NachrichtenCDU/CSU und SPD: Streit um Abschiebungen eskaliert in Europa

CDU/CSU und SPD: Streit um Abschiebungen eskaliert in Europa

Das von CDU/CSU und SPD vereinbarte Zurückweisen von Migranten an der deutschen Grenze wird, so warnt die "Süddeutsche Zeitung", zu einer gefährlichen Eskalation der Situation in Europa führen.

Deutsche Medien: Die Zurückweisung von Migranten an der Grenze droht mit Eskalation.
Deutsche Medien: Die Zurückweisung von Migranten an der Grenze droht mit Eskalation.
Bildquelle: © East News | Ren Pengfei
Mateusz Czmiel

Die Autorin des am Dienstag veröffentlichten Kommentars, Constanze von Bullion, betont, dass die Christdemokraten und die Sozialdemokraten eine Verschärfung der Migrationsbestimmungen durchsetzen wollen, aber nicht erklärt haben, wie das von ihnen vorgeschlagene System funktionieren soll.

Werden Flüchtlinge nach Polen abgeschoben?

Die neue deutsche Asylpolitik könnte laut der Kommentatorin darauf hinauslaufen, dass Flüchtlinge an der Grenze abgewiesen werden, noch bevor sie ihren Asylantrag stellen können – mit der Botschaft: "Weg geschlossen. Bitte umkehren." Dies mag entschlossen wirken, stellt jedoch in Wirklichkeit eine riskante politische Zuspitzung in Europa dar, warnt die Autorin.

Bullion betont, dass die Koalitionspartner zufolge die Rückführung von Migranten in Abstimmung mit den europäischen Nachbarn erfolgen soll. Doch wie lässt sich das in der Praxis umsetzen? Sie stellt die Frage, ob die deutsche Polizei an der Grenze zu Polen eine Gruppe von Migranten aufgreift, die polnischen Behörden kontaktiert und um Rücknahme bittet – nur um eine Ablehnung zu erhalten. Und was passiert dann? Werden die Flüchtlinge tatsächlich nach Polen abgeschoben? Das erscheint eher unwahrscheinlich, heißt es im Kommentar.

Laut Bullion sind sich beide deutschen Parteien der Bedeutung des Problems bewusst. Ein Beweis dafür ist ihrer Meinung nach die "nervöse" Aussage des CDU-Politikers Jens Spahn, der Migranten auch ohne Zustimmung der Nachbarn zurückschicken möchte.

Die Journalistin räumt ein, dass dies theoretisch machbar sei, und betont, dass eigenmächtige, egoistische Maßnahmen derzeit im Trend liegen. Allerdings, so Bullion, sei der Preis dafür hoch. Ihrer Erklärung zufolge würde dies letztlich dazu führen, dass der Schutz der gemeinsamen europäischen Außengrenze scheitert. Das derzeitige System stützt sich auf einen Solidaritätsmechanismus, der die Mitgliedstaaten entweder zur Aufnahme von Flüchtlingen oder zur Zahlung eines festgelegten Betrags verpflichtet.

Deutsche Medien über Polen

In der Süddeutschen Zeitung wird darauf hingewiesen, dass Länder wie Polen weder Flüchtlinge aufnehmen noch finanziell für sie aufkommen wollen. Wenn ihnen nun entgegen den bestehenden Regeln Migranten zugewiesen werden, ist absehbar, dass sie das 2026 in Kraft tretende Gemeinsame Europäische Asylsystem (GEAS) nicht umsetzen werden. Dadurch würde es ihnen noch leichter fallen, ihre Verantwortung abzulehnen.

Bullion erinnert daran, dass Kontrollen an den Binnengrenzen des Schengen-Raums nur "für einen bestimmten Zeitraum zur Bewältigung einer Krisensituation" zulässig sind. Ihrer Meinung nach wird es Deutschland kaum gelingen, den Europäischen Gerichtshof zu überzeugen, da die Zahl der Asylanträge einen rückläufigen Trend zeigt.

Bullion kommt in ihrem Kommentar in der Süddeutsche Zeitung zu dem Schluss, dass die Lösung des Problems nur im Einklang mit den europäischen Nachbarn und unter Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien möglich ist. Andernfalls droht die Zerstörung der bereits erzielten Fortschritte.

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