Zusätzlich wächst die Nachfrage nach Sozialwohnungen aufgrund des Zustroms von Migranten und der Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen.
Zu viele "Premium-Sozialwohnungen"
Dietmar Walberg vom Kieler Forschungsinstitut Arge weist darauf hin, dass paradoxerweise trotz erhöhter Mittel für den sozialen Wohnungsbau im Jahr 2023 nur 23.000 neue Einheiten entstanden sind, was im Vergleich zu den Vorjahren ein Rückgang ist. Der Grund für dieses Phänomen ist der Bau sogenannter Premium-Sozialwohnungen, die einfach zu teuer sind.
Walberg ist der Ansicht, dass die Kosten erheblich gesenkt werden können, indem Standards reduziert werden, zum Beispiel durch den Verzicht auf dreifach verglaste Fenster, übermäßige Schalldämmung, Tiefgaragen und Keller. Seiner Meinung nach könnten grundlegende Wohnungen sogar um ein Drittel günstiger sein, ohne die wichtigsten Bauvorschriften zu verletzen.
Auch Robert Feiger, der Leiter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, hat auf das Problem aufmerksam gemacht und kritisiert den Mangel an geeigneten Vorschlägen in den politischen Programmen.