NachrichtenSkandal um antisemitische Symbole auf Weihnachtsmarkt in Darmstadt

Skandal um antisemitische Symbole auf Weihnachtsmarkt in Darmstadt

Der traditionelle Weihnachtsmarkt in Darmstadt sorgte für Aufsehen, nachdem an einem der Stände Produkte entdeckt wurden, die mit dem Hamas-Symbol in Verbindung stehen sowie Parolen, die zur Delegitimierung Israels aufrufen. Dieser Skandal rief heftige Reaktionen sowohl von den Stadtbehörden als auch von jüdischen Organisationen und der protestantischen Kirche hervor.

Kontroverser Weihnachtsmarkt in Darmstadt
Kontroverser Weihnachtsmarkt in Darmstadt
Bildquelle: © X
Danuta Pałęga

Auf dem "Antikolonialen Friedensweihnachtsmarkt", der von der protestantischen Gemeinde St. Michael und der Gruppe "Darmstadt4Palestine" mitorganisiert wurde, wurden Produkte präsentiert, die ernsthafte Kontroversen auslösten.

An den Ständen wurden Symbole von Hamas, Landkarten des Nahen Ostens ohne den Staat Israel sowie Parolen wie "Vom Fluss bis zum Meer" gesehen. Im Internet geteilte Fotos deuteten eindeutig auf antisemitische Inhalte hin.

Judenhass-Plätzchen, Terror-"Souvenirs" und Hamas-Propaganda – und das alles beim Weihnachtsmarkt einer evangelischen Gemeinde in Hessen! – resümierte ein Kommentar.

Reaktionen der Kirche und der Behörden

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) verurteilte sofort die Aktivitäten ihrer Gemeinde in Darmstadt. Der zuständige Pfarrer, Manfred Werner, wurde suspendiert und wird keine Weihnachtsgottesdienste leiten.

Die Berichte und das Bildmaterial, das uns zu einem Weihnachtsmarkt der Michaelsgemeinde am 3. Advent erreichen, sind zutiefst verstörend – hieß es in einer Stellungnahme der EKHN.

Auch der Bürgermeister von Darmstadt, Hanno Benz, äußerte sein Entsetzen.

Es wird versucht, das Existenzrecht Israels zu delegitimieren und den Staat Israel zu dämonisieren, indem antisemitische Stereotype auf den Staat und seine Politik übertragen werden.

Strafrechtliche Vorwürfe und Untersuchung

Bei der Staatsanwaltschaft gingen drei Anzeigen wegen der Verwendung von terroristischen Symbolen und Aufruf zum Hass ein. Der Oberstaatsanwalt Robert Hartmann bestätigte, dass die Ermittlungen laufen.

Wir prüfen, ob Straftatbestände erfüllt sein können. Es wurden noch keine Beschuldigten erfasst.

Daniel Neumann, Vertreter der Jüdischen Gemeinde in Darmstadt, betonte die Bedeutung der Situation.

Dass sich eine evangelische Kirchengemeinde entweder naiv dafür hergibt oder das bösartig betreibt, ist ein Skandal.

Erklärungsversuche und Verantwortung

Pastor Werner gab zu, dass die Entscheidung, mit der Gruppe "Darmstadt4Palestine" zusammenzuarbeiten, ein Fehler war.

Es war eine große Dummheit, dass wir der Vorbereitungsgruppe vertraut haben. Ich bin tief enttäuscht, dass das Vertrauen der Gemeinde missbraucht wurde.

Er erklärte auch seine volle Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden. Ein Vertreter der Gemeinde, Detlef Baumann-Schiechel, sprach jedoch von "falschen Berichten" und kündigte eine detaillierte Erklärung an.

Nebelschleier unter dem Deckmantel karitativer Tätigkeit

Unter dem Vorwand, den Palästinensern zu helfen, sollte der Markt Gelder für Solidaritätszwecke sammeln. Die an den Ständen präsentierten Parolen und Produkte riefen jedoch Verdacht auf Antisemitismus und die Förderung von als terroristisch angesehenen Organisationen hervor.

Die Organisatoren distanzierten sich von den von den Ausstellern geförderten Inhalten, aber die Kontroversen um die Veranstaltung ebben nicht ab. Die Website, die die Veranstaltung förderte, wurde entfernt.

Das Thema Antisemitismus in Kirchen

Volker Beck, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, stellte fest: "Antijudaismus ist noch immer ein Problem in den Kirchen. Das ploppt oft gerade an Weihnachten auf."

Der aktuelle Skandal wirft Fragen darüber auf, wie religiöse Gemeinschaften die in ihrem Namen und auf ihrem Gelände durchgeführten Aktivitäten überwachen. Der Markt in Darmstadt ist ein Beispiel dafür, wie die Verantwortungslosigkeit der Organisatoren zu ernsthaften rechtlichen und ethischen Konsequenzen führen kann.

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