Genetische Anpassung: Wie Tschernobyl-Hunde die Strahlung meistern
Nach der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 wurden Tausende Menschen gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und dabei auch ihre Haustiere zurückzulassen. Unter diesen verlassenen Tieren befanden sich Hunde, die in den strahlenbelasteten Gebieten eine einzigartige und widerstandsfähige Population bildeten. Neue genetische Forschungen deuten darauf hin, dass sich ihre DNA in den letzten vier Jahrzehnten erheblich verändert hat.
Die derzeit in der Tschernobyl-Ausschlusszone lebenden Hunde sind teilweise auf die Hilfe von Menschen angewiesen, darunter Wissenschaftler und Mitarbeiter der Region, die ihnen Futter und gelegentliche tierärztliche Betreuung bereitstellen.
Schätzungen zufolge leben heute in diesem Gebiet bis zu 800 halb verwilderte Hunde, die trotz extremer Bedingungen und Strahlenexposition überlebt haben.
Unser Ziel ist es zu verstehen, wie sich die Hunde an das Leben in dieser Umgebung angepasst haben – erklärt Elaine Ostrander, Genetikerin vom Nationalen Institut für Genomforschun.
Gefundene Unterschiede in der DNA
Wissenschaftler analysierten genetisches Material von 302 Hunden, die verschiedene Orte in der Zone um den Reaktor bewohnen. Die in „Science Advances“ veröffentlichten Forschungsergebnisse weisen auf signifikante Unterschiede in ihrer DNA im Vergleich zu Hunden außerhalb der Zone hin.
Laut „Wprost“ wurde entdeckt, dass die Genome der Hunde, die am nächsten an der Katastrophenstelle leben, einzigartige Merkmale aufweisen, die möglicherweise das Ergebnis langfristiger Strahlenexposition sind.
Eine der Überraschungen war die Entdeckung von bis zu 15 verschiedenen genetischen Gruppen innerhalb der Tschernobyl-Hundepopulation. Selbst wenn sich die Tiere bewegen und vermischen, bleiben die Unterschiede in ihren Genen deutlich.
Überleben trotz allem
Die Strahlung, der die Hunde aus Tschernobyl ausgesetzt sind, könnte zur erhöhten genetischen Vielfalt in der Population beigetragen haben. Sie zeichnen sich durch einzigartige Mutationen aus, die eine Schlüsselrolle bei der Anpassung an das Leben in der verseuchten Umgebung spielen könnten.
Wir möchten DNA-Varianten identifizieren, die sich möglicherweise als Reaktion auf hohe Strahlungswerte entwickelt haben und beim Überleben in solchen Bedingungen helfen – erklärt Ostrander.
„Wprost“ berichtet, dass ähnliche Veränderungen bei anderen Arten festgestellt wurden, die die Ausschlusszone bewohnen. Zum Beispiel weisen die Wölfe aus Tschernobyl eine erhöhte Resistenz gegen Krebs auf, und Laubfrösche haben eine dunklere Haut, was wahrscheinlich mit höheren Melanin Spiegeln zusammenhängt, die vor Strahlung schützen.
Evolution im Schnellverfahren
Die Forschung an den Tschernobyl-Hunden ermöglicht ein besseres Verständnis dafür, wie schnell sich Populationen angesichts extremer Umweltbedingungen entwickeln können.
Obwohl es derzeit keine Antwort auf die Frage gibt, wie genetische Veränderungen die Gesundheit und das Verhalten dieser Tiere beeinflussen, sind sich die Wissenschaftler einig, dass dies erst der Beginn faszinierender Entdeckungen über Anpassungen und Überleben unter extremen Bedingungen ist.