TechnikSchweiz: Bericht empfiehlt Ende der Neutralitätspolitik für bessere Verteidigung

Schweiz: Bericht empfiehlt Ende der Neutralitätspolitik für bessere Verteidigung

Die Schweiz ist seit 1515 ein neutrales Land, aber diese Ära könnte irgendwann enden. Ein Bericht der Sonderkommission in der Schweiz empfiehlt die Aufgabe dieser in einigen Fragen problematischen Politik. Wir erklären, warum die Neutralitätspolitik für die Schweiz im Kontext ihrer Verteidigungsindustrie ein Problem darstellt.

Schweizer Soldaten während einer Übung.
Schweizer Soldaten während einer Übung.
Bildquelle: © Swiss army
Przemysław Juraszek

01.09.2024 12:12

Ein von der Untersuchungskommission für Sicherheitsfragen im Rahmen des nationalen Verteidigungsministeriums erstellter Bericht empfiehlt die Aufgabe der Neutralitätspolitik. Diese verhindert die Teilnahme an Verteidigungsorganisationen und stellt eine Belastung für die Verteidigungsindustrie dar.

Der 68-seitige Bericht "Bericht der Studienkommission Sicherheitspolitik" ist eine Antwort auf die aktuellen Veränderungen in der Geopolitik. Russland versucht in den letzten Jahren, seine Einflüsse in Europa zurückzugewinnen, die es zu Zeiten der UdSSR hatte, und China gewinnt zunehmend an Einfluss auf dem Balkan.

Ambitionen der Schweiz

Der Bericht sieht die Möglichkeit vor, dass die Schweiz aufgrund ihrer Lage und Logistik das Risiko der Isolation im Falle eines möglichen Konflikts in den Jahren 2028-2033 zwischen autoritären Regimen (Russland und China) und westlichen Demokratien, die derzeit durch Populismus geplagt werden, nicht eingehen kann.

Die Schweiz ist unter anderem daran interessiert, an der ESSI-Initiative, dem europäischen Raketenabwehrschild, teilzunehmen. Dies würde die nationalen Fähigkeiten in diesem Bereich ergänzen.

Ein weiteres sehr wichtiges Thema, das im Bericht angesprochen wird, ist die negative Auswirkung der Neutralitätspolitik auf den Export und Reexport von Waffen. Aufgrund der Blockade der schweizerischen Behörden bezüglich Waffenlieferungen an die Ukraine hat die lokale Verteidigungsindustrie erhebliche finanzielle und Imageverluste erlitten.

Weigerung von Lieferungen an die Ukraine

Zu den lautesten Problemen gehörten beispielsweise die Lieferungen von Leopard-2- und Leopard-1-Panzern sowie Munition für selbstfahrende Gepard-Flakpanzer, die zu den besten Anti-Drohnen-Waffen in der Ukraine gehören. Im Fall von etwa hundert Leopard-1A5-Panzern zieht sich die Angelegenheit weiter hin, und die jüngsten Pläne sahen vor, sie Griechenland im Austausch gegen die Lieferung ihrer nationalen Maschinen an die Ukraine zu übergeben. Die schweizerischen Leopard-2-Panzer gelangten schließlich unter anderem nach Tschechien im Rahmen des Ringtausch-Programms.

Im Fall der Munition für die Gepard-Flakpanzer fand Deutschland in Norwegen einen Munitionslieferanten und die dortige Tochtergesellschaft des Rheinmetall-Konzerns baute inzwischen eine neue Munitionsfabrik im Land. Dies führte zu enormen Verlusten für den schweizerischen Teil des Konzerns. Ein ähnliches Problem ergibt sich zum Beispiel bei der SwissP Defence AG, die sehr gute Scharfschützenmunition produziert, diese aber nicht in die Ukraine verkaufen kann.

Es ist erwähnenswert, dass das neutrale Land einen abschreckenden Effekt auf potenzielle ausländische Kooperationspartner hatte, da die dortigen Vorschriften auch den Export von Waffen anderer Unternehmen blockierten, wenn diese schweizerische Komponenten enthielten. In Zukunft könnten nach solchen Vorfällen weniger ausländische Unternehmen daran interessiert sein, mit Schweizer Firmen zusammenzuarbeiten.

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