NachrichtenTrump und Harris gefährden US-Wirtschaft mit Protektionismus

Trump und Harris gefährden US‑Wirtschaft mit Protektionismus

Sowohl Trump als auch Harris zeigen "protektionistische Neigungen", was die Situation der gut entwickelten US-Wirtschaft verschlechtern könnte. Sie versprechen auch keine "fiskalische Vernunft". Eine Bedrohung ist auch die "Trumponomics", d. h. die Priorisierung von Zöllen gegenüber Steuern.

Trump und Harris gefährden US-Wirtschaft mit Protektionismus
Bildquelle: © Getty Images | Justin Sullivan
Przemysław Ciszak

25.09.2024 09:37

Die US-Wirtschaft ist in ausgezeichneter Verfassung, obwohl ein schwerwiegendes Problem die Staatsverschuldung ist; Elemente der Programme von Donald Trump und Kamala Harris könnten dies verschlechtern, so die Medien. Professor Witold Orlowski sagt, dass die Politik des republikanischen Kandidaten eine Rezession in Amerika und weltweit bedroht.

Das Magazin "Time" führte eine Umfrage unter den CEOs der größten amerikanischen Unternehmen durch; 81 Prozent von ihnen halten die US-Wirtschaft für überraschend gut. Der "Economist" schreibt, dass das BIP-Wachstum der Vereinigten Staaten die Erwartungen der Analysten übertroffen hat und die Wirtschaft dynamisch und innovativ ist.

Die Prognose der Beratungsfirma Deloitte besagt, dass bis Ende des Jahres 2024 und im Jahr 2025 in den USA solche günstigen Phänomene wie hohe Verbraucherausgaben und hohe Unternehmensinvestitionen erhalten bleiben, die im nächsten Jahr um 4 Prozent steigen werden. Die Bewertung der Wirtschaftsperspektiven bleibt "optimistisch" und das Vertrauen der Investoren ist hoch. Im "pessimistischen Szenario" sind jedoch die wichtigsten negativen Faktoren "potenzielle geopolitische Konflikte und Handelspolitik, die anhaltende Inflation verursachen könnten".

USA in guter Verfassung

Die Annahme des sogenannten Inflation Reduction Act im Jahr 2022, dessen Ziel es war, die "Herstellung strategischer Technologien" in den USA wie die Produktion von Elektroautos, Batterien oder Halbleitern zu fördern, führte dazu, dass der Bau von Fabriken rapide beschleunigt wurde und die Investitionen in solche Infrastrukturen im Jahr 2023 um 13,2 Prozent stiegen, was die gute Konjunktur aufrechterhalten sollte. Eine Eskalation der Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten droht jedoch, Lieferketten und den Handel zu stören sowie die Ölpreise zu steigern - so Deloitte.

Die "Time" weist jedoch darauf hin, dass die Einschätzung der Amerikaner über die Wirtschaftslage stärker von den Lebensmittelpreisen beeinflusst wird; obwohl die Fed die Inflation gezähmt hat, sind diese Preise seit Beginn der Pandemie um 20 Prozent gestiegen.

Ein weiteres Anliegen der Amerikaner sind die hohen Immobilienpreise, die in den letzten drei Jahren durchschnittlich um 20 Prozent gestiegen sind. Auch die Hypothekenkosten sind gestiegen, da die Fed die hohen Zinssätze lange beibehalten hat. Der Wohnungsmarkt - nach Einschätzung der Bank of America - könnte aufgrund des zu geringen Angebots und der hohen Nachfrage, die nach Ausbruch der Pandemie stark gestiegen ist, bis 2026 "in der Klemme" bleiben.

Schuldenproblem

Das schwerwiegendste Problem der US-Wirtschaft ist jedoch das Ausmaß der Staatsverschuldung - schreibt der "Economist". In diesem Jahr werden die USA mehr für den Schuldendienst ausgeben als für die Verteidigung. Umso besorgniserregender ist es, dass sowohl Trump als auch Harris "protektionistische Neigungen" zeigen, was die Situation verschlechtern könnte.

"Die Wahrheit ist, dass die Wirtschaft in sehr guter Verfassung ist" - bewertet CNN in einer umfassenden Analyse. Auch die jüngsten Signale über steigende Arbeitslosigkeit sind nicht alarmierend, da die Beschäftigung höher ist als zu Beginn der Präsidentschaft von Joe Biden, und die Arbeitslosenquote - 4,3 Prozent - "historisch niedrig" ist.

Zudem sollte die jüngste Entscheidung der Fed, die Zinssätze um 0,5 Prozentpunkte zu senken, den Arbeitsmarkt beleben.

Versprechen keine "fiskalische Vernunft"

Das schwerwiegendste Problem Amerikas ist das "riesige Defizit", und basierend auf den Aussagen von Trump und Harris kann man bereits sicher sagen, dass sie keine "fiskalische Vernunft" versprechen - so der "Economist".

"Die Vorschläge beider Kandidaten zur Sanierung der Staatsfinanzen sind grundsätzlich unseriös". Trump versprach, Kryptowährungen und die Steigerung der Ölproduktion zur Schuldentilgung zu nutzen, was "völliger Unsinn ist" - fügt das britische Wochenmagazin hinzu. Harris kündigte eine Schuldenreduzierung an, aber die Bewertung ihres Programms ist schwieriger, da es an konkreten Angaben mangelt. Laut der unabhängigen Forschungsgruppe Penn Wharton Budget Model (PWBM), auf die sich der "Economist" bezieht, würde die Umsetzung von Trumps Programm das US-Defizit auf etwa 8 Prozent des BIP erhöhen (derzeit 6 Prozent), während die Einführung von Harris' Plänen es auf 7 Prozent steigern würde.

"Trumponomics"

Die wirtschaftlichen Annahmen des republikanischen Kandidaten - die "Financial Times" als "Trumponomics" bezeichnet - bergen zusätzliche Risiken. Er möchte die Struktur der Haushaltseinnahmen so ändern, dass Zölle wichtiger werden als Steuern. Der ehemalige Präsident verspricht universelle 10-Prozent-Tarife auf den gesamten Import und 60-Prozent-Zölle auf Waren aus China, was Amerikas Handelspartner dazu veranlassen könnte, Vergeltungszölle einzuführen, die die US-Wirtschaft und die Kaufkraft der Bürger zerstören könnten.

Trump behandelt die Wirtschaft nicht als System verbundener Gefäße, er handelt wie ein Entwickler, der möglichst viel Gewinn daraus ziehen will. Er versteht nicht, wie wichtig (internationale) Zusammenarbeit ist (…). Und Wirtschaftstheorien besagen, dass man durch Zusammenarbeit erfolgreich ist. Druck und Zölle können kurzfristig Vorteile bringen, aber sie führen zur Demontage des internationalen Kooperationssystems" - sagte Prof. Orlowski der PAP und warnte, dass Trumps Programm einfach gefährlich sei.

Darüber hinaus droht die Einführung von Abschottungszöllen in Verbindung mit dem Versprechen der Steuersenkung, größere Staatsverschuldung und steigende Inflation und anschließend eine Rezession in Amerika und weltweit - so Prof. Orlowski. Er erinnert daran, dass, als Washington nach Ausbruch der Krise Ende der 1920er Jahre hohe Zölle einführte, andere Länder mit eigenen Tarifen reagierten und der globale Handel zusammenbrach, was die Weltwirtschaft in die Depression der 1930er Jahre führte.

Die "FT" prognostiziert, dass, wenn der ehemalige Präsident die Wahlen gewinnt und "Trumponomics" umsetzt, dies die amerikanische Wirtschaft und ihre Beziehungen zum Rest der Welt grundlegend verändern wird. CNN weist hingegen darauf hin, dass selbst Arthur Laffer, ein Ökonom aus Trumps Umfeld, zugibt, dass "all diese Drohungen, Sanktionen und Zölle nicht der richtige Weg sind. Es ist ein direkter Weg zum dritten Weltkrieg".

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