Ex‑Skisprungstar Tande: Leben nach Karriereabbruch im Schatten der Depression
Der renommierte norwegische Skispringer Daniel Andre Tande, der vor zwei Monaten seine Karriere beendet hat, hat offenbart, dass er unter schweren Depressionen leidet und nicht weiß, wie es in seinem Leben weitergehen soll. „Ich habe keine Pläne, und die Zukunft erscheint mir leer und dunkel“, sagte der ehemalige Sportler im Gespräch mit dem Fernsehsender NRK.
23.11.2024 17:33
Während der Eröffnung des Weltcups in Lillehammer, wo er wohnt, war Tande ein besonderer Gast des Senders NRK. Er gestand dort, dass er zurzeit arbeitslos ist.
Ich habe so wenig zu tun jeden Tag, dass es für mich schwer ist, aus dem Bett zu kommen. Wenn ich es doch schaffe, liege ich den ganzen Tag auf dem Sofa. Ich habe keine Pläne, und die Zukunft erscheint mir leer und dunkel – gestand der ehemalige Weltmeister.
Der ehemalige Skispringer verriet außerdem, dass seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt sehr gering sind. „Während meiner Karriere habe ich wenig über Bildung nachgedacht und darüber, was ich nach deren Ende machen werde. Jetzt stehe ich an einem Scheideweg“, gab er zu. Zudem leidet Tande an Dyslexie, was ihm das Lernen erschwerte.
Ich habe die Schule gehasst und der einzige Ort, an dem ich das Gefühl hatte, ich selbst zu sein, war die Skisprungschanze. Doch ich habe den Lauf der Zeit nicht berücksichtigt, und wie man sieht, dauert die Karriere nicht lange – sagte der 30-Jährige.
Daniel Andre Tande kämpft mit Depressionen
Der norwegische Skiverband ließ den ehemaligen Springer nicht ohne Unterstützung. Tande wurde in das Programm "Neste steg" ("Nächster Schritt") im Olympiatoppen-Zentrum für Berufssport in Oslo aufgenommen. Dieses Programm unterstützt ehemalige Sportler, sich nach dem Karriereende auf dem Arbeitsmarkt zurechtzufinden.
Seit 2013 war Tande Teil des Weltcups. Er ist Olympiasieger im Teamwettbewerb von Pyeongchang (2018) und gewann vier Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften im Skifliegen – drei im Team und eine individuell. Er gab zu, dass der Hauptgrund für das Karriereende die Folgen eines Sturzes in Planica vor über drei Jahren waren.
Der verhängnisvolle Sprung auf der Schanze in Planica
Am 25. März 2021, kurz nach dem Absprung, stürzte Tande auf den Hang in Planica. Er wurde bewusstlos mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Ljubljana gebracht, wo er einige Tage im künstlichen Koma lag.
Nach dem Aufwachen wurde mir klar, dass ich an diesem Tag dem Tod nahe war. Eine psychologische Barriere trat auf. Es gelang mir zwar immer wieder, sie zu überwinden, doch kehrte sie jedes Mal stärker zurück. Am Ende war die Angst stärker als die Freude an der Disziplin, die mein ganzes Leben war – erklärte der 30-Jährige.