Erdbebenchaos auf Santorini: Massenflucht und Sicherheitsbedenken
Am Dienstag, dem 4. Februar, erschütterte ein Erdbeben der Stärke 4,7 die Insel Santorini und löste sowohl bei den Einwohnern als auch bei den Touristen Panik aus. Eine spontane, massenhafte Evakuierung begann, und im Hafen herrschte großes Chaos.
In der Umgebung der Insel Santorini in der Ägäis werden seit einigen Tagen hunderte Erdbeben registriert. Am Dienstagmorgen erreichte das stärkste eine Magnitude von 4,9. Am selben Tag wurden in der Umgebung der benachbarten Inseln Amorgos und Anafi innerhalb von 50 Minuten sechs Erschütterungen verzeichnet, wobei die stärkste eine Stärke von 3,9 erreichte.
Viele Menschen entscheiden sich, die Insel mit Fähren und zusätzlichen Flügen nach Athen zu verlassen. Die griechische Fluggesellschaft Aegean Airlines hat zusätzliche Verbindungen eingerichtet, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
Chaos in den Häfen
Im Hafen auf Santorini herrschte Chaos, da Hunderte Mensch gleichzeitig versuchten, die Insel zu verlassen. Die Behörden riefen dazu auf, Orte zu meiden, die hauptsächlich von Kreuzfahrtschiffen frequentiert werden. Schulen auf Santorini und den benachbarten Inseln wurden geschlossen, und Veranstaltungen in geschlossenen Räumen wurden abgesagt. Schätzungen zufolge haben bislang schon 9.000 Einwohner und Touristen die griechische Insel verlassen. Auf Santorini leben dauerhaft etwa 15.500 Menschen.
Vorsichtsmaßnahmen
"Aegean Airlines führt zusätzliche Flüge zwischen Santorini und Athen durch. Die Flugzeuge kommen praktisch leer auf die Insel, die Passagiere sind hauptsächlich Vertreter verschiedener Dienste, und sie fliegen voll besetzt ab", berichtete das griechische Portal Protothema.
Derzeit gibt es auf Santorini keine großen, organisierten Gruppen von Polen. Reisebüros bieten fakultative Ausflüge dorthin an, die jedoch hauptsächlich von April bis September stattfinden, sodass der Februar in dieser Hinsicht eine "tote Saison" ist.
Die griechischen Behörden versichern, dass die Situation unter Kontrolle ist und die Vorsichtsmaßnahmen präventiven Charakter haben. Premierminister Kyriakos Mitsotakis leitete ein außerordentliches Treffen in Athen, um sich auf eine mögliche Evakuierung der gesamten Insel vorzubereiten. Polizei und Feuerwehr sind in Alarmbereitschaft.
Experten zur Situation
Costas Papazachos, Professor für Geophysik, betont, dass die Erschütterungen durch tektonische Bewegungen und nicht durch vulkanische Aktivitäten verursacht werden.
"Das bedeutet nicht unbedingt, dass ein starkes Erdbeben folgen wird, aber wir müssen Vorsichtsmaßnahmen treffen", sagte er im Gespräch mit dem Portal Protothema.
Obwohl es bislang keine Zerstörungen gab, haben viele Menschen beschlossen, die Insel zu verlassen, aus Angst vor stärkeren Erschütterungen, zumal Experten die Möglichkeit eines stärkeren Erdbebens, das einen Tsunami auslösen könnte, nicht ausschließen. Die Behörden appellieren zur Ruhe.
Viele Menschen verbringen die Nächte in Autos oder in speziell ausgewiesenen Sicherheitszonen.
Die polnische Botschaft in Athen veröffentlichte auf ihrer Webseite Informationen über die aktuelle Lage und richtete einen Appell an die Polen, die sich auf der griechischen Insel aufhalten, den Empfehlungen der örtlichen Behörden zu folgen: "Die griechischen Behörden empfehlen, große Ansammlungen in geschlossenen Räumen zu vermeiden, sich nicht in den Häfen Ammoudi und Alter Hafen Fira aufzuhalten, stets geladene Mobiltelefone und Powerbanks dabei zu haben sowie sich mit Flaschenwasser zu versorgen".
Auf der Webseite des polnischen Außenministeriums finden sich zudem Warnungen und Ratschläge für Touristen im Falle von Erdbeben: "Griechenland liegt in einer seismisch aktiven Zone, die häufig von Erdbeben betroffen ist. Diese werden durch das Auseinanderdriften und Verschieben tektonischer Platten hervorgerufen. Sie können Gebäude zum Einsturz bringen, Straßen zerstören, Brände, Tsunamis oder Lawinen auslösen".
Die Umgebung von Santorini hat eine reiche seismische Geschichte. 1956 kam es auf der benachbarten Insel Amorgos zu einem Erdbeben mit einer Stärke von über 7, das den größten Tsunami im Mittelmeerraum auslöste.