NachrichtenEuropa muss aufrüsten: 300.000 Soldaten und 250 Mrd. Euro nötig

Europa muss aufrüsten: 300.000 Soldaten und 250 Mrd. Euro nötig

Europa wird laut Einschätzungen des Bruegel-Instituts 300.000 zusätzliche Soldaten benötigen und die Verteidigungsausgaben um mindestens 250 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen müssen, um die russische Aggression abzuwehren und den Rückzug der USA auszugleichen.

Olaf Scholz veröffentlichte ein Foto vom Gipfel in Paris.
Olaf Scholz veröffentlichte ein Foto vom Gipfel in Paris.
Bildquelle: © X
Przemysław Ciszak

Der politische Kurswechsel der USA, der mit der Präsidentschaft von Donald Trump begann, hat Europa erschüttert. Gespräche mit der russischen Seite sorgen bei den EU-Führern für Unruhe. Das Bruegel-Institut hat die Kosten kalkuliert, die die Europäische Union aufbringen muss, um nicht nur den Rückzug der amerikanischen Unterstützung für die Ukraine, sondern auch den Schutzschirm über dem alten Kontinent auszugleichen.

Dem Bruegel-Institut zufolge ist Europa in der Lage, der Ukraine zusätzliche Waffen zu liefern, um ihre Kampffähigkeiten aufrechtzuerhalten und den Rückzug der US-Unterstützung zu kompensieren.


Obwohl die Ukraine und die EU auf einige wesentliche amerikanische strategische Unterstützungsmaßnahmen wie Spionage und Satellitenkommunikation angewiesen sind, ist es schwierig, diese kurzfristig zu ersetzen. Dennoch gibt es bei Bedarf alternative Möglichkeiten, betonen die Analysten.

"Aus makroökonomischer Perspektive sind diese Zahlen so gering, dass Europa die USA vollständig ersetzen kann. Seit Februar 2022 betrug die amerikanische militärische Unterstützung für die Ukraine 64 Milliarden Euro, während Europa, einschließlich Großbritannien, 62 Milliarden Euro bereitgestellt hat. 2024 betrug die amerikanische militärische Unterstützung 20 Milliarden Euro von insgesamt 42 Milliarden Euro. Um die USA zu ersetzen, müsste die EU also nur zusätzliche 0,12 % ihres BIP investieren – ein umsetzbarer Betrag. Die wichtigere Frage ist, ob Europa dies ohne Zugang zur amerikanischen militär-industriellen Basis tun könnte", heißt es in dem Bericht.

Benötigt werden 50 neue Brigaden

Ein weitaus ernsteres Problem wird die Sicherung Europas gegen die zunehmende Bedrohung durch Russland sein. Laut dem Bruegel-Institut müsste Europa, wenn es sich selbst verteidigen wollte, 300.000 zusätzliche Soldaten in kurzer Zeit rekrutieren. Ein erheblicher Teil dieser Kräfte müsste mechanisierte und gepanzerte Einheiten umfassen, was bedeutet, dass etwa 50 neue europäische Brigaden aufgestellt werden müssten.

"Europa, einschließlich Großbritannien, hat derzeit 1,47 Millionen Soldaten im aktiven Dienst (SIPRI, 2024). Allerdings wird die Effektivität durch das Fehlen eines einheitlichen Kommandos eingeschränkt. Die NATO operiert unter der Annahme, dass der Oberbefehlshaber in Europa der ranghöchste US-General ist – aber das kann nur funktionieren, wenn die USA eine Führungsrolle einnehmen und strategische Unterstützungsmaßnahmen bereitstellen", erklären die Analysten.

Höhere Verteidigungsausgaben

Gleichzeitig wird eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben um mindestens 250 Milliarden Euro pro Jahr notwendig sein. "Aus makroökonomischer Perspektive sollte die durch Schulden finanzierte Steigerung der Verteidigungsausgaben die europäische Wirtschaftstätigkeit stützen, insbesondere in einer Zeit, in der die externe Nachfrage durch einen bevorstehenden Handelskrieg geschwächt werden könnte", schreibt das Institut.

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