Zukunft des Apache-Hubschraubers: Modernisierung bis 2060 geplant
Der AH-64 Apache-Hubschrauber wird bald das 50. Jubiläum seines Erstflugs feiern. Trotz seines Alters wird er weiterentwickelt, und die Pläne des Pentagon sehen vor, dass er mindestens bis zum Jahr 2060 im Dienst bleibt. Das ist eine erfreuliche Nachricht für Deutschland, das in Zukunft seine Hubschrauber auf den neuesten Standard modernisieren könnte. Welche Zukunft erwartet den Apache?
15.11.2024 17:01
Haben Kampfhubschrauber noch eine Relevanz? Der Verlauf des Krieges in der Ukraine wirft Fragen über die Zukunft dieser Ausrüstungskategorie auf, doch ziehen verschiedene Länder aus denselben Daten extrem unterschiedliche Schlussfolgerungen.
Südkorea hat - unter Berufung auf den Verlauf der Kämpfe in der Ukraine - beschlossen, das Programm zum Kauf von AH-64-Hubschraubern zu überprüfen. Nach der Lieferung der ersten Tranche von 36 Maschinen sind die Lieferungen weiterer unter Frage.
Japan geht radikaler vor. Obwohl es derzeit eine beträchtliche Flotte von Kampfhubschraubern besitzt, beabsichtigt es, vollständig darauf zu verzichten und stattdessen auf verschiedene Arten von Drohnen zu setzen.
Eine völlig andere Einschätzung der Situation haben die Chinesen formuliert. Sie betrachten den Kampfhubschrauber als unverzichtbar und sparen keine Mittel für die Entwicklung eigener Konstruktionen dieses Typs. Ähnliche Schlussfolgerungen zieht Israel, das 48 AH-64A- und AH-64D-Apache-Hubschrauber betreibt. Dieses Land plant, die Flotte dieser Maschinen nahezu zu verdoppeln.
AH-64E Apache in der deutschen Armee
Eine Debatte, die im Fernen Osten offenbar nicht notwendig ist, gab es auch in Deutschland nicht. Das Verteidigungsministerium hat entschieden, 96 Apache-Hubschrauber zu erwerben. Obwohl dafür rekordverdächtige 11 Milliarden Euro ausgegeben werden, schweigt das Verteidigungsministerium darüber, wie die Hubschrauber in die gesamte Struktur der Streitkräfte integriert werden sollen.
Es ist in diesem Zusammenhang entscheidend, das Umfeld zu betrachten - das gesamte Erkennungs- und Logistiksystem, das mit den Hubschraubern zusammenarbeitet, ist ausschlaggebend für deren Effektivität. Noch ist unklar, wie die Verteilung der Apaches innerhalb der Streitkräfte aussehen wird, aber die Anzahl lässt vermuten, dass Deutschland - analog zur amerikanischen Praxis - jeder der geplanten sechs Divisionen je 16 Maschinen zuweisen könnte.
Die von Deutschland bestellten Hubschrauber sollen laut Verteidigungsminister zwischen 2028 und 2032 geliefert werden. Obwohl Deutschland die modernste Variante, den AH-64E Guardian, bestellt hat, versichert der Hersteller, dass die Entwicklung der fast 50 Jahre alten Maschine nicht abgeschlossen ist. Ab 2032 kann der Guardian einen Nachfolger erwarten, dessen Name bisher nicht bekannt gegeben wurde. Welche Zukunft erwartet den ikonischen Hubschrauber?
Kürzlich lüftete Boeing einen Teil des Geheimnisses, indem es die Zukunft seines Kampfhubschraubers grob skizzierte.
Vom Kalten Krieg zu COIN-Einsätzen
Der Apache wurde für die Bedingungen des Kalten Krieges konzipiert, als Bestandteil einer starken Kriegsmaschinerie in einem großflächigen Konflikt mit einem technologisch fortschrittlichen Gegner. Das Konzept der AirLand Battle, das die NATO im Fall eines Konflikts mit dem Warschauer Pakt vorsah, sah vor, dass der Apache innerhalb eines von den "Big Five" geprägten Ökosystems operierte. Dazu gehörten der M1 Abrams-Panzer, der M2 Bradley-Schützenpanzer, das Patriot-Luftverteidigungssystem, der Black Hawk-Transporthubschrauber und der Kampfhubschrauber.
Die Einsatzjahre dieser Maschine sind inzwischen vor allem von Kämpfen gegen deutlich schwächere Gegner geprägt - wie in Panama oder während der Operation Desert Storm - sowie von COIN-Einsätzen (Counter-Insurgency). Der russische Angriff auf die Ukraine und der wachsende Druck von China führen jedoch - wie Thomas Newdick vom The War Zone feststellt - dazu, dass sich das Pendel beim Apache in die andere Richtung bewegt.
Bei der Weiterentwicklung seines Hubschraubers kehrt Boeing zu den Wurzeln zurück - der Apache soll in einer feindseligen, waffenreichen Umgebung, wie beispielsweise einem Schlachtfeld in Europa, wieder dominieren können.
Advanced Apache - AH-64 nach der Modernisierung
Das erste moderne Konzept zur Modernisierung des Apache wurde bereits 2022 vorgestellt. Boeing schlug damals die Modernisierung des Antriebsstrangs, den Einsatz modularer Bauweisen, fortschrittliche Avionik zur Reduzierung der Informationslast für die Besatzung, die Modernisierung der Sensoren und Datenverbindungen zur Senkung der Betriebskosten sowie den Einsatz neuer Langstreckenwaffen und unbemannter luftgestarteter Systeme ALE (Air-Launched Effect) vor.
Die aktualisierten Pläne, die im Oktober 2024 vorgestellt wurden, präzisieren und erweitern die früheren Ideen. Ein wahrer Wandel erwartet den Apache in Form eines neuen Rumpfes mit erhöhter Lebensdauer zur Senkung der Betriebskosten.
Verfeinerte Aerodynamik zusammen mit einem neuen Antriebsstrang sollen dem Hubschrauber ermöglichen, noch höhere Geschwindigkeiten zu erreichen, ohne das Rotorensystem zu verändern. Frühere Konzepte hatten beispielsweise die Verwendung eines gelenkigen Heckrotors in Erwägung gezogen, der als Druckpropeller fungieren könnte, ähnlich dem S-97 Raider-Hubschrauber (Boeing stellte ein ähnliches Konzept 2014 für die Variante AH-64F vor).
Eine höhere Geschwindigkeit ist unter anderem wichtig für die Zusammenarbeit mit den neuen Bell V-280 Valor-Hubschraubern, die aus dem FLRAA-Programm stammen und in Zukunft die derzeit verwendeten Black Hawks ersetzen werden. Der neue Apache soll außerdem eine größere Reichweite bieten, was besonders bei Einsätzen im Pazifikraum relevant ist.
Der modernisierte AH-64 soll auch mehr Waffen tragen können. Dies wird durch verlängerte Tragflächen ermöglicht, unter denen sechs statt bisher vier Waffenstationen Platz finden werden.
Apache ohne Unterstützung der FARA-Hubschrauber
Auch die Avionik des Hubschraubers wird radikale Änderungen erfahren, die - nach Vorbild der in der F-35 angewandten Lösungen - die Informationsflut für die Besatzung reduzieren, um die wichtigsten Informationen in jedem Moment zu präsentieren. Ein neuer Helm mit visuellem Display hilft dabei und ermöglicht den Einsatz von Augmented Reality (computererzeugte Bilder und Daten, die auf das reale Bild projiziert werden).
Boeing erwägt auch, die charakteristische Radarkuppel, die ab der D-Version des Apache über der Hauptrotorachse angebracht wurde, wegzulassen. Das Radar soll auf den Rumpf der Maschine verlagert werden, und die Rolle der Sensoren für sichere Beobachtung sollen Drohnen übernehmen.
Die Weiterentwicklung der Aufklärungsfähigkeiten wird für den Apache von entscheidender Bedeutung sein, da das FARA-Programm eingestellt wurde, welches den Kampfhubschraubern Unterstützung durch neue, leichtere Kampf- und Aufklärungshubschrauber bieten sollte.
Langlebige Konstruktion
Werden die vorgeschlagenen Änderungen umgesetzt und wann? Boeing präzisiert momentan nicht, ob der neue Apache als Modernisierung der derzeit eingesetzten Echo-Variante (AH-64E Guardian, derzeit in der Variante 6.5) oder als weitere, neue Variante der Maschine entstehen wird, die bisher inoffiziell als "Future Apache" oder "Advanced Apache" bezeichnet wird.
Die Pläne des Herstellers sehen den Beginn der Modernisierung für die Jahre 2032-2035 vor, und der modernisierte Hubschrauber würde - nach den Annahmen des Pentagons - bis zum Jahr 2060 dienen, wenn der Apache fast 90 Jahre alt sein wird.