Russlands größtes LNG‑Projekt scheitert an westlichen Sanktionen
Infolge westlicher Sanktionen ist die größte LNG-Anlage der Welt in der russischen Arktis unbrauchbar geworden. Die Anlagen in Belokamenka bei Murmansk, die 15.000 Mitarbeiter beschäftigen sollten, stehen derzeit leer, berichtet der "Telegraph".
Das ehrgeizige Projekt Russlands in der Arktis, das als Aushängeschild der technologischen Stärke des Landes dienen sollte, ist gescheitert. Noch im Jahr 2023 präsentierten Präsident Wladimir Putin und der Chef des Unternehmens Novatek, Leonid Michelson, stolz die Werke in Belokamenka als führende industrielle Einrichtung der Welt.
Wenige Monate später verhängten das US-Finanzministerium und die Europäische Union Sanktionen gegen das Projekt Arctic LNG 2, was faktisch zu seiner Stilllegung führte, berichtet der "Telegraph".
Ehrgeizige Pläne an der Sanktionsmauer zerbrochen
Die Werft in Belokamenka wurde als Schlüsselkomponente eines größeren Plans zum Gasexport aus sibirischen Lagerstätten konzipiert. Die Anlage sollte riesige Offshore-Plattformen produzieren, die im Rahmen des Projekts Arctic LNG 2 für die Verflüssigung von Gas notwendig waren. Der Rohstoff sollte dann über nördliche Seewege zu Abnehmern in asiatischen Ländern transportiert werden.
Zwei der drei geplanten Plattformen wurden bereits gebaut und in die Obsche Buchta transportiert, wo die Gaslagerstätten liegen. Sie sollten eine Produktionskapazität von 20 Millionen Tonnen Gas pro Jahr erreichen. Derzeit jedoch funktioniert keine von ihnen, und der Bau der dritten Plattform wird wahrscheinlich nie weitergeführt.
Technologische und logistische Probleme
Die Durchführung des Projekts stieß auf erhebliche technische Hindernisse. Novatek benötigte dringend eine spezielle Flotte von Eisbrechern für den Transport von Flüssiggas. Angesichts des Risikos von Sanktionen war jedoch kaum eine ausländische Werft bereit, diese zu bauen. Auch russische Werften waren nicht in der Lage, die Herausforderung des Baus solch hochentwickelter Einheiten zu meistern.
Die Situation wird zusätzlich durch die Haltung Indiens verkompliziert, das als einer der wichtigen Handelspartner von Putin galt. Der indische Ölminister, Pankaj Jain, erklärte unmissverständlich, dass sein Land kein Gas aus Arctic LNG 2 beziehen werde, um mögliche Konsequenzen im Hinblick auf die Verletzung internationaler Sanktionen zu vermeiden.
Russland hat ein Problem
Derzeit sind in den einst lebhaften Werken nur noch 500 Mitarbeiter verbleiben, hauptsächlich Sicherheitspersonal. Experten des Oxford Institute for Energy Studies betonen, dass die Sanktionen gegen russische LNG-Projekte äußerst effektiv waren. Weder das russische Energieministerium noch Novatek haben sich zu Anfragen in dieser Angelegenheit geäußert.
Der Zusammenbruch des Projekts Arctic LNG 2 wird keine wesentlichen Auswirkungen auf den europäischen Gasmarkt haben, da die Hauptlieferungen von LNG nach Europa derzeit aus den Vereinigten Staaten und Katar stammen. Es ist jedoch bemerkenswert, dass der Handel mit Energierohstoffen zwischen Russland und Indien trotz des Scheiterns des Projekts nicht vollständig eingestellt wurde. Kürzlich hat der russische Konzern Rosneft den größten Öl-Liefervertrag in seiner Geschichte mit der indischen Raffinerie Reliance abgeschlossen, der 500.000 Barrel pro Tag umfasst.