Niederlande verwandeln leere Gefängnisse in Kulturzentren
Laut dem Portal Deutsche Welle hat sich in den Niederlanden die Zahl der inhaftierten Personen pro 100.000 Einwohner von 2005 bis 2016 halbiert und ist seitdem stabil geblieben. Gefängnisse erhalten neue Zwecke, beispielsweise als Unterhaltungszentren und Dienstleistungsbetriebe.
21.10.2024 13:27
Studien der Universität Leiden zufolge reduzierte sich die Anzahl der Gefangenen in den Niederlanden zwischen 2005 und 2016 von 94 auf 51 pro 100.000 Einwohner. Nach 2016 verlangsamte sich dieser Trend und der Wert blieb stabil, schwankend zwischen 50 und 70.
Im Jahr 2022 betrug die Inhaftierungsrate in der EU 108 Gefangene pro 100.000 Einwohner. Unter diesem Durchschnitt lagen unter anderem Finnland (52), Slowenien (65) und die Niederlande (64). Am anderen Ende der Skala befanden sich Ungarn (200), Polen (190) sowie Tschechien und die Slowakei (jeweils 181).
Wie die Deutsche Welle feststellte, sind die Niederlande eines der wenigen Länder, in denen die Zahl der Gefangenen sinkt. Ein ähnlicher, wenn auch milderer Trend, ist in Deutschland, Bulgarien, Tschechien, Rumänien und den baltischen Ländern zu beobachten.
Laut der Datenbank World Prison Brief ist nur in Russland der Rückgang der Inhaftierungsrate noch dramatischer. Dies liegt daran, dass einige Gefangene zum Kampf während der Invasion in der Ukraine geschickt werden.
Seit einigen Jahren ist in den Niederlanden ein Trend zur Umwandlung verlassener Gefängnisse in Unterhaltungszentren, Kinos oder Hotels zu beobachten. Ein eindrucksvolles Beispiel für eine solche Umwandlung ist das Koepelgevangenis in der Stadt Haarlem, ein Gefängnis aus dem frühen 20. Jahrhundert mit einer charakteristischen monumentalen Kuppel. Nach seiner Schließung im Jahr 2016 wurde das Gebäude zunächst als Zentrum für Asylsuchende genutzt und beherbergt nun ein Kino und ein Kulturzentrum.
Einer der Gründe für die sinkende Zahl der Gefangenen in den Niederlanden sind Veränderungen im Strafvollzugssystem. Wie die Deutsche Welle berichtete, wurde 2006 eine Reform eingeführt, die darauf abzielte, Gerichtsverfahren zu beschleunigen. Eine der Maßnahmen bestand darin, dass Staatsanwälte in der Lage sein sollten, bestimmte Fälle ohne Beteiligung eines Richters zu behandeln und Strafen wie Geldstrafen oder gemeinnützige Arbeit anzuordnen. Diese Änderung führte zu einer Verkürzung der Haftzeiten und einem verstärkten Einsatz alternativer Lösungen zur Freiheitsstrafe.
Ein weiterer Grund für die Veränderungen ist der Rückgang der Kriminalität. Zwischen 2005 und 2016 sank die Gesamtzahl der Vergehen von 1,35 Millionen auf 930.000.
Die Deutsche Welle stellte jedoch fest, dass dieser Rückgang auch darauf zurückzuführen sein könnte, dass Strafverfolgungsbehörden ineffizient sind und viele Straftaten unentdeckt bleiben.