Französische Anleihenkrise: Vertrauen der Investoren schwindet
Historisches Ereignis auf dem europäischen Schuldenmarkt: Die Rendite der französischen zehnjährigen Staatsanleihen hat sich erstmals an die der griechischen Papiere angeglichen. Dies ist ein symbolischer Moment, der die wachsenden Befürchtungen der Investoren über den Zustand der öffentlichen Finanzen Frankreichs widerspiegelt.
Laut Bloomberg stieg die Rendite der französischen zehnjährigen Anleihen am Donnerstag auf 3,03 Prozent und erreichte damit das Niveau der vergleichbaren griechischen Papiere. Diese Entwicklung ist beispiellos, da französische Anleihen traditionell als eine der sichersten in der Eurozone galten, während Griechenland vor einem Jahrzehnt noch im Zentrum der Schuldenkrise stand.
Politische Pattsituation gefährdet die Finanzen
Der Hauptgrund für den Druck auf die französischen Anleihen ist das Risiko einer politischen Pattsituation im Zusammenhang mit dem Budget des nächsten Jahres. Das von Premierminister Michel Barnier vorgelegte Budget sieht Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen im Wert von 60 Milliarden Euro vor, um das Defizit von 6,1 Prozent des BIP im Jahr 2024 auf etwa 5 Prozent im Jahr 2025 zu reduzieren.
Die rechtsextreme Nationale Sammlungsbewegung von Marine Le Pen droht jedoch mit einem Misstrauensvotum gegen die Regierung, falls ihre Forderungen, einschließlich Änderungen bei den geplanten Erhöhungen der Strompreise und Rentenausgabenbeschränkungen, nicht berücksichtigt werden. Der Finanzminister Antoine Armand erklärte seine Bereitschaft zu Zugeständnissen, ohne jedoch bisher den Umfang zu spezifizieren.
Investoren verlieren Vertrauen
Die Situation auf dem Anleihemarkt zeigt einen fortschreitenden Vertrauensverlust der Investoren in die französische Wirtschaft. In den letzten fünf Tagen bis Dienstag erlebten die französischen Anleihen den größten wöchentlichen Kapitalabfluss seit über zwei Jahren, wie die BNY, die weltweit größte Depotbank, berichtet. Laut Banque de France befinden sich über die Hälfte der französischen Staatsverschuldung in den Händen ausländischer Investoren.
Marktexperten verweisen auf strukturelle Probleme der französischen Wirtschaft. "Die PIGS-Länder wurden nach der europäischen Krise gezwungen, strukturelle Reformen durchzuführen, was sich letztlich ausgezahlt hat. Frankreich hat solche Reformen nie durchgeführt und muss heute dafür bezahlen", sagt Sonia Renoult, Senior Strategin für Zinssätze bei der ABN Amro Bank NV in Amsterdam.
Frankreichs Probleme vertiefen sich zu einem Zeitpunkt, da Investoren Europa ohnehin schon negativ sehen, aufgrund der Gefahr US-amerikanischer Zölle und Spannungen mit Russland. Laut einigen Marktanalysten, wie von Allianz Global Investors, besteht das Risiko, dass sich die Renditen französischer Anleihen bald denen der italienischen angleichen, die derzeit nur eine Prämie von 40 Basispunkten bieten.