Europäer planen Strategiewechsel: USA in die NATO ersetzen
Europäische Länder mit starkem militärischem Potenzial entwickeln eine Strategie, die darauf abzielt, die Vereinigten Staaten in der NATO zu ersetzen. Dieser Plan, der sich über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren erstrecken soll, zielt darauf ab, das Chaos zu verhindern, das ein einseitiger Austritt der USA aus dem Bündnis verursachen könnte, berichtet die "Financial Times".
An den informellen Gesprächen sollen Länder wie Großbritannien, Frankreich, Deutschland sowie die nordischen Länder teilnehmen.
Die Bestrebungen zur Übernahme größerer Verantwortung für die Verteidigung Europas wurden durch die wiederholten Drohungen von Präsident Donald Trump, sich aus dem transatlantischen Bündnis zurückzuziehen oder dessen Beitrag zu reduzieren, ausgelöst. Die NATO hat Europa fast 80 Jahre lang geschützt, so die "FT".
Der Plan beinhaltet eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben in Europa sowie den Ausbau des militärischen Potenzials. Das könnte Trump dazu bewegen, einer schrittweisen Machtübergabe zuzustimmen, wodurch die Vereinigten Staaten sich stärker auf Asien konzentrieren könnten, beschreibt das Blatt.
5 bis 10 Jahre zur Ersetzung der USA
Die Vereinigten Staaten, die mehr für Verteidigung ausgeben als alle anderen NATO-Verbündeten zusammen, sind entscheidend für die Sicherheit Europas. Neben der nuklearen Abschreckung verwalten die USA Luft-, See- und Militärbasen. In Europa sind derzeit 80.000 amerikanische Soldaten stationiert, davon etwa 73.000 in Deutschland.
Beamte behaupten, dass etwa fünf bis zehn Jahre erhöhter Ausgaben erforderlich seien, um die europäischen Fähigkeiten auf ein Niveau zu bringen, auf dem sie die meisten Kompetenzen der Vereinigten Staaten ersetzen könnten, mit Ausnahme der amerikanischen nuklearen Abschreckung.
Die einzige Option, die wir haben, ist die Erhöhung der Ausgaben: die Lasten zu teilen und die Abhängigkeit von den USA zu verringern. Wir beginnen die Gespräche, aber das Ausmaß dieser Aufgabe überwältigt viele – sagte einer der Beamten.
Viele europäische Hauptstädte befürchten, dass das Weiße Haus die Stationierung von Truppen oder Ausrüstung schnell einschränken oder sich aus gemeinsamen Missionen im Rahmen der NATO zurückziehen könnte.
Nicht alle sind dafür
Einige Länder zögern, sich zu engagieren, aus Angst, die Aktionen der USA zu beschleunigen, während andere sich fragen, ob die derzeitige US-Präsidentenadministration einem strukturierten Prozess zustimmen würde.
Du brauchst eine Vereinbarung mit den Amerikanern, und es ist unklar, ob sie diese eingehen wollen. Kann man ihnen überhaupt vertrauen, dass sie sich daran halten werden? – sagte ein europäischer Beamter dem britischen Blatt.
Auf die Frage nach einer europäischen Säule in der NATO verwies ein hochrangiger westlicher Beamter auf die aktuellen Aktivitäten im Rahmen der sogenannten Koalition der Willigen, in der Großbritannien und Frankreich die Initiative ohne Beteiligung der Amerikaner ergreifen.
Die grundlegende Verteidigung Europas wird immer das Engagement Großbritanniens und anderer atlantischer Seemächte, der nordischen Länder zum Schutz des nördlichen Teils des Kontinents sowie der Türkei zum Schutz des südöstlichen Teils erfordern, betont die "Financial Times".
Vertreter der NATO sagen, dass die Aufrechterhaltung des Bündnisses bei geringerer oder keiner Beteiligung der Vereinigten Staaten wesentlich einfacher wäre, als eine neue Struktur zu schaffen.
