Tschechien in Sorge: NATO soll Luftraum sichern bei Gripen-Streit
Die tschechische Verteidigungsministerin Jana Černochová räumte ein, dass, falls ihr Land keine Einigung mit Schweden über das weitere Leasing von Gripen-Kampfflugzeugen erzielt, die Luftraumüberwachung über Tschechien von NATO-Verbündeten übernommen werden müsste. Eine der Optionen könnte darin bestehen, auf die Hilfe Polens zurückzugreifen.
Über die unsichere Situation der tschechischen Luftstreitkräfte sprach Jana Černochová in einem Interview mit dem Portal aktualne.cz. Sie erklärte, dass Tschechien bis zum Jahr 2027 vierzehn Gripen-Kampfflugzeuge nutzen wird, die von Schweden geleast sind. Langfristig sollen diese durch die von Prag bestellten F-35-Kampfflugzeuge ersetzt werden, die jedoch frühestens 2031 in Dienst gestellt werden.
Tschechen könnten ohne Kampfflugzeuge dastehen
Im Falle eines Scheiterns der Einigung mit Schweden könnte es Probleme mit der sogenannten "Übergangsphase" geben, in der die Tschechen auf die Unterstützung der NATO angewiesen wären. Černochová äußerte, dass bereits erste Hilfsangebote zur Luftraumüberwachung von Deutschland, der Slowakei und Polen eingegangen sind.
Das Portal aktualne.cz wies darauf hin, dass die gemeinsame Durchführung von Aufgaben im Bereich der Luftraumüberwachung unter den NATO-Verbündeten im Rahmen der Air-Policing-Missionen stattfindet und sehr häufig praktiziert wird. Diese Praxis ist auch den tschechischen Piloten bekannt, die solche Aufgaben bereits beispielsweise über den baltischen Staaten oder Island durchgeführt haben.
Die Verhandlungen über einen neuen Leasingvertrag mit Schweden dauern an, jedoch gibt es Differenzen bei den finanziellen Bedingungen der Zusammenarbeit. Stockholm fordert die Beibehaltung konstanter Leasinggebühren bis zum Vertragsende, während Prag deren Senkung nach der Einführung weiterer F-35 in den Dienst wünscht.
Geschätzte, aber wenig verbreitete Kampfflugzeuge
Der JAS-39 Gripen ist ein Mehrzweckkampfflugzeug, das vom Luftfahrtkonzern SAAB hergestellt wird. Diese einmotorige Maschine mit Deltaflügeln und Entensteuerung bietet den Piloten ausgezeichnete Manövereigenschaften und die Möglichkeit, mit einer Geschwindigkeit von bis zu Mach 2 (ca. 2120 km/h) zu fliegen.
Der JAS-39 Gripen ist etwa 14 m lang. Er kann in Höhen von bis zu 18.000 m operieren und feindliche Ziele mit einem vielfältigen Arsenal eliminieren. Standardmäßig verfügt er über eine Mauser BK-27 Kanone Kaliber 27 mm, kann jedoch auch anmontierte Raketen und Bomben mit wesentlich größerer Durchschlagskraft tragen, darunter Luft-Luft-Raketen AIM-9 Sidewinder und Marschflugkörper Taurus KEPD 350.
Ein Merkmal, das den JAS-39 Gripen von anderen Kampfflugzeugen dieses Typs unterscheidet, ist die Fähigkeit, von kurzen, improvisierten Landebahnen aus zu operieren (ca. 800 m lang und in besonderen Situationen sogar etwa 500 m).
In Europa nutzen derzeit nur Schweden, Ungarn und Tschechien die JAS-39 Gripen-Kampfflugzeuge. In naher Zukunft könnte die Ukraine zu den Nutzern dieser Flugzeuge hinzukommen.