Menschheit im Schatten: Gefährliche Sonnenstürme unterschätzt
Vor etwa 9200 Jahren kollidierte die Erde mit einem intensiven Sonnensturm. Wissenschaftler betonen, dass die Menschheit heute nicht auf eine Wiederholung eines solchen Phänomens vorbereitet ist.
Sonnenstürme können erhebliche Störungen im Betrieb von Satelliten und elektronischen Geräten sowie Stromausfälle verursachen. Im schlimmsten Fall könnte die Gesellschaft jahrelang in Dunkelheit versinken. Trotz der Häufigkeit dieser Phänomene ist das Bewusstsein in der Gesellschaft darüber immer noch unzureichend.
Bisher wurden keine Stürme beobachtet, die stark genug wären, um die Welt lahmzulegen. Doch in Zeiten vor der Elektrifizierung gab es Stürme, die heute Chaos verursachen könnten. Studien, die 2022 in "Nature Communications" veröffentlicht wurden, enthüllen, dass vor etwa 9200 Jahren ein mächtiger Sturm stattfand. Dies ist besonders besorgniserregend, da er in einer Periode minimaler Sonnenaktivität auftrat, die zyklisch alle 11 Jahre vorkommt.
Fehlende Notfallpläne
Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass gefährliche Sonnenstürme auch bei geringer Sonnenaktivität unerwartet auftreten können. Leider gibt es immer noch keine effektiven Maßnahmen gegen solche Phänomene, und die Menschheit hat keine wirksamen Aktionspläne für diesen Fall entwickelt.
Diese enormen Stürme werden derzeit in Risikobewertungen nicht ausreichend berücksichtigt. Es ist äußerst wichtig, zu analysieren, was ihr Auftreten für die heutige Technologie bedeuten könnte und wie wir uns schützen können – betonte Raimund Muscheler, Mitautor der Studie von der Universität Lund in Schweden, in einer Erklärung.
In extremen Fällen können solche Stürme wichtige Elemente des globalen Stromnetzes zerstören, wie z.B. große Transformatoren, deren Bau bis zu 15 Jahre dauert und die im Falle eines Ausfalls nicht leicht zu ersetzen sind.
Nur zwei Länder produzieren Transformatoren für den Export: Deutschland und Südkorea. Sie wiegen Hunderte von Tonnen. Für ihren Transport müssten Brücken verstärkt und Straßen verbreitert werden. In ganz Nordamerika gibt es nur wenige Fahrzeuge, die für ihren Transport geeignet sind – bemerkte Dr. Peter Pry, Exekutivdirektor der Task Force on National and Homeland Security, die den US-Kongress in Fragen der nationalen Sicherheit berät.
Notwendigkeit weiterer Forschungen
Derzeit können Satelliten Sonnenausbrüche direkt überwachen, doch das Aufspüren vergangener Stürme erfordert intensive Forschungsarbeit. Die Forscher konzentrierten sich auf die Suche nach kosmogenen Radionukliden, radioaktiven Isotopen, die durch atmosphärische Kollisionen geladener Sonnenpartikel mit Elementen entstehen.
Diese Isotope können in natürlichen Aufzeichnungen wie Baumringen und Eiskernen verfolgt werden. Eine von Forschern durchgeführte Analyse von Kernen aus der Antarktis und Grönland zeigte einen ungewöhnlichen Anstieg von Beryllium-10 und Chlor-36 vor etwa 9200 Jahren, was auf einen mächtigen Sonnensturm aus dieser Zeit hinweist.
Wissenschaftler betonen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um frühere extreme Stürme zu identifizieren, in der Hoffnung, ein Muster für deren Auftreten zu entdecken.