Mutter von Kremlkritiker Kara-Mursa erleidet womöglich Giftanschlag
Die Mutter eines bekannten russischen Oppositionellen wurde in ein deutsches Krankenhaus gebracht. Sie vermutet, dass man versucht hat, sie zu vergiften.
Die Mutter des bekannten russischen Oppositionellen und Kremlkritikers Wladimir Kara-Mursa wurde in die Berliner Charité gebracht. Die Frau gibt an, dass man versucht habe, sie zu vergiften, und die deutsche Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf versuchten Mord.
"Die Frau teilte dem medizinischen Personal in der Klinik mit, dass sie vermute, vergiftet worden zu sein. Die Patientin wurde auf die Isolierstation der Charité verlegt, und es werden Blutuntersuchungen auf das Vorhandensein aller möglichen Giftstoffe durchgeführt. Alle erforderlichen Maßnahmen der Polizei zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und zur Identifizierung potenzieller Verdächtiger sind im Gange", schrieb die Berliner Polizei am Dienstag, dem 17. Dezember, auf dem Dienst X.
Erster Test negativ
Wladimir Kara-Mursa bestätigte, dass seine Mutter in der Charité behandelt wird. Allerdings habe sich der Verdacht auf einen Vergiftungsversuch oder einen Herzinfarkt nicht bestätigt, schrieb er auf X. Diese Diagnose wurde nicht in der Charité gestellt, berichten deutsche Medien unter Berufung auf einen Sprecher der Klinik.
Die Zeitung "Der Tagesspiegel" berichtete unter Berufung auf "Sicherheitskreise", dass zunächst der Verdacht bestand, es könnte eine Vergiftung mit dem Nervengift Nowitschok vorliegen. Das Ergebnis des ersten schnellen Bluttests war jedoch negativ, schreibt die Berliner Zeitung. Danach sollte eine umfangreiche Blutuntersuchung erfolgen, und die Polizei sollte die Wohnung der Geschädigten durchsuchen.
Zwei Angriffe mit Gift
Kara-Mursa gehört zu den bekanntesten Oppositionellen in Russland und Gegnern Wladimir Putins. Im April 2023 wurde er wegen Hochverrats zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Im August desselben Jahres wurde er im Zuge eines Gefangenenaustauschs zwischen Russland und dem Westen aus Russland ausgewiesen. Er hat bereits zwei Angriffe auf sein Leben mit Gift überlebt.
Nach seiner Freilassung ging Kara-Mursa nicht direkt in die USA, wo aus Sicherheitsgründen seine Frau und Töchter wohnen, sondern hielt sich in Deutschland auf. Seine Mutter lebt schon seit längerer Zeit in Berlin.
Nawalny, Nowitschok und die Charité
Mit Nowitschok versuchte man im August 2020, den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny zu vergiften. Kurz danach wurde er in die Berliner Charité gebracht und dort einige Wochen behandelt. Nach seiner Rückkehr nach Russland im Januar 2021 wurde er verhaftet und nach mehreren Prozessen zu 19 Jahren Straflager verurteilt.
Im Februar desselben Jahres verstarb der 47-jährige Nawalny unerwartet in einem Straflager.