Südkoreas Präsident im Krisenmodus: Kriegsrecht und Konsequenzen
Der Präsident Südkoreas, Yoon Suk-yeol, verkündete das Kriegsrecht, hob es jedoch schnell wieder auf. Experten zufolge zeigt dies die Zerbrechlichkeit der Demokratie im Land. Die Expertin Yesola Kweon analysiert die Situation und ihre potenziellen politischen Folgen.
Am Dienstag verkündete der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol das Kriegsrecht, das nach wenigen Stunden wieder aufgehoben wurde. Diese Entscheidung löste eine Welle von Kritik und Besorgnis über die Stabilität der Demokratie im Land aus. Yesola Kweon, Politikwissenschaftlerin an der Sungkyunkwan University, betont im Gespräch mit der Polnischen Presseagentur, dass diese Ereignisse sowohl die Zerbrechlichkeit des demokratischen Systems als auch die Entschlossenheit der Bürger, es zu verteidigen, zeigen.
Die Verkündung des Kriegsrechts durch Präsident Yoon könnte weitreichende Konsequenzen haben. Kweon stellt fest, dass möglicherweise eine Anklage wegen Anstiftung zu einem Aufstand drohen könnte. Diese Entscheidung überraschte selbst Schlüsselpersonen der regierenden Volkspartei, was auf einen Mangel an Kommunikation und Koordination in der Verwaltung hindeutet.
Während seine Entscheidung als Reaktion auf die Aktionen "staatsfeindlicher Kräfte" darstellte, interpretieren viele Analysten und Experten sie als gescheiterten Versuch, mit den Herausforderungen seiner angeschlagenen Präsidentschaft umzugehen, einschließlich der niedrigen Unterstützungsrate, Skandalen, die seine Ehefrau betreffen, und einer von der Opposition dominierten Gesetzgebung — stellt Kweon fest, zitiert von der PAP.
Soziale und politische Reaktionen
Kurz nach der Verkündung des Kriegsrechts schlossen sich Abgeordnete, darunter auch aus der Volkspartei, den Appellen zu dessen Aufhebung an. Hunderte Bürger versammelten sich vor der Nationalversammlung und stuften die Entscheidung des Präsidenten als ungültig und verfassungswidrig ein. Die Demonstranten verhinderten, dass Soldaten das Parlamentsgebäude betraten.
Kweon betont, dass "die Rücknahme des Kriegsrechts mit Erleichterung aufgenommen werden sollte, bevor es Opfer gab; dennoch bleibt es zutiefst beunruhigend, dass ein demokratisch gewählter Präsident auf eine so extreme Maßnahme zurückgriff, ohne ausreichende Begründung, und dies kann nicht ignoriert werden."
Langfristige Konsequenzen
Die Ereignisse vom Dienstag könnten langfristige Folgen für die südkoreanische Politik haben. Die Expertin weist darauf hin, dass sie die Spaltung in der regierenden Partei vertiefen und zu internen Konflikten führen könnte. Am Mittwoch forderten Oppositionspolitiker den Rücktritt des Präsidenten und drohten mit einem Amtsenthebungsverfahren.
Kweon bemerkt, dass "der Rückgriff auf außerordentliche Maßnahmen, wie ein Amtsenthebungsverfahren, zum zweiten Mal in der jüngsten Geschichte des Landes darauf hindeutet, dass seine demokratischen Institutionen nicht effektiv funktionieren". Sollte es bei der Verkündung des Kriegsrechts zu rechtlichen Verstößen gekommen sein, könnte Präsident Yoon Suk-yeol ernsthafteren Konsequenzen als einer Amtsenthebung gegenüberstehen. Trotz der Krise sieht Kweon auch einen positiven Aspekt der Situation.
Bürger und Politiker aus dem gesamten politischen Spektrum haben sich schnell zur Verteidigung der Demokratie vereint und die Bereitschaft gezeigt, Maßnahmen zu ihrer Verteidigung zu ergreifen. In diesem Sinne hat die Gesellschaft eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit gezeigt, die ein Zeugnis für die dauerhafte Stärke der demokratischen Werte ist — fasst Kweon im Gespräch mit der PAP zusammen.