TechnikInfrarot-Technologie in der Luftfahrt: Russische Innovation, amerikanische Wiederentdeckung

Infrarot-Technologie in der Luftfahrt: Russische Innovation, amerikanische Wiederentdeckung

Wie erkennt man ein Flugzeug, das zu weit entfernt ist, um es zu sehen? Radar ist nicht die einzige Lösung – ein Flugzeug kann mithilfe eines IRST-Sensors lokalisiert werden. Obwohl diese Lösung von den Amerikanern entwickelt wurde, verfügen moderne amerikanische Flugzeuge nicht über diese Technologie. Die Russen hingegen nutzen IRST erfolgreich.

IR-Sensor im Flugzeug Su-35
IR-Sensor im Flugzeug Su-35
Bildquelle: © mil.ru
Łukasz Michalik

07.09.2024 08:38

Viele moderne Flugzeuge haben im vorderen Bereich des Rumpfes ein charakteristisches Detail – eine kleine Kuppel, die sich normalerweise etwas unterhalb des Cockpits befindet. Darin befindet sich ein notwendiger Sensor – IRST (Infrared Search and Track). Welche Rolle spielt er?

IRST (Infrarot-Such- und Zielverfolgungssensor) ist ein Infrarotsensor, der es ermöglicht, Objekte zu erkennen, die sich in ihrer Temperatur von der Umgebung unterscheiden, was in gewissem Umfang auch für Tarnkappenflugzeuge gilt. Im Gegensatz zu Radar arbeitet IRST völlig passiv – es verrät weder die Anwesenheit noch die Position des Flugzeugs, das es benutzt, und das Ziel weiß nicht, dass es verfolgt wird.

IRST-Sensor ist Standard in Russland

Die ersten IRST-Sensoren wurden Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre von den Amerikanern in ihren Flugzeugen F-101, F-102 und F-106 eingesetzt. Diese Sensoren waren damals weit von der Perfektion entfernt – sie stellten eher eine Ergänzung zum Radar dar, als einen unabhängigen Sensor.

Verbunden mit dem Radarschirm zeigte IRST die Entdeckung eines Objekts an, aber um seine genaue Position zu bestimmen, musste der Radar eingeschaltet werden. Trotzdem wurden diese Sensortypen in weitere amerikanische Flugzeuge integriert, wie F-8 Crusader, F-4 Phantom und F-14 Tomcat.

Mit der technologischen Entwicklung in den USA verzichtete man auf IRST-Sensoren und verließ sich auf immer perfektere Radarsysteme – in ihren Basisversionen haben Flugzeuge wie F-15, F-16, F-18 und F-22 keine Infrarotsensoren.

Diese Lösung wurde jedoch von den Russen in ihren Flugzeugen weiterentwickelt und eingesetzt – die charakteristische Kuppel mit dem Sensor ist vor den Cockpits von Maschinen der MiG-29- oder Su-27-Familie zu sehen. IRST kam auch in Dassault Rafale und Eurofighter Typhoon zum Einsatz.

IR-Sensor im ukrainischen Flugzeug Su-27
IR-Sensor im ukrainischen Flugzeug Su-27© defence express

Wie funktioniert IRST?

Moderne IRST-Sensoren bieten riesengroße Möglichkeiten – sie ermöglichen die Erkennung eines Flugzeugs aus einer Entfernung von mehreren zehn Kilometern (die Erkennungsreichweite erhöht sich, wenn das Ziel den Nachbrenner benutzt). Ihre Rolle beschränkt sich dabei nicht nur auf die Erkennung von Luftzielen – thermische Signaturen können auch zur Erkennung und Identifizierung von See- und Bodenzielen verwendet werden.

Auch die Amerikaner schätzen die Vorteile des IRST wieder. Ein fortschrittlicher, den Raum um das Flugzeug scannender Sensor dieser Art ist in der F-35 (Electro Optical Targeting System - EOTS) enthalten.

Auch ältere Maschinen – ursprünglich ohne Sensor – sind dank aufgehängter Pods damit ausgestattet, wodurch die Möglichkeiten zur passiven Zielerkennung sprunghaft gesteigert werden.

IRST für amerikanische Flugzeuge

Auf diese Weise wurde der IRST-Sensor (IRST21/AN/ASG-34) in den letzten Jahren unter anderem in F-16 und F-15 integriert, die ihn dank Legion Pods nutzen können. Der Infrarot-Sensor ist auch Teil des Modernisierungspakets für F/A-18F Super Hornet.

Auch F-22 Raptor-Flugzeuge sollen mit einem Infrarotsensor ausgestattet werden (Berichte darüber erschienen im März 2024). Anfang 2024 wurden Tests des IRST-Sensors erfolgreich auch am Gripen E durchgeführt.

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