Russland plant Verbot von Kinderspiel als "entwürdigend"
Russische Politiker und regierungsfreundliche Medien beschäftigen sich derzeit mit einem Modetrend, der als besonders gefährlich eingestuft wird. Quadrobing, über die in Russland im Internet viel diskutiert wird, wird als Bedrohung für das Land beschrieben. Der Vorsitzende der russischen Duma, Wjatscheslaw Wolodin, hat entschlossenes Handeln angekündigt. Ein Gesetzentwurf ist in Arbeit.
15.10.2024 11:06
Die Gefahr, die der Kreml mit ernsthaften gesetzlichen Maßnahmen bekämpfen möchte, ist die Quadrobing. Dabei handelt es sich um ein bei Kindern beliebtes Spiel, bei dem sie sich als Tiere verkleiden.
"Quadrobics (abgeleitet von lateinisch 'quattuor' – 'vier' und englisch 'aerobics' – 'Aerobic') ist eine inoffizielle Sportart, bei der sich die Menschen auf allen Vieren bewegen, Tierbewegungen nachahmen und Masken sowie künstliche Schwänze verwenden. Einerseits handelt es sich um anspruchsvolle Akrobatik, die an die Bewegungen von Parkour-Sportlern erinnert und eine gleichmäßige Belastung aller Körperteile bietet, andererseits ist es ein ungewöhnliches Hobby, das sich manchmal in unangemessenes Verhalten verwandeln kann", erklärt das Portal rbc.ru.
In den Medien gibt es zahlreiche ähnliche Warnungen. Die Erklärung ist stets dieselbe: Kinder verfallen diesem gefährlichen Trend, weil es ein einfacher und zugänglicher Weg ist, "Vermeidungsverhalten" und "Flucht vor der Realität" zu praktizieren. Russische Medien sind der Meinung, dass dies ein Anzeichen für fehlende Aufmerksamkeit und Unterstützung seitens der Eltern und Lehrer ist und einen einfachen Weg darstellt, um mangelndes Engagement für die intellektuelle und körperliche Entwicklung sowie gemeinschaftliche Aktivitäten zu fördern.
Verbote in Russland sind die Norm: Der Kreml nimmt das Kinderspiel ins Visier
Laut "Gazeta Wyborcza" hat Wjatscheslaw Wolodin, der Vorsitzende der Duma und theoretisch die vierte mächtigste Person im Staat, das neue Phänomen in den sozialen Medien kritisiert. Er schrieb, dass das Kinderkrabbeln auf allen Vieren eine "Entmenschlichung" sei, ebenso gefährlich wie das "Abwenden von der Kirche" oder die "Childfree-Bewegung", die Kinderlosigkeit befürwortet.
"Heute sind wir an einem Punkt angekommen, an dem die Menschen nicht nur dazu gedrängt werden, ihre geschlechtliche, sondern auch ihre menschliche Identität aufzugeben. Sie wollen sich in der Rolle eines Tieres ausprobieren", schrieb Wolodin auf seinem Telegram-Kanal.
Auch der Außenminister Sergej Lawrow äußerte sich zu diesem Thema. Bei offiziellen Gesprächen mit dem armenischen Vertreter Ararat Mirsojan fragte er nach den Quadrobikern. Der überraschte Armenier antwortete, dass er davon gehört habe.
Die Abgeordnete Jana Lantratowa ist die Autorin des Gesetzesentwurfs, der die "destruktive Ideologie" anprangern und umfassende Verbote einführen soll. Die Vorschläge beinhalten nicht nur hohe Geldstrafen, sondern auch den automatischen Entzug der elterlichen Rechte jener Eltern, deren Kinder auf allen Vieren laufen, bellen oder miauen.