Industrie in der Eurozone: PMI zeigt keine Erholungsspuren
Der PMI-Index für die Industrie der Eurozone blieb im Dezember 2024 im Rezessionsbereich und erreichte 45,1 Punkte. Die Produktion und die Bestellungen fielen in beschleunigtem Tempo, obwohl sich die Prognosen der Unternehmer für die nächsten 12 Monate leicht verbesserten. Besorgniserregende Signale kommen besonders aus Frankreich und Deutschland.
Die neuesten PMI-Daten für die Eurozone zeigen, dass der Industriesektor in einer tiefen Phase der Abschwächung verharrt, die bereits seit zweieinhalb Jahren andauert. Der Hauptindex fiel von 45,2 Punkten im November auf 45,1 Punkte im Dezember, was den niedrigsten Stand seit drei Monaten markiert und den dreißigsten Monat infolge einer verschlechterten Konjunktur signalisiert.
Die Situation in der europäischen Industrie zeigt sich geografisch stark unterschiedlich. Spanien und Griechenland, mit Indizes von 53,3 bzw. 53,2 Punkten, verzeichneten eine Wachstumsbeschleunigung. Inzwischen befinden sich die größten Volkswirtschaften in einer Phase der tiefen Schrumpfung des Sektors - der deutsche PMI fiel auf 42,5 Punkte, während der französische Index einen dramatisch niedrigen Stand von 41,9 Punkten erreichte, den schlechtesten seit Mai 2020.
Bestellungen und Produktion in einer tiefen Krise
Der Eingang neuer Bestellungen nahm im Dezember erneut ab, und das Tempo des Rückgangs beschleunigte sich im Vergleich zum November. Das Ausmaß der Reduzierung entsprach dem Durchschnitt der letzten 32 Monate, gerechnet ab Beginn der aktuellen Abschwungphase. Die Situation im Exportbereich sah etwas besser aus, denn das Tempo des Rückgangs der Bestellungen verlangsamte sich im Vergleich zu den vorherigen drei Monaten. Dies deutet darauf hin, dass die Hauptprobleme derzeit im Binnenmarkt der Eurozone liegen.
Das Produktionsniveau sank im Dezember am stärksten seit Oktober 2023. Unternehmen griffen häufiger auf die Erfüllung von Altaufträgen zurück, um das bisherige Aktivitätsniveau aufrechtzuerhalten, doch nahmen auch diese in beschleunigtem Tempo ab. Eine besonders schwierige Situation herrscht im Bereich der Zwischenprodukte, wo die Rückgänge am stärksten waren.
Beschäftigung sinkt weiterhin
Der Abbau der Beschäftigung in der Industrie der Eurozone dauert ununterbrochen seit anderthalb Jahren an. Im Dezember verlangsamte sich das Tempo der Kündigungen im Vergleich zum November etwas, aber das Ausmaß der Reduzierung von Stellen blieb signifikant. Unternehmer verweisen auf die Notwendigkeit, das Beschäftigungsniveau an die schwächere Nachfrage und die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten anzupassen.
Im Bereich der Preise ist eine gewisse Stabilisierung zu beobachten. Im Dezember sanken die Einkaufskosten erstmals seit August 2024 nicht weiter. Trotzdem senkten die Produzenten die Preise für Fertigprodukte im vierten Monat in Folge, was auf einen starken Wettbewerbsdruck auf dem Markt hindeutet. Unternehmen reduzierten auch erheblich die Menge an Material- und Rohstoffeinkäufen, was zu einem Rückgang der Lagerbestände im schnellsten Tempo seit 2009 führte.
Experten machen besonders auf die Situation in den größten Volkswirtschaften der Eurozone aufmerksam. Die spanische Industrie kann trotz positiver Ergebnisse die Probleme der wichtigsten Volkswirtschaften nicht ausgleichen, da ihr Anteil am BIP der Eurozone mit etwa 12 Prozent relativ gering ist. Ein positiver Aspekt ist die leichte Verbesserung der Erwartungen der Unternehmer hinsichtlich der Produktion in den nächsten 12 Monaten, auch wenn diese unter dem langfristigen Durchschnitt bleiben.
Keine Anzeichen von Erholung
Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, betont in seinem Kommentar zu den Daten, dass die Industrie im Dezember keine guten Nachrichten verkünden konnte.
Die Situation entwickelt sich weiterhin rückläufig. Die Zahl der neuen Bestellungen fiel sogar stärker als in den beiden Vormonaten, was die Hoffnung auf eine baldige Erholung zunichtemacht, stellt er fest.
Seiner Meinung nach bestätigt diese Einschätzung den beschleunigten Rückgang der Produktionsrückstände. Eine Bedingung für die Erholung in der Industrie ist, dass Unternehmen wieder damit beginnen, ihre Lagerbestände an Halbfertigprodukten aufzubauen. Im Dezember gab es keine Anzeichen für eine solche Entwicklung. Ganz im Gegenteil, die Lagerbestände wurden im schnellsten Tempo des ganzen Jahres abgebaut, betont der Analyst.
Er stellt außerdem fest, dass die europäischen Unternehmen den Abverkauf ihrer Bestände an Fertigprodukten beschleunigt haben, da sie offenbar von einer anhaltend schwachen Nachfrage ausgehen. Die Unternehmen reduzieren jedoch weiterhin die Beschäftigung. Das Tempo der Stellenreduktion schwächte sich im Dezember etwas ab, bleibt aber weiterhin verhältnismäßig hoch. Dieser Trend wird sich wohl fortsetzen, da zahlreiche Berichte über Restrukturierungspläne in Unternehmen vorliegen, die noch lange im neuen Jahr anhalten werden, fasst der Analyst zusammen.