Kreml ändert Propagandakurs: Europa statt USA im Visier
Die Kreml-Propaganda ändert ihre Erzählweise und zeigt nun auf Europa als Quelle der Destabilisierung, nicht auf die USA, berichtet die "New York Times". "Trump braucht uns, und wir brauchen Trump" - so äußert sich ein Mitglied der Duma. Außenminister Sergej Lawrow spricht hingegen in einem anderen Ton.
Viele Informationen, die von belarussischen und russischen Medien oder Regierungsvertretern verbreitet werden, sind Teil der Propaganda. Solche Berichte sind Bestandteil des Informationskriegs, den die Russische Föderation führt.
Laut der "New York Times" ändert der Kreml seine Haltung gegenüber den Vereinigten Staaten. Noch vor kurzem kritisierte der russische Außenminister Sergej Lawrow die USA als "hegemonial" und "egoistisch".
Jetzt jedoch, in einem Interview am Sonntag, wies Lawrow darauf hin, dass Amerika keine inspirierende Rolle in den historischen Problemen Europas, wie Kolonialismus oder die Handlungen Napoleons, spielte.
Europa als neues Ziel?
Die Änderung der Erzählweise ist auch in den russischen Medien sichtbar. Dmitri Kisielow, ein bekannter Propagandist, behauptete, dass nun Europa und nicht die USA die Quelle der Destabilisierung seien. In seinem Programm stellte er die These auf, dass die "Kriegspartei" in Europa von der "großen Dreiergruppe" - den USA, Russland und China, die eine "neue Struktur der Welt" bilden - dominiert werde.
Der Wendepunkt in der Kremls Erzählweise kam nach den Gesprächen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin sowie nach gemeinsamen Aktionen der USA und Russlands in der UNO. Die "New York Times" stellt fest, dass eine zweite Amtszeit Trumps eine pro-russischere Außenpolitik bringen könnte.
Reaktionen in Russland
Die Änderung des Tons in der Propaganda rief in Russland gemischte Reaktionen hervor. Aleksei Zhuravlov, ein Abgeordneter der Staatsduma, der zuvor mit einem Raketenangriff auf die USA gedroht hatte, ruft nun zur Freundschaft mit Amerika auf.
"Trump braucht uns, und wir brauchen Trump", bemerkt Zhuravlov und fügt hinzu, dass die Zusammenarbeit gegen die Europäische Union gerichtet sein sollte.
Laut Umfragen möchte die russische Gesellschaft zunehmend das Ende des Krieges in der Ukraine sehen und betrachtet Verhandlungen mit Washington als Schlüssel zu diesem Ziel. Doch für die hartnäckigen Kriegsbefürworter, die bisher von einem "Stellvertreterkrieg mit amerikanischer Aggression" gehört haben, könnte die aktuelle Unterstützung Washingtons als Verrat angesehen werden.