AfD und Die Linke erzwingen schwierige Regierungsbildung
Die Parteien AfD und Die Linke verfügen im neuen Bundestag über eine Sperrminorität, was die künftige Regierung in eine sehr schwierige Lage versetzt, erklärt die Politologin Julia Reuschenbach.
Reuschenbach betont, dass die AfD ihr Wahlergebnis im Vergleich zu den Wahlen im Jahr 2021 dank der wachsenden Unterstützung in den westlichen Teilen des Landes verdoppelt hat. Obwohl die Populisten in einigen Wahlkreisen im Osten Deutschlands fast 50 Prozent der Stimmen erhielten, ist die Anzahl der dortigen Wähler zu gering, um das landesweite Ergebnis entscheidend zu beeinflussen. Die Politologin hebt den Anstieg der Unterstützung für die AfD in Bayern, Baden-Württemberg und Südhessen besonders hervor.
Gründe für die Popularität der AfD
Bei der Analyse der Gründe für die Popularität der AfD verweist Reuschenbach auf die Ängste der Arbeiter vor Arbeitsplatzverlust und Konkurrenz durch Migranten. Obwohl die deutsche Wirtschaft in guter Verfassung ist und "Deindustrialisierung" ein unbegründeter Slogan sei, konnte die AfD fast 2 Millionen neue Wähler mobilisieren. Bei den Parlamentswahlen erhielt die Partei 20,8 Prozent der Stimmen und wurde zur zweitstärksten politischen Kraft im Land.
Die Parteien des demokratischen Zentrums verloren die Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag, was bedeutet, dass AfD und Die Linke jeden Versuch einer Verfassungsänderung blockieren können. Reuschenbach prognostiziert, dass der Prozess der Bildung einer Koalitionsregierung schwierig sein wird, da die Unterschiede in der Migrations-, Sozial- und Wirtschaftspolitik zwischen den Christdemokraten und den Sozialdemokraten erheblich sind.
Reuschenbach bemerkt, dass die Entstehung einer CDU/CSU-SPD-Koalition nicht sicher ist. Der Entwurf des Koalitionsvertrags wird die Zustimmung der SPD-Mitglieder erfordern; das Ergebnis dieser Abstimmung hängt davon ab, ob es den Verhandlungsführern gelingt, Zustimmung zu sozialen Vorschlägen wie der Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde zu erhalten. Sollte der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil der Regierung beitreten, könnte er das Amt des Vizekanzlers und des Außenministers übernehmen.