TechnikUkrainische Spezialkräfte nutzen AR-Technik bei Nachtmissionen

Ukrainische Spezialkräfte nutzen AR‑Technik bei Nachtmissionen

Ukrainische Spezialeinheiten verfügen über ENVG-B-Nachtsichtbrillen. Diese Ausrüstung ermöglicht nicht nur das Sehen bei Nacht, sondern bietet dank erweiterter Realität (AR) außergewöhnliche Fähigkeiten. Doch wie kann die Armee die erweiterte Realität nutzen?

Amerikanischer Soldat mit AR-IVAS-Brille
Amerikanischer Soldat mit AR-IVAS-Brille
Bildquelle: © Public domain | Courtney Bacon
Łukasz Michalik

Soldaten der ukrainischen Spezialeinheiten haben Zugang zu einer einzigartigen Ausstattung erhalten. Die von der Firma L3Harris angebotenen ENVG-B-Brillen ermöglichen es den Nutzern, in der Dunkelheit zu sehen, und bieten darüber hinaus Funktionen, die weit über die Fähigkeiten des menschlichen Auges hinausgehen.

Die AN/PSQ-42 Enhanced Night Vision Goggle-B (ENVG-B) wurde 2019 vorgestellt und von den US-Streitkräften geordert, sowohl von der Armee als auch vom Marine Corps. Diese Brillen sind eine bahnbrechende Kombination aus Nachtsichtgerät, Wärmebildkamera, Visier, Durchsichtdisplay, Kompass und Laserzielanzeiger.

Die bekannteste Funktion dieser Geräte ist die Kombination von Nacht- und Wärmebild, ergänzt durch eine computergenerierte Grafikschicht (erweiterte Realität - AR), die die Konturen von Objekten hervorhebt.

Praktisch sieht der Benutzer nicht nur im Dunkeln, sondern kann auch Temperaturunterschiede feststellen, z. B. Personen, die sich hinter Hindernissen oder Gebüsch verstecken. Dank AR ist es möglich, potenzielle Gegner im Sichtfeld zu markieren.

Mit den ENVG-B-Brillen kann der Soldat zudem einfacher navigieren, hat Zugang zu Drohnenbildern sowie zu einem auf der Waffe montierten elektronischen Visier. Diese Technologien ermöglichen es ihm, Ziele zu erfassen, ohne sich dem Feindfeuer auszusetzen.

Bild von der Brille ENVG-B
Bild von der Brille ENVG-B© Lizenzgeber

Zudem kann er mit dem integrierten Zielmarker Gegner im Sichtfeld markieren. So lassen sich Objekte für die Luftwaffe oder andere Einheiten markieren, wie für die der Ukraine von den USA gelieferte M712 Copperhead.

AR-Brillen für das Militär

Laut Telegram nutzen nicht nur amerikanische Soldaten, sondern auch ukrainische Spezialeinheiten dieses hochmoderne Bildsystem. Es ist jedoch unklar, wie viele ENVG-B-Sets die Ukraine erhalten hat und welche Einheiten ausgestattet wurden. Sicher ist, dass diese Soldaten einen Vorteil bei nächtlichen Einsätzen haben werden.

Die ENVG-B-Brillen sind nicht die einzige Ausrüstung dieser Art. Microsoft hat für die US-Armee eine militärische Variante seiner Hololens-Brillen entwickelt, das IVAS-System (Integrated Visual Augmentation System), das zusätzlich Gesichtserkennung, Textübersetzung und die Anzeige von Drohnenbildern bietet.

AR ENVG-B
AR ENVG-B© Public domain

Der Einsatz von AR-Brillen in der Ukraine ist ein Beispiel für die technische Revolution, die in den Streitkräften stattfindet – bislang nur in wenigen und noch nicht im großen Maßstab.

Erweiterte Realität für F-35

Eine frühe Form ihrer Nutzung findet seit den 1960er Jahren mit den Heads-Up-Displays (HUD) Anwendung, die mittlerweile auch in der Automobilindustrie zu finden sind. Sie zeigen wichtige Fluginformationen und markieren Ziele für Piloten.

Heute werden neben HUDs auch Helmanzeigen verwendet – polnische F-35-Piloten profitieren von dieser fortgeschrittenen Technologie. Der Helm HMDS Gen III stellt alle wichtigen Informationen direkt vor den Augen des Piloten dar, unabhängig von der Kopfhaltung.

HUD des F-18 Flugzeugs mit markiertem Ziel
HUD des F-18 Flugzeugs mit markiertem Ziel© Public domain

Zusätzlich zum Dateninformationssystem bietet der HMDS Gen III ein eingebautes Rundum-Überwachungssystem AN/AAQ-37 DAS (Distributed Aperture System), das es dem Piloten ermöglicht, dank integrierter Kameras "durch das Flugzeug zu sehen" und Situationen unterhalb des Flugzeugs zu erkennen.

Dieses System wird durch das modernere AN/AAQ-37 EODAS (Next-Generation Electro-Optical Distributed Aperture System) ersetzt, das neben der 360-Grad-Überwachung auch Infrarotsichtmöglichkeiten bietet, sodass der Pilot die Umgebung im Infrarotbereich beobachten kann.

AR auf japanischen Fregatten

Ein weiteres Beispiel für die Anwendung erweiterter Realität sind die japanischen Mogami-Klasse-Fregatten, die mit dem innovativen Advanced Integrated Combat Information Center (AICIC) ausgestattet sind. Dieses Zentrum besteht aus einer kreisförmigen Anordnung vertikaler Bildschirme.

Dank der Möglichkeit, auf ihnen Bilder von Kameras und Sensoren anzuzeigen, kann die Crew in Echtzeit die Situation außerhalb des Schiffs beobachten, wobei zusätzliche Markierungen und Informationen in das reale Bild eingeblendet werden.

AICIC - Gefechtsinformationszentrum der Fregatte vom Typ Mogami
AICIC - Gefechtsinformationszentrum der Fregatte vom Typ Mogami© Youtube

Unterstützung bei der Ausbildung und Wartung der Ausrüstung

Ähnliche Lösungen werden auch in neuen Kampffahrzeugen und Trainingssystemen implementiert. Ein Beispiel ist das amerikanische Projekt STE (Synthetic Training Environment), das die Ausbildung von Einheiten ermöglicht, deren Mitglieder sich an verschiedenen Orten weltweit befinden.

AICIC - Kampfinformationszentrum der Fregatte vom Typ Mogami
AICIC - Kampfinformationszentrum der Fregatte vom Typ Mogami© Lizenzgeber

AR-Anwendungen unterstützen auch die technische Wartung, wie bei den von GridRaster entwickelten Brillen für die Wartung von CV-22 Osprey Konvertierflugzeugen.

Das von der Kamera erfasste Bild wird verarbeitet, sodass der Techniker neben dem Bauteil des Geräts eine Darstellung mit hervorgehobenen Bestandteilen, Beschreibungen und Wartungshinweisen erhält.

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