Trotz Embargo: Westliche Waffen gelangen nach Russland
Trotz des von den EU-Ländern bereits 2014 verhängten Embargos gegen Russland kauft Moskau weiterhin Scharfschützenwaffen und Munition von westlichen Herstellern. Wie sich herausstellt, haben westliche Firmen den Verkauf von Waffen an Länder Zentralasiens und des Kaukasus erhöht, von wo aus diese nach Russland gelangen, berichtet Insider.
Insider führte eine journalistische Untersuchung gemeinsam mit Portalen aus Tschechien (Investigate.cz), Italien (IrpiMedia) und Kasachstan (Vlast.kz) durch. Es wurde festgestellt, dass Unternehmen aus der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und der Türkei in den letzten Jahren die Lieferungen von Waffen an Armenien, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan erhöht haben.
Jedes Jahr gelangen Zehntausende von Waffen in diese Länder, die dann an das Aggressorland weitergeleitet werden.
Im September dieses Jahres fanden auf der von Russland besetzten Krim Scharfschützen-Wettbewerbe statt. Bei der Disziplin über eine Entfernung von 1600 Metern war die am häufigsten von russischen Scharfschützen verwendete Waffe die amerikanische Desert Tech SRS (7 von 36 Teilnehmern), der britische Accuracy International AXSR (7 von 36) und der österreichische Steyr Mannlicher SSG (ebenfalls 7 von 36). Nur sieben Schützen nutzten russische Waffen und nur vier russische Munition.
Im Jahr 2020 verkauften westliche Hersteller von Scharfschützenwaffen insgesamt 19.556 Präzisionswaffen nach Armenien, Georgien, Kasachstan und Kirgisistan, während es 2023 bereits 53.211 waren. Westliche Hersteller verkaufen offiziell Waffen an Unternehmen in Ländern, die an Russland angrenzen. Danach findet man sie ohne Probleme im Angebot von Geschäften oder bei privaten Verkäufern in Russland; das Gleiche gilt für Munition, wie die journalistische Untersuchung von Insider ergab.
Als die EU-Länder nach der Annexion der Krim ein Embargo für den Verkauf von Waffen an Russland verhängten, enthielten die Vorschriften zwei wesentliche Lücken, behauptet Insider.
Der erste Grund war, dass die Verordnung (EU) Nr. 833/2014 des Rates der Europäischen Union vom 31. Juli 2014 neue Lieferungen im Rahmen von Verträgen erlaubte, die vor dem 1. August 2014 abgeschlossen wurden. Zweitens sah das Dokument keine Exportkontrollmaßnahmen für Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) vor, die Russland, Armenien, Belarus, Kasachstan und Kirgisistan umfassen.
Diese Länder sind durch eine Zollunion verbunden und in einem militärisch-politischen Block namens OVKS zusammengeschlossen, sodass eine Zolldeklaration oder ein Waffenzertifikat, das von einem der EAWU-Länder ausgestellt wurde, in jedem anderen, einschließlich Russland, gültig ist.
Insider weist auch darauf hin, dass moderne westliche Scharfschützenwaffen von Russen unter anderem deshalb gekauft werden, weil das am weitesten verbreitete russische Scharfschützengewehr, das Dragunow-Scharfschützengewehr (SWD), 1963 entwickelt wurde und bis heute keine wesentlichen Modernisierungen erfahren hat.
Seine effektive Reichweite beträgt 600-700 Meter, während moderne westliche Waffen auf eine Entfernung präzise sind, die um ein Vielfaches größer ist, und zudem sind sie erheblich leichter.
