NachrichtenGeschäftskrieg in Moskau: Mordanklage gegen Wildberries-Mitgründer

Geschäftskrieg in Moskau: Mordanklage gegen Wildberries-Mitgründer

Im Herzen Moskaus ereignete sich ein schwerwiegender Vorfall. Der Hauptsitz von Wildberries, dem E-Commerce-Giganten, wurde zum Schauplatz einer Auseinandersetzung, bei der zehn Personen verhaftet und zwei wegen Mordes angeklagt wurden. Die Ereignisse sind der Höhepunkt eines eskalierenden Konflikts zwischen den Gründern des Unternehmens, dem sich scheidenden Ehepaar Bakalczuk.

Russland wurde von einem neuen Skandal erschüttert
Russland wurde von einem neuen Skandal erschüttert
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Robert Kędzierski

22.09.2024 17:47

Die Anteilseigner eines der größten russischen Unternehmen, das sich auf E-Commerce spezialisiert hat, gerieten buchstäblich und im übertragenen Sinne aneinander. Laut den dortigen Medien kontrollierte Tatiana Bakalczuk, die als die reichste Frau Russlands gilt, die Mehrheit der Anteile an Wildberries. Ihr Ex-Mann Wladisław besaß nur einen kleinen Teil der Aktien. Eine kürzliche Fusion von Wildberries mit Russ Group, einem führenden Betreiber von Außenwerbung, führte zur Entstehung eines neuen Unternehmens namens RVB. Diese Transaktion veränderte die Machtverhältnisse im Unternehmen erheblich und reduzierte Tatianas Anteile auf etwa 65 Prozent.

Wladisław Bakalczuk äußerte Besorgnis über diese Situation und deutete an, dass seine Ex-Frau Opfer einer Manipulation geworden sei. An der Angelegenheit beteiligten sich die höchsten Ebenen der russischen Regierung. Präsident Wladimir Putin genehmigte persönlich die Fusion, was ihre strategische Bedeutung für die russische Wirtschaft unterstrich. Gleichzeitig bot der tschetschenische Führer Ramsan Kadyrow Wladisław Unterstützung an und versprach Hilfe beim Schutz seiner Interessen und dem Versuch, die Ehe zu versöhnen.

Schießerei in der Nähe des Kremls. So macht man Geschäfte in Russland

Die Spannungen erreichten am Mittwoch ihren Höhepunkt, als eine bewaffnete Gruppe, die mit Wladisław Bakalczuk in Verbindung steht, versuchte, gewaltsam in den Wildberries-Hauptsitz einzudringen. Es kam zu einem Schusswechsel zwischen den Angreifern und dem Sicherheitspersonal des Gebäudes, bei dem zwei Personen ums Leben kamen. Beide Konfliktparteien präsentieren unterschiedliche Versionen der Ereignisse und beschuldigen sich gegenseitig, die Situation provoziert zu haben.

Die russischen Behörden reagierten schnell und entschieden. Mindestens zehn Personen, die an dem Vorfall beteiligt waren, wurden verhaftet. Unter den Festgenommenen befanden sich Wladisław Bakalczuk und Umar Tschitschajew, der stellvertretende Kommandeur der tschetschenischen Einheit Achmat und ein bekannter Mixed-Martial-Arts-Kämpfer. Beiden Männern wurden schwerwiegende Anklagen, darunter Mord und versuchter Mord, vorgeworfen.

In einer emotionalen Aufnahme, die in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, wandte sich Tatiana Bakalczuk direkt an ihren Ex-Mann. Sie äußerte tiefes Bedauern über seine Handlungen und fragte, wie er vor seiner Familie und seinen Kindern rechtfertigen wolle, dass er die Situation zu einem so dramatischen Punkt gebracht habe. Diese persönliche Aussage unterstreicht, wie tief der Geschäftskonflikt die familiären Beziehungen der Bakalczuks beeinflusst hat, die zwei Jahrzehnte lang nicht nur eine erfolgreiche Ehe, sondern auch ein mächtiges Handelsimperium aufgebaut hatten.

In Russland ist das ein Skandal

Die Angelegenheit wurde auch von Agnieszka Bryc, außerordentliche Professorin an der Fakultät für Politik- und Sicherheitswissenschaften der Nikolaus-Kopernikus-Universität, kommentiert. Auf ihrem Profil in den sozialen Medien schreibt sie über zusätzliche Aspekte des Konflikts. Bryc weist auf den gesellschaftlichen Skandal hin.

Laut Informationen, die von "Projekt" erhalten wurden, soll Tatiana Bakalczuk in eine Affäre mit Robert Mirzoyan, einem der Brüder, die die Russ Group kontrollieren, verwickelt sein. Außerdem soll der wahre Nutznießer dieses Geschäfts Sulejman Kerimow sein, ein Milliardär, der an 21. Stelle der Liste der reichsten Russen steht und über ein Vermögen von etwa 5 Milliarden Euro verfügt. Kerimow, der abgesehen von seiner Position in der Geschäftswelt auch seit 2008 als Mitglied des Föderationsrats Dagestan repräsentiert, verleiht der bereits komplexen Situation um Wildberries eine zusätzliche Dimension.

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