Elon Musk vs. Wikipedia: Kritik an linker Voreingenommenheit

Milliardär Elon Musk hat seine Anhänger dazu aufgerufen, Wikipedia keine Spenden mehr zukommen zu lassen, das er abwertend als "Wokepedia" bezeichnete, bis die Plattform ihre "redaktionelle Macht wieder ins Gleichgewicht bringt". Laut der digitalen Marketing-Plattform Semrush war die virtuelle Enzyklopädie im November 2024 die viertmeistbesuchte Website der Welt, mit monatlich 6,7 Milliarden Besuchen. Die Website wird von der Wikimedia Foundation verwaltet, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in San Francisco, USA.

Musks Beitrag erschien auf X, dem Portal, dessen reichster Mann der Welt er ist. Er reagierte damit auf einen Post des Accounts Libs of TikTok, der extrem rechte Inhalte veröffentlichte. Nach der Übernahme von Twitter durch den Milliardär im Jahr 2022 verschwand die Moderation auf der Plattform nahezu, was sie zu einer Quelle für Hassreden und Desinformation machte, die in anderen sozialen Medien mehr oder weniger kontrolliert werden.

Der Post von Libs of TikTok, auf den Musk reagierte, teilte ein Diagramm aus dem jährlichen Finanzbericht von Wikipedia für die Jahre 2023/24. Laut der Grafik wurden in diesem Zeitraum 29 % des Budgets der Enzyklopädie für "Sicherheit und Inklusivität" sowie "Gleichstellung" verwendet. Elon Musk bot 2023 der Wikimedia Foundation 935 Millionen Euro für die Umbenennung der Seite in "Dickipedia" an. Das Angebot wurde nicht angenommen.

Ein Sprecher der Wikimedia Foundation erklärte in einer E-Mail an die Redaktion des amerikanischen "Newsweek", dass die Ausgaben für Gleichheit "darauf abzielen, mehr Menschen das Teilen von zuverlässigem Wissen auf Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten zu ermöglichen." Er schrieb: "Wikipedia basiert auf der Annahme, dass es besser wird, wenn mehr Menschen mit unterschiedlichen Ansichten (einschließlich politischer) Quellen hinzufügen, bearbeiten, erstellen und Inhalte überprüfen."

Der Wikipedia-Sprecher fügte hinzu: "Dieses Ziel konzentriert sich auf rechtliche Maßnahmen, die die Meinungsfreiheit schützen, Zensur verhindern und sich für gesetzliche Bestimmungen einsetzen, die Wikipedia für alle Nutzer zugänglich halten." Wikipedia wird von beiden Seiten des weltanschaulichen Spektrums wegen Voreingenommenheit kritisiert. In einem Artikel vom Juli 2018 beschuldigte die Zeitung "The Guardian" Wikipedia einer "von Männern dominierten und pro-westlichen" Ausrichtung und verwies auf Studien, die zeigten, dass nur 16 % der Editoren der Seite Frauen waren.

Im Januar 2024 veröffentlichte David Rozado, Professor für Informatik am neuseeländischen Otago Polytechnic, eine Studie, die zeigte, dass "Wikipedia häufiger Personen mit rechten Ansichten in einem negativen Licht darstellt als ihre linken Pendants." Diese Anschuldigung, die auch von der Rechten, insbesondere der extremen, gegen Medien erhoben wird, sollte eingehender untersucht werden.

Sollten progressive und konservative Ansichten tatsächlich "gleich" in Bereichen vertreten sein, die von Natur aus der Wahrheit verpflichtet sind, wie Enzyklopädien oder Medien? Dass rechte Ansichten häufiger "Opfer" von Faktenüberprüfungen werden, ist nicht das Ergebnis einer "woken" Verschwörung, sondern der Tatsache, dass regressiver Konservatismus oft den Daten und objektiven Informationen widerspricht. Der rechte Standpunkt beruht auf einer Bindung an Tradition und Vergangenheit sowie dem Wunsch, den Status quo aufrechtzuerhalten, genährt durch (häufig imaginäre) Ängste vor den Konsequenzen von Veränderungen, die Personen mit progressiven Ansichten fordern.

Elon Musks Kampf um "Redefreiheit" ist in Wirklichkeit ein Kampf um das Recht, "gleich intensiv" fremdenfeindliche, rassistische oder homophobe Inhalte zu veröffentlichen, die Aufmerksamkeit erregen und die Ängste der Konservativen schüren, um den Status quo zu bewahren. Dies kanalisiert die Frustration, die durch die enormen sozialen Ungleichheiten in den USA verursacht wird, von denen Musk einer der Hauptnutznießer ist. Daher die Abneigung des X-Eigentümers gegenüber Wikipedia. Von Millionen Nutzern bearbeitet, kommt es den trockenen Fakten näher, deren allgemeine Verfügbarkeit nicht im Interesse von Milliardären liegt.