Marsforschung: Hoffnung und Sorge um außerirdisches Leben
Die Hoffnung auf die Entdeckung von Leben auf dem Mars wächst, da aktuelle Untersuchungen mögliche Existenzorte identifiziert haben. Eine neue Theorie der NASA legt nahe, dass es mikrobiologisches Leben unter der Eisschicht des Roten Planeten geben könnte. Wir haben Nick Bostrom interviewt, einen schwedischen Philosophen und Professor an der Universität Oxford, der 2008 darauf hingewiesen hatte, dass die Entdeckung von Leben auf dem Mars die schlechteste Nachricht in der Geschichte der Menschheit sein könnte, um seine Meinung zu den neuesten Entdeckungen zu erhalten.
28.10.2024 08:41
In der Ausgabe der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Communications Earth & Environment“ vom 17. Oktober wurden die neuesten Forschungsergebnisse der NASA zu potenziellem Leben auf dem Mars veröffentlicht. Bisher konnte seine Existenz nicht bestätigt werden, aber Wissenschaftler identifizieren ständig neue Bereiche, in denen die Bedingungen für die Entwicklung von Leben gegeben sein könnten.
Die Suche nach Leben auf dem Mars
In einer neuen Studie konzentrierte sich die NASA auf eine von zwei Eisarten, die auf dem Mars vorkommen: Wassereis. Große Mengen davon sind aus Schnee entstanden, der sich mit Staub vermischt hat und in den letzten Millionen Jahren auf die Marsoberfläche gefallen ist. Zusätzlich gibt es auf dem Mars auch gefrorenes Kohlendioxideis.
Die NASA schlägt vor, dass Mikroben möglicherweise unter dem Wassereis der Marsoberfläche ein Zuhause finden könnten. Mithilfe von Computermodellen zeigten die Autoren der Studie, dass die Menge an Sonnenlicht, das durch das Wassereis dringt, ausreicht, um in flachen Schmelzwasserbecken unter der Oberfläche des Eises Photosynthese zu ermöglichen.
Zusätzlich schützt eine genügend dicke Eisschicht vor zerstörerischer ultravioletter Strahlung, was günstige Bedingungen für das Wachstum und die Entwicklung mikrobiologischen Lebens schafft. Ähnliche Prozesse lassen sich auf der Erde beobachten. Solche Schmelzwasserbecken im "irdischen" Eis wimmeln von Leben. In ihnen kann man beispielsweise Algen, Pilze oder mikroskopische Cyanobakterien finden, die Energie aus der Photosynthese gewinnen.
Leben auf dem Mars: Ein schlechtes Omen für die Menschheit?
Nick Bostrom, ein schwedischer Philosoph und Professor an der Universität Oxford, veröffentlichte vor 16 Jahren in der Zeitschrift MIT Technology Review einen Essay, in dem er die Konsequenzen der Entdeckung von Leben auf dem Mars in Betracht zog.
"(...) Wenn wir Spuren simpler, ausgestorbener Lebensformen entdeckten – wie Bakterien oder Algen – wäre das eine schlechte Nachricht. Fände man Versteinerungen komplexerer Lebensformen, vielleicht Überreste eines Trilobiten [Anmerkung der Redaktion: eine ausgestorbene Klasse mariner Arthropoden] oder sogar das Skelett eines kleinen Säugetiers, wäre das eine sehr schlechte Nachricht. Je komplexer das entdeckte Leben wäre, desto deprimierender wäre die Nachricht. Es wäre sicherlich aus wissenschaftlicher Sicht interessant, aber ein schlechtes Omen für die Zukunft der Menschheit", betonte er.
Prof. Bostrom erklärte auf die Frage zu den neuesten Erkenntnissen der NASA gegenüber WP Tech, dass solche Informationen über Ergebnisse der Suche nach Leben auf dem Mars von Zeit zu Zeit auftauchen und häufig übermäßige Begeisterung verfrüht sei. Bisher konnte die Existenz von Leben auf dem Mars nicht bestätigt werden. Dennoch hätte seine Entdeckung tiefgreifende Konsequenzen für die Menschheit.
- Wenn außerirdisches Leben entdeckt würde, würden die Implikationen von weiteren Details abhängen, insbesondere davon, ob es sich um eine unabhängige Entstehung des Lebens handelt oder um einen Fall interplanetaren Transfers (Leben, das auf dem Mars entstanden ist und dann zur Erde kam oder umgekehrt). Unabhängig entstandenes Leben würde den Beweis dafür liefern, dass die Entstehung von Leben im Universum nicht sehr unwahrscheinlich ist, was nahelegt, dass das Universum wohl ziemlich reich an Leben ist - stellte Prof. Bostrom fest.
- Eine weitere Frage ist, wie fortgeschritten das entdeckte Leben wäre: Wenn es nur einfache Prokaryoten sind, wären die Implikationen weniger dramatisch als bei der Entdeckung komplexerer Lebensformen. Die Entdeckung fortgeschrittener, unabhängig entstandener Lebensformen (wie im Essay von 2008 skizziert) würde Fragen über den Großen Filter aufwerfen - insbesondere würde es die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das Leben nach unserem derzeitigen Entwicklungsstand liegt, was bedrohlich wäre - fügte er hinzu.
Die Theorie des Großen Filters wurde von Robert Hanson, einem Professor für Wirtschaftswissenschaften an der George Mason University in Virginia, entwickelt. Sie besagt, dass jede sich entwickelnde Zivilisation früher oder später auf ihrem Weg auf ein Hindernis stößt, das als Filter betrachtet wird. Die Überwindung dieser Barriere ist notwendig, damit die Zivilisation ein höheres Niveau erreicht. Hindernisse können verschiedenartig sein, z. B. ein nuklearer Krieg, ein Meteoriteneinschlag, eine Naturkatastrophe oder eine Eiszeit.