Orbán unter Druck: Nervosität wächst im ungarischen Machtkampf
Nach anderthalb Jahrzehnten an der Macht muss sich Viktor Orbán ernsthafter Konkurrenz stellen und wird zunehmend nervös. Politische Gegner und Kritiker seiner Regierung hat der ungarische Premierminister als "Wanzen" bezeichnet.
- Nach dem heutigen Feiertagstreffen beginnt das große Osterputzen - sagte Orbán in einer Rede, die am 15. März in Budapest anlässlich des ungarischen Nationalfeiertags gehalten wurde.
- Die Wanzen haben überwintert - stellte er fest. - Wir zerschlagen die Finanzmaschinerie, die Politiker, Richter, Journalisten, Pseudo-Bürgerorganisationen und politische Aktivisten mit korrupten Dollarnoten gekauft hat - fügte er hinzu.
Orbán wird vorgeworfen, mit autoritären Methoden fast 15 Jahre lang sein Land zu regieren. Es wird ihm nachgesagt, öffentliche Gelder missbraucht zu haben, um von ihm abhängige Oligarchen und seine eigenen Verwandten zu bereichern.
Orbán selbst nennt sich einen "Freiheitskämpfer", gegen den angeblich "Brüssel intrigiert". Seiner Meinung nach sind Kritiker und Gegner in seinem eigenen Land lediglich "Marionetten der EU-Bürokratie" und ihrer angeblichen Komplizen aus der globalen Finanzwelt.
Orbán unter Druck
Der ungarische Premierminister steht unter Druck in seinem eigenen Land, seit vor genau einem Jahr ein ernsthafter Kandidat auf ihn zukam: der gemäßigt-konservative Péter Magyar, der aus Orbáns Partei Fidesz stammt und der Ehemann der ehemaligen Justizministerin Judit Varga war.
Magyar gründete seine eigene Partei, die in unabhängigen Meinungsumfragen regelmäßig weit vor Orbáns Partei liegt. Die nächsten Parlamentswahlen in Ungarn finden im Frühjahr 2026 statt.
Orbán wird zunehmend nervöser und droht mit noch größeren Repressionen. Die Bezeichnung politischer Gegner und Kritiker als "Wanzen" ist Ausdruck einer Verschärfung seines Tons, die an nationalsozialistischen Jargon erinnert. Es gibt keine Beweise dafür, dass politische Aktivisten oder Vertreter der Zivilgesellschaft sowie unabhängige Medien von der EU oder anderen westlichen Geldgebern "gekauft" werden.
Viele Bürgerorganisationen und Medien erhalten Mittel von staatlichen und privaten Institutionen im Westen. Sie bewerben sich um diese Mittel in transparenten Verfahren und legen regelmäßig Berichte über deren Nutzung vor. Bisher war dies auch nach ungarischem Recht zulässig.