NachrichtenSprengung der Nord-Stream-Pipeline: Deutschlands strategischer Vorteil

Sprengung der Nord-Stream-Pipeline: Deutschlands strategischer Vorteil

Die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline ist energietechnisch strategisch vorteilhaft für Deutschland, trotz steigender Preise, da es Putin ein Erpressungsinstrument genommen hat, meint ein Kommentator des "Spiegel".

Olaf Scholz, Kanzler Deutschlands
Olaf Scholz, Kanzler Deutschlands
Bildquelle: © Getty Images | Akos Stiller
Katarzyna Kalus

21.11.2024 12:36

"Nach der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines war die Empörung in Berlin groß. Aber der Ausfall der Gasröhren in der Ostsee war nicht nur aus Sicht der wichtigsten Bündnispartner ein Glücksfall. Sondern auch für Deutschland.", schreibt Fidelius Schmid in einem Kommentar, der am Mittwoch auf dem Portal des Wochenmagazins veröffentlicht wurde.

Der Autor weist darauf hin, dass sich deutsche Politiker zwar zurückhielten, öffentlich Empörung zu zeigen, hinter verschlossenen Türen jedoch von "gefährlicher Sabotage" die Rede war.

Nach Recherchen der Redaktion wurde der Angriff auf die Pipeline von einer Gruppe Ukrainer durchgeführt, die in die Kommandostrukturen der ukrainischen Armee integriert sind. Aus ihrer Sicht war der Angriff ein legitimes Kriegsziel, das auf internationalen Gewässern durchgeführt wurde.

"Es wäre unsinnig, sich darüber aufzuregen", urteilt Schmid. Seiner Meinung nach war die Pipeline seit langem ein "Dorn im Auge" der wichtigsten Verbündeten Deutschlands. Auch in Deutschland ist eine Veränderung der Sichtweise notwendig. "Strategisch betrachtet hat die Bundesrepublik von den Explosionen auf dem Meeresgrund profitiert", betont der Autor.

Schmid erinnert daran, dass sich nicht nur die USA, sondern auch Polen, die Ukraine, die baltischen Staaten und andere europäische Länder von Anfang an gegen das Projekt ausgesprochen hatten.

Putin kann Deutschland nicht mehr mit Gas erpressen

"Das russische Gas war billig, und Deutschland wollte mehr davon", lesen wir im "Spiegel". Der Autor erinnert daran, dass die zweite Pipeline trotzdem gebaut wurde, trotz des russischen Angriffs auf die Krim im Jahr 2014. Noch einen Monat vor der Invasion Russlands in die Ukraine im Februar 2022 sagte Kanzler Olaf Scholz, es handele sich um ein "rein kommerziellen Projekt".

Laut dem "Spiegel" zeugt dies entweder von Naivität oder einer besonderen Form der Realitätsverleugnung.

Erst als Putin den Gasfluss durch Nord Stream 1 abschnitt, wurde Deutschland klar, dass Russland Gas für politische Kämpfe nutzt. "Deutschland war erpressbar. Der Gaspreis schnellte dramatisch in die Höhe", lesen wir im "Spiegel".

"Natürlich gibt es Nachteile. Die Energiekosten sind höher als zu den goldenen Zeiten des deutsch-russischen Gashandels – aber das wären sie auch ohne die Explosionen. Und für die Wirtschaft ist das ein Problem, das sich lösen lässt. Wichtiger ist, dass Putin Deutschland nicht mehr mit Gaslieferungen erpressen kann," urteilt die Zeitung.

"Dadurch, dass die deutsch-russische Sonderbeziehung im Energiebereich beendet ist, steht der gesamte Westen geschlossener da als zuvor", schreibt der Kommentator des "Spiegel" und betont abschließend, dass Nord Stream nie ein deutsches Projekt war, sondern ein Projekt von Putin.

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