ISGH-Haftbefehl: Schwere diplomatische Krise für Netanjahu
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat einen Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erlassen. Laut der Zeitschrift "The Economist" bedeutet dies eine "diplomatische Katastrophe" für den israelischen Premierminister.
22.11.2024 19:07
Der Internationale Strafgerichtshof (ISGH) in Den Haag hat einen Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erlassen, was die britische Wochenzeitschrift "The Economist" als "diplomatische Katastrophe" für den Premierminister Israels bezeichnete.
Wie aus der Quelle hervorgeht, ist es zwar unwahrscheinlich, dass Netanjahu auf der Anklagebank sitzt und dass Israel seine militärischen Aktionen im Gazastreifen einstellen wird; dennoch wird diese Entscheidung weitreichende Folgen haben. Israel könnte auf der internationalen Bühne noch stärker isoliert werden und wäre somit stärker auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten angewiesen.
"The Economist" hebt zudem hervor, dass dies eine Zeit schwieriger Entscheidungen für den ISGH ist, insbesondere, wenn die Vereinigten Staaten tatsächlich Sanktionen gegen das Gericht verhängen, wie einige Vertreter der Republikanischen Partei es nahelegen.
Laut der Zeitung schien der Haftbefehl des ISGH in den letzten Monaten "sowohl unausweichlich als auch unwahrscheinlich" zu sein.
Konsequenzen der Entscheidung des ISGH
Der ISGH hat Netanjahu und den ehemaligen Verteidigungsminister Joaw Galant wegen Kriegsverbrechen im Gazastreifen angeklagt. Gleichzeitig wurde auch ein Haftbefehl gegen Mohamed Deif, einen der Hamas-Führer, wegen Angriffen erlassen, die den anhaltenden Konflikt ausgelöst haben. "Doch die Anklagen gegen die beiden israelischen Politiker sind das eigentliche Erdbeben: eine diplomatische Katastrophe für Netanjahu und möglicherweise auch für das Gericht selbst", beurteilte "The Economist".
Israel ist kein Mitglied des ISGH und wird die Politiker daher nicht nach Den Haag überstellen, aber 124 andere Staaten könnten dies tun. Die Entscheidung des ISGH schränkt die Reisefreiheit von Netanjahu und Galant erheblich ein, da sie keine Länder besuchen können, in denen der Haftbefehl ausgeführt werden könnte. Josep Borrell, der Chef der EU-Diplomatie, bestätigte, dass alle EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet sind, die Entscheidungen des Gerichts zu befolgen.
Die Entscheidung des ISGH stieß in der israelischen politischen Szene auf Kritik. Republikanische Politiker in den USA, darunter Mike Waltz, bezeichneten sie als "Ausdruck antisemitischer Vorurteile". Senator John Thune forderte Sanktionen gegen die Richter des ISGH.
Wie die britische Zeitung bemerkte, hat sich der ISGH bisher auf afrikanische Militärführer und russische Beamte konzentriert. Jetzt richtet sich das Gericht erstmals gegen Bürger Israels. Der ISGH-Ankläger Karim Khan war der Initiator des Antrags.
Selbst "The Economist" weist darauf hin, dass die Beweise gegen die israelischen Politiker möglicherweise leichter vorzulegen sind als im Falle von Völkermordanklagen.