UN fordert humanitäre Pausen für Polio-Impfaktionen im Gazastreifen

Zwei große UN-Agenturen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF, forderten am Freitag "sieben-tägige humanitäre Pausen" in den Kämpfen im Gazastreifen, um in den nächsten Wochen über 640.000 Kinder unter 10 Jahren gegen Polio zu impfen.

Beide UN-Agenturen appellierten an alle Konfliktparteien, humanitäre Pausen im Gazastreifen für sieben Tage zu ermöglichen, um zwei Reihen von Impfungen gegen Polio durchzuführen, hieß es in der Mitteilung. Die Impfaktionen sollen Ende August und im September stattfinden.

Bisher wurden in der palästinensischen Halb-Enklave keine Infektionen verzeichnet, und es ist auch niemand erkrankt. Aber ohne sofortige Maßnahmen sei das Auftreten von Infektionen nur eine Frage der Zeit, warnte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus Ende Juli.

Im Juli berichteten israelische Wissenschaftler in der Zeitung "Haaretz" über das Auftreten des Virus und argumentierten, dass für eine effiziente Durchführung der Massenimpfkampagne ein möglichst schneller Waffenstillstand im Gazastreifen notwendig sei, wo ein Krieg zwischen der palästinensischen Terrororganisation Hamas und Israel tobt. Sie wiesen darauf hin, dass Polio-Ausbrüche während bewaffneter Konflikte und Krisen auch in Ländern vorkamen, in denen die Krankheit dank Impfstoffen praktisch beseitigt worden war.

Derzeit sind Kinder im Gazastreifen sowie in Israel, die bisher nicht geimpft wurden, am stärksten gefährdet, sich zu infizieren.

Polio, auch bekannt als Heine-Medina-Krankheit oder akute epidemische Kinderlähmung, wird durch einen fäkal-oralen Virus übertragen und kann zu Lähmungen, Behinderungen oder Tod führen. In den 1950er- und 1960er-Jahren begann man in den industriellen Ländern mit Massenimpfungen mit neuen Impfstoffen. Weltweit wurden die Impfstoffe erst in den 1970er-Jahren eingeführt.