TechnikUSA sichert Lufthoheit: Neue F-47 gegen Chinas Industriespionage

USA sichert Lufthoheit: Neue F‑47 gegen Chinas Industriespionage

Das F-47-Flugzeug soll den Vereinigten Staaten die Lufthoheit sichern und wird zugleich das erste in Dienst gestellte Jagdflugzeug der 6. Generation sein. Um ein Datenleck zu vermeiden, haben die Amerikaner spezielle Sicherheitsprozeduren eingeführt. Die Bedrohung ist real – Informationen über andere Flugzeuge wurden bereits von China gestohlen.

Chinesisches Mehrzweckflugzeug der 5. Generation J-20
Chinesisches Mehrzweckflugzeug der 5. Generation J-20
Bildquelle: © cgtn

Der Boeing-Konzern, dem das amerikanische Verteidigungsministerium den Bau des neuen Kampfflugzeugs F-47 anvertraut hat, muss strengere und höhere Sicherheitsstandards als bisher erfüllen. Über die neuen Anforderungen informierte Katie Arrington, amtierende Direktorin für Informatik im Verteidigungsministerium.

Aus den Informationen, die der Dienst Breaking Defense erhalten hat, geht hervor, dass dies das Ergebnis früherer Erfahrungen mit Datenschutzverletzungen ist. Diese betrafen unter anderem Informationen über die Flugzeuge F-22 und F-35, die – nach Meinung der Amerikaner – China beim Bau ihres neuen Luftüberlegenheitsflugzeugs, J-20, geholfen haben.

Laut Pentagon sind die Fortschritte Chinas beim Bau von Flugzeugen der neuen Generation unter anderem das Ergebnis von Industriespionage und dem Diebstahl von Informationen über amerikanische Kampfflugzeuge. Katie Arrington ging während einer Rede auf der TechNet Cyber Konferenz in Baltimore darauf ein.

Um zu verhindern, dass China die Ergebnisse amerikanischer Arbeiten stiehlt, sollen Boeing und seine Subunternehmer das Prinzip des Zero Trust anwenden. In der Praxis führt dies dazu, dass Benutzer ständig nur auf die Daten zugreifen, die sie zu diesem Zeitpunkt benötigen.

Ein weiteres Glied in der Sicherheitskette soll die Anwendung der Cybersecurity Maturity Model Certification (CMMC) sein. Dies ist ein Programm zur Einhaltung und Zertifizierung der Cybersicherheit des amerikanischen Verteidigungsministeriums (DoD), das es ermöglicht, Auftragnehmer des Verteidigungssektors in Bezug auf das Sicherheitsniveau zu bewerten. Dies soll das Risiko verschiedener Cyberbedrohungen verringern.

F-47 soll den USA Überlegenheit sichern

Die Vorsicht des Pentagons erscheint in diesem Fall voll gerechtfertigt. Dies ergibt sich sowohl aus der Bedeutung, die dem F-47-Flugzeug zugemessen wird, als auch aus den bisherigen Erfahrungen mit chinesischer Industriespionage und der Anwendung von Reverse Engineering.

Der F-47 soll in den amerikanischen Luftstreitkräften die F-22 Raptor ersetzen. Diese Konstruktion, entworfen nach den Vorgaben des Endes des Kalten Krieges, war ursprünglich ein kompromissloser Luftüberlegenheitsjäger, der die neuesten technischen Errungenschaften nutzte. Aufgrund der hohen Kosten und des Zerfalls der Sowjetunion wurde die Produktion der F-22 auf 195 Exemplare (einschließlich Prototypen) beschränkt.

Die F-22 übertraf technisch den Rest der Welt um etwa 30 Jahre und sicherte der amerikanischen Luftwaffe für diese Zeit die Überlegenheit gegenüber jedem Gegner. Diese Überlegenheit schwindet allmählich mit der Einführung neuer Maschinentypen durch potenzielle Gegner wie den russischen Su-57 oder den chinesischen J-20.

Daher beabsichtigt das Verteidigungsministerium – durch den Beginn der Ausmusterung der F-22 – sie durch ein Flugzeug zu ersetzen, das erneut der amerikanischen Luftwaffe einen technischen Vorsprung gegenüber möglichen Gegnern garantiert und ihre zahlenmäßige Überlegenheit kompensiert. Aus Sicht des Pentagons ist die F-22 eines der Schlüssel-Komponenten in einem möglichen Konflikt mit China.

Cyberangriffe auf die USA

Die Bedrohung durch den chinesischen Geheimdienst ist real und durch zahlreiche frühere Fälle dokumentiert. Unabhängig von den Fähigkeiten des chinesischen Verteidigungssektors stiehlt das Land seit Jahrzehnten militärische Technologien, auch von seinen Verbündeten.

Einblicke in jahrelang geheime Daten, die von Edward Snowden gestohlen wurden, zeigen, dass China eine langjährige und breit angelegte Operation durchgeführt hat, die sowohl auf den Konzern Lockheed Martin als auch auf dessen Subunternehmer weltweit abzielte (Unternehmen unter anderem aus Australien, Israel, Kanada oder Großbritannien).

Ihr Ergebnis war der Diebstahl von etwa 100 Terabyte an Daten im Zusammenhang mit dem F-35-Flugzeug, die dem chinesischen Luftfahrtsektor halfen, innerhalb von zwei Jahren mehr als ein Jahrzehnt an Entwicklung und Forschung aufzuholen. Die gestohlenen Informationen betrafen unter anderem Avioniksysteme, wesentliche Teile von Flugzeugmotoren, Anti-Radar-Beschichtungen und die Methode zur Kühlung von Abgasen, die es ermöglicht, das thermische Profil des Flugzeugs zu verringern.

Technologiediebstahl

Der Fall des F-35 – obwohl wohl der spektakulärste (zumindest der veröffentlichte) – ist jedoch nicht der einzige. Durch Cyberangriffe oder den Einsatz von Agenten hat China Terabytes an Daten über amerikanische U-Boote, das Luftabwehrsystem Patriot oder die B-2 Spirit-Bomber erbeutet.

Zu den nachgewiesenen Diebstählen gehört unter anderem eine Aktion, bei der China durch den Einsatz eines Agenten bei Boeing und eines in Kanada ansässigen Unternehmens, das sich auf die Herstellung von Kabeln für Flugzeugbordsysteme spezialisiert hat, Informationen erlangte.

Das Ergebnis dieser Aktion war der Diebstahl von 630.000 Dateien von Boeing, die Informationen über die Flugzeuge F-35, F-22 und vor allem den Transporter C-17 enthielten. Diese Informationen ermöglichten es China, die Arbeiten an ihrem eigenen Transportflugzeug zu beschleunigen, das heute unter dem Namen Y-20 bekannt ist.

Ziele der chinesischen Angriffe sind jedoch nicht ausschließlich die Vereinigten Staaten. Bereits in den 80er Jahren kopierte China unter anderem das französische Luftabwehrsystem Crotale durch Reverse Engineering und schuf das HQ-9-System.

Bereits früher, in den 60er Jahren – nach der Abkühlung der Beziehungen zur Sowjetunion – kopierte Peking das sowjetische MiG-21-Flugzeug, das anschließend in China unter dem Namen J-7 produziert wurde. Auch die Shenyang J-11 (Su-27) und die Shenyang J-15 (Su-33) sind unlizenzierte Kopien russischer Flugzeuge.

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