Russlands Wissenschaft unter Druck: Forscher fliehen nach Westen
Anfang 2024 arbeiteten in Russland nur noch etwa 340.000 Wissenschaftler, was den niedrigsten Stand seit dem Zerfall der Sowjetunion darstellt. Der Hauptgrund für die Abwanderung sind Budgetkürzungen an Hochschulen, berichtet die "Moscow Times".
Russland verzeichnet einen dramatischen Rückgang der Anzahl der Wissenschaftler. Anfang 2024 arbeiteten im Land etwa 340.000 Forscher, was einen Rückgang um 1.800 Personen im Vergleich zu 2021 bedeutet und den niedrigsten Stand seit Sowjetzeiten darstellt. Wie das unabhängige Portal "Moscow Times" berichtet, sind die Hauptgründe für dieses Phänomen Budgetkürzungen, die russische Hochschulen betreffen.
Nach Angaben der Nationalen Forschungsuniversität Wirtschaftshochschule (HSE) in Moskau haben seit 2020 bis zu 7.600 Wissenschaftler nationale Wissenschafts- und Hochschuleinrichtungen verlassen. Im Vergleich zum Jahr 2015 hat sich diese Zahl um 40.500 verringert, was einem Rückgang von 11 % entspricht. Die Mittelkürzungen für die Wissenschaft sind einer der Hauptfaktoren für diesen Trend. Seit 2015 ist die Finanzierung real, unter Berücksichtigung der Inflation, um 14 % gesunken.
Krieg in der Ukraine und Wissenschaftler-Emigration
Der Beginn des vollumfänglichen Krieges in der Ukraine durch Russland hat den Exodus der Wissenschaftler zusätzlich verstärkt. Seit Februar 2022 haben mindestens 2.500 Forscher das Land verlassen, darunter über 800 Personen, die in führenden internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften publizieren. Die meisten Wissenschaftler, nämlich 23 %, verließen Universitäten in Moskau, wie die HSE, die Staatliche Universität Moskau (MGU), das Skolkovo Institut für Wissenschaft und Technologie und das Moskauer Institut für Physik und Technologie (MIPT).
Dmitrij Dubrowski, der Gründer des Programms für ethnische Studien an der Europäischen Universität in St. Petersburg, schätzt, dass die tatsächliche Anzahl der Wissenschaftler, die Russland verlassen haben, bei 7.000 bis 8.000 liegt.
Viele Wissenschaftler wurden aufgrund ihrer politischen Ansichten und der Zusammenarbeit mit Kollegen im Ausland verfolgt, sagte Dubrowski.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion arbeiteten in Russland fast eine Million Wissenschaftler, der höchste Stand weltweit. Bis 1995 sank diese Zahl auf etwa 518.700, im Jahr 2000 auf 426.000 und im Jahr 2010 auf 368.900. Die aktuelle Situation ist eine Fortsetzung dieses Trends, was Bedenken hinsichtlich der Zukunft der russischen Wissenschaft auslöst.