Grönland: Geostrategisches Zankapfel und atomare Altlasten
Die Äußerungen von Donald Trump, der vorgeschlagen hat, Grönland in die USA einzugliedern, haben eine politische Kontroverse ausgelöst. Dennoch bleibt Grönland ein entscheidendes Gebiet für die Sicherheit der USA. Die dort stationierten Amerikaner stehen nicht nur einem extremen Klima gegenüber, sondern auch radioaktiver Verunreinigung und den Bewegungen des Inlandeises, die unterirdische Anlagen zerstören können. Warum hat diese nördliche Insel eine strategische Bedeutung?
In den 1960er Jahren führte die amerikanische strategische Luftwaffe die Operation Chrome Dome durch. Dabei patrouillierten ununterbrochen Flugzeuge mit Atombomben an Bord über der Arktis, um auf einen erwarteten Angriff der Sowjetunion auf die Vereinigten Staaten mit einem atomaren Luftangriff zu reagieren.
Im Jahr 1968 entschied sich der Pilot eines B-52-Bombers, sich heimlich einige Schaumstoffkissen an Bord zu nehmen, um die langen Patrouillen etwas angenehmer zu gestalten. Er konnte nicht ahnen, welche schwerwiegenden Folgen dieser kleine Regelverstoß haben würde.
Aufgrund eines Problems mit der Heizungsanlage gerieten die Kissen in Brand. Das vom Feuer erfasste Flugzeug begann zu sinken, und die verängstigte Besatzung steuerte die Maschine in Richtung des nächstgelegenen Flughafens – der amerikanischen Basis Thule auf Grönland.
Dem Bomber gelang es nicht zu landen. Er stürzte in der Nähe des Flughafens ab, und die konventionellen Sprengstoffe, die in Atombomben zur Initiierung der Explosion verwendet werden, verstreuten den radioaktiven Inhalt.
Die radioaktive Verseuchung Grönlands führte zu einem internationalen Skandal und Forderungen nach dem Abzug der Amerikaner von der Insel. Um die Situation zu retten, führte das Pentagon unter den Bedingungen der Polarnacht eine Operation zur Entfernung und Evakuierung des kontaminierten Eises von Grönland durch, das in die Vereinigten Staaten transportiert wurde.
Dies war nur eine Episode im Zusammenhang mit der Anwesenheit der Amerikaner auf dänischem Territorium. Seit 1940 sind amerikanische Truppen ununterbrochen auf Grönland stationiert, und das Pentagon betrachtet die Arktis als einen Bereich von kritischer Bedeutung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten. Warum ist Grönland so wichtig für Amerika?
Kritische Bedeutung Grönlands
Die kürzeste Route zwischen dem größten Teil Russlands und den Vereinigten Staaten führt durch die subpolare Region. Während der Hochphase des Kalten Krieges war vorgesehen, dass sowjetische Bomberflotten von der Arktis aus starten sollten, um amerikanische Städte mit Atombomben vom Erdboden zu tilgen. Genau zu deren Abwehr wurde NORAD ins Leben gerufen – das Kommando, das für die Luftverteidigung des nördlichen Teils des amerikanischen Kontinents verantwortlich ist.
Über der Arktis verlaufen auch die Routen interkontinentaler ballistischer Raketen, mit denen im Falle eines Dritten Weltkriegs die Großmächte atomare Schläge austauschen würden.
In der Nähe von Grönland verläuft auch die Route russischer U-Boote, die im Kriegsfall Europa von amerikanischer wirtschaftlicher und militärischer Hilfe abschneiden könnten, indem sie die Atlantikrouten angreifen.
Wenn man die geplante, wachsende Rolle der nördlichen Seeroute im Welthandel sowie die reichen arktischen Rohstoffressourcen und potenzielle Streitigkeiten über deren Verteilung hinzufügt, ist die militärische Präsenz der USA in der weit entfernten Arktis nicht überraschend.
Die mit enormem Aufwand errichtete Basis Thule (heute Pituffik) ist eine der wichtigsten amerikanischen Militärinstallationen außerhalb des US-Gebiets, und Grönland ist ein wichtiges Glied in der Kette der amerikanischen Sicherheit.
Atomare Basis unter dem Eis
In der Vergangenheit versuchte das Pentagon, einen Teil der auf der Insel errichteten Anlagen unter dem Eis zu verstecken, worüber die Journalistin Karolina Modzelewska von der Wirtualna Polska ausführlicher berichtete.
In den 1960er Jahren bohrten die Amerikaner im Rahmen der Operation Iceworm, die unter dem Deckmantel des wissenschaftlichen Projekts Camp Century durchgeführt wurde, Kilometer von Tunneln im grönländischen Gletscher, um eine unterirdische Stadt mit einer – ebenfalls unter dem Eis versteckten – Atomanlage zu errichten.
Ziel dieser Aktivitäten war es, auf Grönland versteckte Silos mit interkontinentalen ballistischen Raketen vom Typ Minuteman zu stationieren. Letztlich erwies sich die Operation als Misserfolg, da die Bewegungen des Inlandeises die Infrastruktur unter dem Eis zerstörten. Neben den Tunneln blieb ein Erbe von fast 180.000 Litern radioaktiven Abfällen, die 30 Meter unter der Gletscheroberfläche eingeschlossen sind.
Basis und Hafen im hohen Norden
Die wichtige, bis heute ununterbrochen in Betrieb befindliche grönländische Basis – Pituffik Space Base – wurde Anfang der 1950er Jahre erbaut. Sie wurde im Geheimen von über 12.000 Arbeitern errichtet, die in den hohen Norden gebracht wurden. Doch die Anwesenheit der amerikanischen Streitkräfte in der Arktis hörte schnell auf, ein Geheimnis zu sein. Kurz nach ihrem Bau wurde die Basis von einem französischen Anthropologen entdeckt, der zusammen mit einem befreundeten Inuit vom Nordpol zurückkehrte.
Pituffik ist jedoch mehr als nur ein großer Flughafen mit einer Start- und Landebahn von drei Kilometern Länge, die jährlich über 3.000 Starts abwickelt und für den Betrieb der größten Maschinen der amerikanischen Luftstreitkräfte ausgelegt ist. Von dort starten unter anderem Flugzeuge, die für die Patrouille der nördlichen Grenzen Russlands bestimmt sind.
In der Basis befindet sich auch der nördlichste Tiefwasserhafen der Welt sowie Infrastruktur zur Überwachung des Luftraums, darunter die Ballistic Missile Early Warning Site, eine Anlage, die für die Erkennung interkontinentaler ballistischer Raketen verantwortlich ist, die auf die USA zusteuern.
Seit 2020 wird die Pituffik Space Base von den amerikanischen Weltraumstreitkräften überwacht, und das amerikanische Kontingent auf Grönland besteht aus etwa 600 Personen.