Die politische Krise lässt südkoreanische Märkte erzittern
Die südkoreanische Verfassungskrise sorgt für erhebliche Turbulenzen auf den Finanzmärkten der Region und führt zu bedeutenden Schwankungen an den Börsen und am Devisenmarkt. Der Won hat eine der größten Schwächungen gegenüber dem Dollar seit einigen Jahren verzeichnet, hat jedoch inzwischen teilweise Verluste wettgemacht. Was erwartet uns als Nächstes?
Der südkoreanische Aktienindex Kospi verzeichnete am Mittwoch einen Rückgang um 1,44 % auf 2.464 Punkte, während der Technologieindex Kosdaq um 1,98 % auf 677,15 Punkte sank. Dies ist eine direkte Reaktion der Märkte auf die beispiellose politische Krise, die durch die Einführung und anschließende Aufhebung des Kriegsrechts durch Präsident Yoon Suk-yeol ausgelöst wurde.
Destabilisierung des Devisenmarktes
Der südkoreanische Won geriet stark unter Verkaufsdruck. Alvin Tan, Leiter der Währungsstrategie für Asien bei RBC Capital Markets, weist darauf hin, dass der Won-Kurs in den kommenden Monaten sogar auf 1.450 pro Dollar sinken könnte, trotz der Interventionen der Bank of Korea. Derzeit wird die koreanische Währung bei 1.416,94 pro Dollar gehandelt, was eine deutliche Abwertung seit Beginn der Krise bedeutet.
Die Bank of Korea reagierte sofort auf die Marktturbulenzen und organisierte eine außerordentliche Vorstandssitzung. Die geldpolitischen Behörden kündigten eine Erhöhung der kurzfristigen Liquidität sowie Maßnahmen zur Stabilisierung des Devisenmarktes an. Gleichzeitig erklärte sich der koreanische Finanzregulator bereit, einen Stabilisierungsfonds im Wert von 10 Billionen Won (ca. 6,66 Milliarden Euro) zu aktivieren.
Auswirkungen auf die regionalen Aktienmärkte
Die politische Unsicherheit in Südkorea spiegelt sich auch auf anderen asiatischen Märkten wider. Der Nikkei 225 in Japan schloss nahezu unverändert bei 39.276,39 Punkten, während der chinesische Index CSI 300 um 0,54 % fiel und bei 3.930,56 Punkten schloss. Der Hang Seng in Hongkong verzeichnete in der letzten Handelsstunde einen Rückgang um 0,1 % auf 19.730 Punkte.
Besonders betroffen waren die Aktien südkoreanischer Blue Chips. Samsung Electronics verlor fast 1 %, der Batteriehersteller LG Energy Solution und der Automobilkonzern Hyundai Motor verzeichneten Rückgänge von 2,8 % beziehungsweise 2,4 %. Die Korea Gas Corporation erlitt den größten Kursverlust, deren Aktien um über 14 % fielen.
Globale Investoren reagierten mit Verkäufen südkoreanischer Vermögenswerte. Der iShares MSCI South Korea ETF, ein Fonds, der die Notierungen von über 90 großen und mittelgroßen Unternehmen aus Südkorea abbildet, verzeichnete in der Spitze einen Rückgang von 7 % und erreichte ein 52-Wochen-Tief. Später wurden die Verluste teilweise aufgeholt, und die Sitzung endete mit einem Rückgang von 1,6 %.
David Riedel, Gründer und Präsident von Riedel Research, betonte in einem Kommentar für CNBC, dass die derzeitige politische Krise das Vertrauen der Investoren in den südkoreanischen Markt langfristig beeinträchtigen könnte. Er wies jedoch auf Sektoren hin, die relativ unempfindlich gegenüber politischen Turbulenzen sein könnten, darunter Atomkraft, Kosmetik und die Verteidigungsindustrie.
Trinh Nguyen, leitender Ökonom bei Natixis, weist darauf hin, dass die politische Krise die südkoreanische Wirtschaft zu einem besonders schwierigen Zeitpunkt trifft. Das Land kämpft bereits mit schwacher Inlandsnachfrage, schrumpfendem Export und einem Abwärtstrend im Halbleitermarkt. In dieser Situation wäre eine starke Regierung besonders wichtig, um ein langfristiges fiskalisches Unterstützungsprogramm umzusetzen.