Webb-Teleskop entdeckt Galaxie mit ungewöhnlich leuchtendem Gas im All
Der James-Webb-Weltraumteleskop hat eine ungewöhnliche Galaxie entdeckt. Ihre Einzigartigkeit liegt darin, dass ihr Gas heller leuchtet als ihre Sterne. Dieses Phänomen soll für die Erforschung der frühen Geschichte des Universums wertvoll sein.
28.09.2024 13:44
Mithilfe des James-Webb-Weltraumteleskops haben Astronomen eine Galaxie im jungen Universum registriert, deren Gas mehr Licht als ihre Sterne ausstrahlt. Dieses außergewöhnliche Phänomen, so betonen Wissenschaftler, liefert wertvolle Informationen über die frühen Entwicklungsphasen des Universums. Es ist der erste derartige dokumentierte Fall in der Geschichte.
Der James-Webb-Weltraumteleskop ermöglichte eine weitere ungewöhnliche Entdeckung. Ein Team der Universität Oxford hat dank ihm eine einzigartige Galaxie entdeckt, die etwa eine Milliarde Jahre nach dem Urknall existierte. Die Einzigartigkeit dieses Objekts besteht darin, dass das interstellare Gas in der Galaxie heller leuchtet als ihre Sterne.
Der Schlüssel zur Geschichte
Diese Entdeckung könnte entscheidend für das Verständnis der Evolution des Universums sein. Sie stellt nämlich das fehlende Bindeglied zwischen den ersten Sternen und gut geformten Galaxien dar.
– Als ich das Lichtspektrum dieser Galaxie betrachtete, war mein erster Gedanke ‚das ist seltsam‘. Genau dafür wurde Webb geschaffen – um völlig neue Phänomene im frühen Universum zu entdecken. Sie helfen uns zu verstehen, wie die kosmische Geschichte begann – sagt Dr. Alex Cameron, der die Untersuchung beschreibt, die in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" veröffentlicht wurde.
Untersuchungen ergaben, dass Beobachtungen der Galaxie 9422 fast genau den Computermodellen von Gas entsprechen, das durch heiße, massereiche Sterne erhitzt wird. Laut Dr. Harley Katz scheint es, dass die Sterne viel heißer und massereicher sind als diejenigen, die wir im lokalen Universum sehen. Dies liegt an den Unterschieden zwischen dem frühen und dem modernen Universum.
Im lokalen Universum erreichen typische heiße, massereiche Sterne eine Temperatur von 40.000 bis 50.000 °C. Laut dem Team bestehen die Sterne in der entdeckten Galaxie 9422 eine Temperatur von über 80.000 °C. Die Forscher glauben, dass sich die Galaxie in einer kurzen Phase befindet, in der eine große Anzahl massereicher, heißer Sterne in einer dichten Gaswolke entsteht. Diese Wolke ist besonders hell, weil sie von einer großen Menge an Photonen beleuchtet wird, die von diesen Sternen ausgesendet werden.
Man vermutete die Existenz eines solchen Gases im Umfeld der ersten Generation von Sternen – sogenannten Sternen der Population III. Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass diese Galaxie keine Sterne der Population III enthält. Die Daten des Webb-Teleskops deuten nämlich auf eine übermäßige chemische Komplexität hin.
– Die exotischen Sterne dieser Galaxie unterscheiden sich von denen, die wir kennen – sie könnten einen Hinweis auf den Weg von den ursprünglichen Sternen zu den Galaxietypen geben, die wir heute kennen, sagt Dr. Katz.
Trotz dieser bedeutenden Entdeckung bleiben viele Fragen unbeantwortet. Sind die beobachteten Bedingungen in den Galaxien jener Zeit allgemein oder handelt es sich um ein seltenes Phänomen? Können sie zusätzliche Informationen über die früheren Phasen der Evolution von Galaxien liefern? – fragen die Astronomen.
– Es ist eine sehr aufregende Zeit, in der wir Webb nutzen können, um eine bisher unzugängliche Zeit in der Geschichte des Universums zu untersuchen – betont Dr. Cameron. – Wir beginnen gerade erst, neue Entdeckungen zu machen und ein immer breiteres Verständnis zu erlangen, fügt er hinzu.