TechnikVergessene Metropole enthüllt: Khorsabad war mächtige Assyrer-Hauptstadt

Vergessene Metropole enthüllt: Khorsabad war mächtige Assyrer-Hauptstadt

Ein internationales Team von Archäologen hat mit der Erforschung der historischen Region Mesopotamien begonnen. Sie entdeckten eine vergessene Metropole unter der Erde: darunter ein Tor, Gärten und eine Villa mit 127 Zimmern, die doppelt so groß ist wie das Weiße Haus.

Statue des Lamassu aus dem alten Assyrien, Louvre
Statue des Lamassu aus dem alten Assyrien, Louvre
Bildquelle: © Lizenzgeber | Thomas R. James, Wikipedia

Alle Strukturen waren fast drei Jahrtausende lang verborgen und vergessen. Eine neue archäologische Mission hat die antike Hauptstadt Assyriens – Khorsabad tief unter der Erde freigelegt. Laut der American Geophysical Union (AGU) nutzte das internationale Forscherteam ein Magnetometer unter extrem schwierigen Bedingungen und stieß auf ein Wassertor der Metropole aus vor 2700 Jahren, königliche Gärten und fünf große Gebäude, darunter eine Villa mit 127 Zimmern, deren Fläche doppelt so groß ist wie die des Weißen Hauses.

Fernerkundung hat Standardausgrabungen ersetzt

So könnte der Palast des Königs Sargon in Chosrabad im Jahr 1905 ausgesehen haben.
So könnte der Palast des Königs Sargon in Chosrabad im Jahr 1905 ausgesehen haben.© Lizenzgeber | Wikipedia

Das Forschungsteam unter der Leitung von Jörg Fassbinder von der Ludwig-Maximilians-Universität München setzte ein Magnetometer ein, um das Gebiet von Khorsabad zu untersuchen. Dabei widerlegten sie frühere Annahmen, dass die antike Hauptstadt Assyriens im 8. Jahrhundert v. Chr. unterentwickelt war.

"All dies wurde ohne jegliche Ausgrabungen gefunden", sagte Jörg Fassbinder, Geophysiker an der Ludwig-Maximilians-Universität München, in einer Erklärung der AGU als erster Autor der Studie, die am 9. Dezember auf dem Jahrestreffen der AGU 2024 vorgestellt wurde. Ihre Forschungsergebnisse sind bisher noch nicht in einem begutachteten Journal veröffentlicht worden. Nach Aussagen der Forscher erstellt das Magnetometer eine umfassendere Rekonstruktion als traditionelle Ausgrabungen und verursacht keine Schäden an den Stätten.

Fassbinders Team führte 2022 eine Fernerkundungsoperation durch. Statt den Magnetometer an einem Fahrzeug oder einer Drohne zu befestigen, was unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte, trugen Fassbinder und sein Forschungspartner das 15 Kilogramm schwere Gerät manuell über die vergrabene Hauptstadt. Sie arbeiteten sieben Tage lang und deckten 300.000 Quadratmeter ab – was immer noch weniger als 10 Prozent des Geländes ausmacht. "Jeden Tag entdeckten wir etwas Neues", erklärte Fassbinder in einer Stellungnahme.

Der Bau der antiken Hauptstadt Assyriens – Khorsabad (ursprünglich Dur-Sharrukin, "Festung von Sargon") wurde 713 v. Chr. von König Sargon II. begonnen. Nach dem Tod Sargons II. im Jahr 705 v. Chr. wurde die Hauptstadt nach Ninive verlegt und die Stadt geriet in Vergessenheit. Im 19. und 20. Jahrhundert führten französische und amerikanische archäologische Missionen zu Entdeckungen in Assyrien und dem Palast in Khorsabad, einschließlich der ikonischen "Lamassu"-Statuen mit menschlichen Köpfen, die jetzt im Louvre ausgestellt sind. Trotzdem blieb der Stadtplan unbekannt, was zu Vermutungen führte, dass Khorsabad nie vollendet wurde. Erst nach dem Rückzug des Islamischen Staates aus der Region im Jahr 2017 konnten Archäologen ihre Forschungsarbeiten fortsetzen.

Was wissen wir bereits über Assyrien und die vergessene Hauptstadt?

Sargon II, König des antiken Assyriens mit seinem Sohn.
Sargon II, König des antiken Assyriens mit seinem Sohn.© Lizenzgeber | The British Museum, Wikipedia

Die Entdeckungen in Khorsabad stellen einen bedeutenden Fortschritt in der Erforschung des antiken Assyriens dar. Die Ergebnisse zeigen, dass Khorsabad eine mächtige, florierende Hauptstadt war, die erheblich weiter entwickelt war als angenommen. Bisherige Forschungen konzentrierten sich hauptsächlich auf monumentale Architektur, was die Möglichkeiten zur Erkenntnis des Lebens der gewöhnlichen Einwohner einschränkte. Es bleibt die Frage, ob Archäologen nun traditionelle Ausgrabungen durchführen werden, um tatsächlich in die Erde vorzudringen, oder ob die Fernerkundungen ausreichen werden.

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