Unsicherer Start: Wie Trumps Rückkehr die Märkte aufwirbelt
Donald Trump wird Joe Biden als Präsident der Vereinigten Staaten ablösen. Wie könnte dieser Machtwechsel in Washington die globalen Finanzmärkte beeinflussen? Diese Frage haben wir Analysten gestellt. Die Gesprächspartner von money.pl sind sich in einem Punkt einig: Die Volatilität wird erheblich sein.
Am Montag, dem 20. Januar, wird Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Zuvor hatte der Republikaner das Amt in den Jahren 2017 bis 2021 inne.
- Donald Trump verfolgt eine Taktik der Unsicherheit, daher ist eines sicher: Man kann nicht vorhersagen, was er tun wird. Man kann nur das Prinzip ceteris paribus anwenden, also die Märkte beobachten, unter der Annahme, dass die grundlegenden Annahmen sich nicht ändern - erklärt Piotr Kuczyński, Finanzmarktanalyst des Investmenthauses Xelion.
Amerika an erster Stelle
Donald Trumps Hauptwahlkampfslogan lautete: "America first". Wenn der Präsident seinen Kurs beibehält, ist mit einer wirtschaftsfreundlichen Politik gegenüber der amerikanischen Wirtschaft zu rechnen. Das ist relevant für die Wall Street, das Finanzzentrum der USA.
Trump verspricht goldene Zeiten und stärkt die finanzielle Position der Vereinigten Staaten nicht nur als Staat, sondern auch als ein Netzwerk aus zahlreichen Privatunternehmen. Kein Wunder, dass das bei Investoren Anklang findet. Schließlich geht es um technologische und finanzielle Dominanz - so berichtet Eryk Szmyd, Finanzmarktanalyst bei XTB.
Mateusz Krupa, Aktienmarktexperte des Maklerbüros der mBank, erinnert daran, dass die vorherige Trump-Administration für ihre probusiness-Rhetorik, Unternehmenssteuersenkungen und Deregulierung bekannt war. Ein erneuter Fokus auf die Ankurbelung der amerikanischen Wirtschaft könnte den zyklischen Sektoren (Finanzen, Konsum, Industrie) zugutekommen, sowie der Rüstungsindustrie, dem Energiesektor (besonders Öl und Gas) und der Infrastruktur.
- Trump hat mehrfach die Priorität der US-Energieunabhängigkeit betont, was ein günstiges Umfeld für Unternehmen im Rohstoff- und fossilen Brennstoffsektor schaffen könnte. Für Investoren sind das potenzielle Gelegenheiten, allerdings muss der Markt auf kurzfristige Volatilität vorbereitet sein, die durch impulsive Entscheidungen und protektionistische Politik ausgelöst wird - sagt Mateusz Krupa.
Ähnlich sieht es Eryk Szmyd. - Investoren werden ein Auge auf den Energiesektor haben, der von Deregulierungen und der Rückkehr zu traditionellen fossilen Brennstoffen sowie der Wiederbelebung des Nuklearsektors profitieren könnte - sagt der Analyst von XTB.
Seiner Meinung nach könnten amerikanische Unternehmen, die aufgrund ihrer besonderen Rolle in der amerikanischen Wirtschaft und der breiteren industriellen Maschinerie wachsen können, profitieren. Indirekte Nutznießer der erhöhten Volatilität auf den globalen Märkten werden Unternehmen aus der Finanzbranche wie CBOE Global Markets oder die Chicagoer CME Group sein. Auch kleine und mittelständische amerikanische Unternehmen haben Grund zur Hoffnung.
Antichinesische Politik
Die erneute Industrialisierung soll die USA widerstandsfähiger im Falle eines Konflikts mit China machen und den Westen von asiatischen Märkten unabhängiger. Die Energieunabhängigkeit und Investitionen in die Kernenergie sollen die Entwicklung neuer Technologien im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz unterstützen. Dies führt Eryk Szmyd zu dem Schluss, dass unter Trumps Präsidentschaft Investoren bereit sein werden, mehr für Aktien von "Made in America"-Unternehmen zu zahlen, deren Asien-Exposition begrenzt ist und deren Geschäftsresistenz gegen Marktveränderungen relativ hoch ist.
Laut dem XTB-Analysten könnte der Technologiesektor, in Verbindung mit der Verteidigung und strategischen Investitionen der USA, die Aufmerksamkeit der Wall Street auf sich ziehen. Es geht nicht nur um Rüstungskonzerne, sondern um ein Netz von Unternehmen im Umkreis des militärisch-industriellen Komplexes und der Infrastruktur. Dazu gehören Zulieferer fortschrittlicher elektronischer und mechanischer Komponenten wie Heico, Curtiss-Wright, Teledyne Technologies, Howmet Aerospace, Palantir, Axon Enterprise und Parsons, aber auch BWX Technologies, das Lösungen und Dienstleistungen für den zivilen und militärischen Nuklearsektor bietet.
Szmyd betont, dass die größten Industriekonglomerate wie GE Aerospace, Honeywell, 3M oder Rockwell Automation ebenfalls das Interesse der Investoren wecken könnten. Obwohl der Technologiesektor in den Augen der XTB-Analysten nicht an Bedeutung verlieren sollte, könnten ihm exportbeschränkende Maßnahmen und Unsicherheiten in Bezug auf China zu schaffen machen. Der Analyst ist sich sicher, dass im Kontext der Beziehungen zwischen Washington und Peking Themen wie Taiwan und der Panamakanal häufig zur Sprache kommen, während der Ausbau der US-Flotte und die Entwicklung von Unterseedrohnen das Geschäft von Huntington Ingalls fördern könnten.
- Ein Blick auf die Aktienkurse von Unternehmen wie Vistra zeigt, dass nicht nur Nvidia und der Technologiesektor Investoren interessante Möglichkeiten bieten - erklärt Szmyd. - Trump steht schließlich auch für Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin, für den sich das Jahr 2025 optimistisch gestaltet - fügt er hinzu.
Ein zentrales Risiko, auf das Mateusz Krupa von der mBank hinweist, ist die Rückkehr der USA zu einer aggressiven Handelspolitik, insbesondere gegenüber China.
- Handelskriege, die die erste Amtszeit Trumps kennzeichneten, könnten erneut Spannungen auf den Märkten verursachen und die globalen Lieferketten schädigen. Langwierige Handelskonflikte könnten sich negativ auf Exporteure und Unternehmen mit hoher Abhängigkeit von internationalen Märkten auswirken - meint der Analyst.
Optimistischer äußert sich Piotr Kuczyński von Xelion zu diesem Thema. - Trumps Zollpolitik wird nicht so einschneidend sein wie vor den Wahlen angekündigt. Die Zölle auf chinesische Produkte werden selektiv und viel niedriger als die angekündigten 60 Prozent sein. Ähnliches gilt für Zölle auf europäische Produkte. China wird diese Zölle mit finanzieller Hilfe für die Wirtschaft ausgleichen, daher gehe ich davon aus, dass das Jahr 2025 den chinesischen Aktien gehören wird - erklärt der Geld-Experte von money.pl.
Stabile Häfen
Laut Kuczyński verdienen Edelmetalle Beachtung. Mateusz Krupa zeigt sich in dieser Hinsicht ebenfalls zustimmend.
In Zeiten potenzieller Unsicherheit könnten Gold und der US-Dollar als stabile Häfen gelten, obwohl der Dollar selbst Überraschungen bereithalten könnte, da er während der vorherigen Amtszeit Trumps nach der Inauguration erheblich abgewertet wurde, bedingt durch eine erhöhte Risikobereitschaft der Investoren - meint der mBank-Stratege.
Krupa empfiehlt, US-Staatsanleihen im Auge zu behalten, die traditionell in Zeiten erhöhter Risiken an Wert gewinnen. Ihre aktuellen Renditeniveaus scheinen besonders im Vergleich zum teuren US-Aktienmarkt attraktiv zu sein.
Aus globaler Perspektive könnte die Trump-Administration erneut das Vertrauen in internationale Bündnisse schwächen, was die Märkte in Regionen wie Europa oder Asien destabilisieren könnte, erklärt Krupa von der mBank im Gespräch mit uns. Dies könnte für Investoren potenzielles Chaos in Sektoren mit Bezug auf internationalen Handel und sich entwickelnden Märkten bedeuten, besonders für jene, die vom Handel mit den USA und China abhängig sind.