AutosDroht der Automobilbranche ein Handelskrieg mit den USA?

Droht der Automobilbranche ein Handelskrieg mit den USA?

Der Automobilsektor umfasst nicht nur die Autohersteller, sondern auch – und vielleicht sogar in erster Linie – die Hersteller von Autoteilen. Bis vor kurzem war die USA der einzige sichere Absatzmarkt für europäische Hersteller, aber inzwischen herrscht dort nur noch Unsicherheit.

Was erwartet die Wirtschaft nach der Amtseinführung von Donald Trump?
Was erwartet die Wirtschaft nach der Amtseinführung von Donald Trump?
Bildquelle: © Pressematerialien | SHEALAH CRAIGHEAD

Donald Trump handelt im Einklang mit dem Motto "America First", und seine dynamische Zollpolitik sorgt für große Bedenken im Bereich der Teilehersteller. Er hat bereits den Export von Aluminium und Stahl getroffen, zwei wesentlichen Materialien in der Automobilbranche. Die Trump-Administration könnte weitere Zölle einführen. Sollte dies eintreten, wird der europäische Automobilsektor – insbesondere die Teilehersteller – in eine schwierige Lage geraten.

25-prozentige Zölle bedeuten konkrete Verluste

Für den Durchschnittsbürger in Europa klingt ein Zoll von 25 Prozent vielleicht nach etwas, das ihn nicht direkt betrifft. Höchstens wird es ein bisschen teurer. Doch hinter dieser Zahl verbirgt sich eine reale Bedrohung: die Abschaffung von schätzungsweise 125.000 Arbeitsplätzen, ein Rückgang der Exporte um mehrere Milliarden Euro, eine Schwächung der Investitionen und ein weiterer Schlag für die Lieferketten. Benjamin Krieger von CLEPA (Europäischer Verband der Automobilzulieferer) räumt ein, dass die Lieferanten diesen Schlag stärker spüren könnten als die Endhersteller.

In den letzten Jahren hat Europa den Zugang zu Märkten verloren – durch den Krieg in der Ukraine, Spannungen mit China und Inflation. Die Vereinigten Staaten waren lange Zeit ein relativ sicherer Partner. Wenn auch diese Säule zu wackeln beginnt, könnte die Branche in eine wirklich unangenehme Situation geraten.

Aus den Daten von CLEPA geht hervor, dass bereits jetzt sechs von zehn Unternehmen die geopolitische Situation als negativ für ihr Geschäft bewerten und 42 Prozent nicht mit Rentabilität in diesem Jahr rechnen. Angesichts steigender Kosten und sich von Monat zu Monat vervielfachender Risiken ist das kaum verwunderlich.

Man könnte die Versuchung der Vergeltung seitens der Europäischen Union verstehen, aber Teilehersteller schlagen vor, dass statt Emotionen eine kühle Kalkulation notwendig ist. Europa kann sich keine übereilten Entscheidungen leisten. Eine durchdachte Strategie ist entscheidend – wie man die Interessen der Industrie sichert, ohne sich von wichtigen Partnern abzuschneiden.

Starke Worte kamen von Tomasz Bęben, dem Vorstandsvorsitzenden des Verbandes der Verteiler und Hersteller von Autoteilen (SDCM):

Ein neuer Handelskrieg könnte für die europäische Industrie entweder ein Wendepunkt oder der Sargnagel sein. Alles hängt davon ab, wie schnell und wie mutig die EU-Entscheidungsträger reagieren. Das Jahr 2025 ist das Jahr der letzten Chance für die Branche. Wie das SDCM in einer Pressemitteilung treffend formuliert: "Widerstandsfähigkeit entsteht nicht zufällig. Man muss sie aufbauen – durch gemeinsame Anstrengungen, eine klare Strategie und ohne unnötige Zeitverluste".

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