Russland verschärft Nukleardoktrin: Signal an den Westen
Russland bereitet sich darauf vor, seine Nukleardoktrin zum ersten Mal seit 2020 zu ändern. Der Kreml behauptet, dass dies ein Signal an den Westen sein soll. Laut Pawel Podvig vom Institut für Kriegsstudien will Putin auf diese Weise Einfluss auf eine mögliche Genehmigung für die Ukraine nehmen, Langstreckenraketen anzugreifen.
27.09.2024 13:04
Der Krieg in der Ukraine dauert seit über zwei Jahren an. Die Behörden im Kreml drohen dem Westen von Zeit zu Zeit mit dem Einsatz von Nuklearwaffen. Dieses Mal hat Putin Änderungen an der Nukleardoktrin vorgeschlagen. Die Neuerung besteht darin, dass Russland einen Angriff von einem Land, das keine Atomwaffen besitzt und von einer Atommacht unterstützt wird, als gemeinsamen Angriff auf Russland betrachten wird.
Das Portal Meduza stellt fest, dass diese Möglichkeit derzeit auch besteht. Russland hat versprochen, keine Atomwaffen gegen nicht nukleare Staaten einzusetzen, außer in Fällen, in denen sie gemeinsam oder in Allianz mit nuklearen Staaten operieren.
Diese Formulierung wurde speziell entwickelt, um die aktuelle Debatte über die Erlaubnis der Ukraine zur Verwendung von Langstreckenraketen zu beeinflussen. Grundsätzlich besteht diese Möglichkeit jedoch auch in den derzeitigen russischen doktrinalen Richtlinien, sagt Pawel Podvig vom Institut für Kriegsstudien dem Portal.
Der Experte sagt direkt, dass sich Russland für berechtigt halten wird, Atomwaffen einzusetzen. Andererseits erwähnt er die sogenannte „Engagement-Falle“, was bedeutet, dass "man etwas zu tun verspricht, und dann, wenn die Zeit gekommen ist und geprüft wird, ob man es tut oder nicht, stellt sich heraus, dass es besser wäre, wenn man es nicht versprochen hätte".
Atomwaffen werden keine groß angelegte Offensive oder z. B. Operationen, die in der Region Kursk stattfanden, verhindern können. Es herrscht die Vorstellung, dass der Einsatz von Atomwaffen den Gegner schockieren und ihn zwingen wird, aufzuhören, sich zu ergeben, sich zurückzuziehen, glaubt Podvig im Gespräch mit Meduza. - Damit dieser Schock wirklich schockierend ist, muss er in dem Sinne angewendet werden, wie es in Hiroshima und Nagasaki getan wurde.
Der Experte sagt auch, dass Russland nach einem eventuellen Einsatz von Waffen in tiefer Isolation wäre. Außerdem befinden sich die russischen Atomsprengköpfe derzeit in Lagern und für den eventuellen Einsatz müssten noch einige Schritte unternommen werden.