Russlands neue Propagandawaffe: Influencer statt Trolle und Bots
Farmen von Trollen und Bots in sozialen Medien sind nicht mehr die Hauptwerkzeuge der russischen Propaganda. Jetzt greift der Kreml am liebsten auf Influencer zurück, die große Reichweiten im Netz haben und für ihre Zielgruppe glaubwürdig sind.
Die Firma Tenet Media, die sich mit sozialen Medien beschäftigt, sollte von den russischen Behörden bezahlt werden. Das US-Justizministerium warf vor, dass zwei Mitarbeiter der russischen Regierung der Firma fast 9 Millionen EUR übergeben haben.
Politico berichtet hingegen, dass in der Anklageschrift die Information auftauchte, dass Influencer, obwohl sie behaupten, nichts von den Verbindungen Tenets zu Russland gewusst zu haben, monatlich eine Vergütung von über 360.000 EUR erhielten. Influencer mit einer großen Fangemeinde verbreiten deutlich effektiver Desinformationen als Bots und Trolle, merkt Pekka Kallioniemi, ein finnischer Desinformationsforscher und Autor von "Vatnik Soup", einem Buch über Informationskriege in Russland, an.
Der Experte betont ebenfalls, dass es großen Influencern viel leichter fällt, Desinformationen zu verbreiten als selbst massenweise agierenden Internet-Trollen. Internet-Kreatoren können oft Millionenreichweiten aufweisen, und ihre Inhalte dringen sogar bis zu den öffentlichen Medien durch.
Kreatoren und künstliche Intelligenz
Nach Meinung des Experten wurden soziale Medien bereits zuvor von der russischen Propaganda genutzt. Russische Agenten erstellten Websites oder Blogs mit Informationen, deren Inhalte vollständig von künstlicher Intelligenz erstellt wurden.
Das ist einfach eine Automatisierung der Dinge. Es ist viel billiger und gleichzeitig effektiver. Man kann riesige Volumen mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellen. Zum Beispiel haben russische Agenten gefälschte Websites oder Blogs mit Nachrichten erstellt, und der Inhalt dieser Blogs wurde vollständig von künstlicher Intelligenz generiert. Manchmal führen Agenten manuell die russische Erzählung oder Propaganda ein. Es gibt Hunderte solcher Blogs, warnt Pekka Kallioniemi.
