Putins Krieg in der Ukraine: Analystin sieht Kreml in der Defensive
Laut Carmen Claudin vom Zentrum für Internationale Angelegenheiten in Barcelona (CIDOB) hat Wladimir Putin im Krieg gegen die Ukraine bereits eine Niederlage erlitten, auch wenn die Ukraine einen Teil ihres Territoriums verlieren sollte. In einem Gespräch mit der Polnischen Presseagentur (PAP) betonte die Analystin, dass die Aufrechterhaltung der Souveränität der Ukraine eine Niederlage für den Kreml darstellt.
Carmen Claudin, Expertin für Russland, Ukraine und den postsowjetischen Raum bei CIDOB in Barcelona, ist der Meinung, dass Russland sein Hauptziel, nämlich die Vernichtung der Ukraine, nicht erreicht hat. „Von einer Niederlage der Ukraine kann derzeit nicht die Rede sein“, betonte sie im Gespräch mit PAP. Selbst bei einem möglichen Verlust eines Teils des Territoriums wird der ukrainische Staat frei und souverän bleiben, was in der Realität eine Niederlage Moskaus bedeutet, unabhängig davon, wie sehr Putin dies als Sieg darstellen könnte."
Nach Claudins Einschätzung stellt die mangelnde Sicherheit für die Ukraine eine Bedrohung für ganz Europa dar, insbesondere für Osteuropa. Die Analystin weist darauf hin, dass ein Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen in den USA die Kriegssituation verändern könnte.
Die Unvorhersehbarkeit Trumps könnte dazu führen, dass er eine andere Politik betreibt als die, die er bisher verfolgt hat. Aber natürlich muss Europa sich darauf vorbereiten, einer Politik entgegenzuwirken, die sehr vorteilhaft für russische Interessen sein wird – stellte die CIDOB-Expertin fest, zitiert von PAP.
Ihrer Meinung nach muss Europa eine durchsetzungsstärkere Strategie als bisher definieren. Der Kontinent könnte vor dem Rückzug der amerikanischen Unterstützung für Kiew stehen, was eine größere wirtschaftliche und militärische Anstrengung erfordern würde. Auch sei eine tiefgreifende Veränderung der europäischen politischen Kultur nötig, die sich auf den Friedensaufbau konzentriert und nicht auf die Idee der Verteidigung gegen äußere Aggression – betonte die Expertin.
Wird Trump den Konflikt in der Ukraine einfrieren?
Claudin glaubt, dass Trumps Politik nicht das Ende des russisch-ukrainischen Konflikts beschleunigen, sondern möglicherweise dessen Einfrieren bewirken könnte. „Trump würde dies natürlich als Frieden darstellen,“ indem er eine weitere Unwahrheit zu seiner langen Liste paralleler Realitäten hinzufügt – stellte die Analystin im Gespräch mit PAP fest.
Sie schlug vor, dass in einer solchen Situation die Europäer auf die Beschleunigung der Aufnahme der Ukraine in die NATO drängen sollten, als einzig ernsthaftes Sicherheitsabkommen, um der illegalen Annexion ihrer Gebiete entgegenzuwirken.
Die Ukraine wird bedroht sein, solange kein gerechter Frieden erreicht ist, was zumindest die Verfolgung russischer Kriegsverbrechen bedeutet – fügte Claudin hinzu.
