NachrichtenEntsetzen nach Angriff auf Kinder: Politstreit um Migration entbrannt

Entsetzen nach Angriff auf Kinder: Politstreit um Migration entbrannt

Ein Afghane wird verdächtigt, eine Gruppe von Kindern in Bayern angegriffen zu haben. Politiker reagieren heftig und streiten über die Migrationspolitik in Deutschland.

Messerattacke in Deutschland. Politiker streiten über Migrationspolitik
Messerattacke in Deutschland. Politiker streiten über Migrationspolitik
Bildquelle: © PAP
Kamila Gurgul

Zwei Personen kamen ums Leben, und drei wurden bei einem Messerangriff in Aschaffenburg, Bayern, am Mittwoch, dem 22. Januar, verletzt. Der Verdächtige ist ein 28-jähriger Einwanderer aus Afghanistan. Er soll eine Gruppe von Kindergartenkindern in einem Park angegriffen haben.

Die Opfer sind ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann, der versuchte, die Kinder zu verteidigen. Drei Personen wurden verletzt: ein zweijähriges Mädchen, ein 61-jähriger Mann und ein Erzieher. Laut Polizei besteht für die Verletzten keine Lebensgefahr.

Der des Angriffs verdächtigte Afghane kam Mitte November 2022 nach Deutschland. Zuvor war er mehrfach durch Gewalttaten aufgefallen. Er war zur psychiatrischen Behandlung eingewiesen, wurde aber jedes Mal entlassen.

Anfang Dezember des letzten Jahres erklärte er schriftlich seine Bereitschaft, Deutschland freiwillig zu verlassen. Daraufhin wurde sein Asylverfahren gestoppt und er wurde aufgefordert, das Land zu verlassen.

Deutsche Politiker ergreifen das Wort. Heftige Auseinandersetzungen zwischen den Parteien

Deutsche Politiker fordern eine schnelle Aufklärung des Falls. Bundeskanzler Olaf Scholz traf sich noch am Mittwochabend mit Innenministerin Nancy Faeser und den Chefs der Sicherheitsbehörden.

Scholz schrieb auf Plattform X: "Es ist eine unfassbare Terror-Tat in Aschaffenburg: Unter den Toten befindet sich auch ein Kleinkind. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Aber das genügt nicht: Ich bin es leid, wenn sich alle paar Wochen solche Gewalttaten bei uns zutragen – von Tätern, die eigentlich zu uns gekommen sind, um hier Schutz zu finden. Da ist falsch verstandene Toleranz völlig unangebracht. Die Behörden müssen mit Hochdruck aufklären, warum der Attentäter überhaupt noch in Deutschland war. Aus den gewonnenen Erkenntnissen müssen sofort Konsequenzen folgen – es reicht nicht zu reden."

Christian Lindner, Vorsitzender der liberalen FDP, die kürzlich gemeinsam mit der SPD und den Grünen die Bundesregierung bildete, reagierte auf den Tweet des Kanzlers und schrieb auf X, dass er "Scholz' Pose zur Genüge kennt". " Es folgte nur nie etwas, weil er [Scholz - ed.] sich in technischen Details verliert und die linken Flügel von Rot-Grün alles verwässern und verzögern", erklärte Lindner. "Ich habe davon genug. Politikwechsel!" fügte er hinzu.

Die führende Figur der populistisch-linken BSW, Sahra Wagenknecht, nutzte den tödlichen Messerangriff als Gelegenheit, erneut einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik zu fordern. "Dass nach Mannheim und Solingen nichts passiert ist, ist in erster Linie das Versagen des Kanzlers und seiner Innenministerin", sagte Wagenknecht dem Magazin "Politico". "Das macht sie politisch mitverantwortlich für jede weitere schreckliche Tat", fügte sie hinzu.

Die Kanzlerkandidatin der populistisch-rechten AfD, Alice Weidel, schrieb auf X: "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen & Verletzten. Remigration jetzt!"

Die AfD, die vom deutschen Verfassungsschutz teilweise als rechtsextrem eingestuft wird, hat "Remigration" (die Zurücksendung von Migranten in ihre Herkunftsländer) in ihr Wahlprogramm aufgenommen.

Gescheiterte Abschiebung nach Bulgarien

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann warf dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das dem Bundesministerium des Innern untersteht, ein Versagen vor. Im Rahmen des Dublin-Verfahrens wurde versucht, den Afghanen nach Bulgarien abzuschieben. Dies wurde am 19. Juni 2023 angeordnet, aber die bayerischen Behörden – verantwortlich für die Abschiebung – wurden mit Verzögerung informiert.

Laut Herrmann wurde der Afghane im Juni 2023 über die Ablehnung seines Asylantrags durch Deutschland informiert. Ihm wurde auch die Abschiebung nach Bulgarien angeordnet. Doch die bayerischen Behörden – verantwortlich für die Durchführung der Abschiebung – wurden erst einige Wochen später und nur sechs Tage vor Ablauf der Frist für die Abschiebung nach Bulgarien darüber informiert. Eine Abschiebung in so kurzer Zeit war nicht möglich.

Nach diesem Fehlschlag unternahm das BAMF bis Dezember des letzten Jahres keine Entscheidung in Bezug auf den Asylantrag des Mannes. – Die Verantwortung dafür liegt allein beim Bamf – sagte Herrmann.

Als Reaktion auf die Äußerungen des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz, dass die Behörden den Fall schnellstmöglich klären müssten, erklärte der bayerische Innenminister, dass der Kanzler könne sich "hier voll mit den eigenen Behörden beschäftigen"". Vor dem Angriff in Aschaffenburg wartete der Verdächtige auf seine afghanischen Dokumente. Eine Abschiebung nach Afghanistan war nicht möglich – erklärte Herrmann.

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